Der Preis für das schlechteste Plattencover dürfte für dieses Jahr wohl vergeben sein. Aber kann sich "Mosquito...

Yeah Yeah Yeahs - Mosquito

















Der Preis für das schlechteste Plattencover dürfte für dieses Jahr wohl vergeben sein. Aber kann sich "Mosquito", das vierte Album der Yeah Yeah Yeahs, auch den Titel des besten Albums des Jahres sichern?

Sicherlich nicht. Dennoch ist der Inhalt besser als die Verpackung und reichlich abwechslungsreich geraten. Ihren Anteil daran dürften die Produzenten Nick Launey (Nick Cave And The Bad Seeds, Maximo Park), Dave Sitek (TV On The Radio, Foals) und James Murphy (LCD Soundsytem) besitzen, denn diese lassen Karen O fauchen und schreien ("Mosquito"), säuseln und betören ("Wedding Song"), integrieren einen Gospelchor ("Sacrilege"), das Rattern einer U-Bahn ("Subway") sowie den Hip-Hop-Helden Kool Keith alias Dr. Octagon ("Buried Alive") und lassen Elektro-Pop, New Wave, Art-Rock, Dreampop, Punk-Rock und Shoegaze in den Patchwork-artigen Sound der Yeah Yeah Yeahs mit einfließen.

Vielleicht reicht es, um die 6,333 Punkte zu schlagen, die der Vorgänger "It's Blitz" bei Platten vor Gericht 2009 erreichte.  

Always different, always the same: Pop mit einem geheimnisvollen 60s-Vibe und fantasievollsten sonischen Beigaben.Wieso die Yeah Yeah Yeahs zehn Jahre nach ihrem Debütalbum FEVER TO TELL entgegen allen aufmerksamkeitsökonomischen Regeln immer noch existieren und immer noch Musik machen und immer noch hervorragende Musik machen? Es könnte an einem Denkfehler liegen. Und zwar dem, dass das Trio aus New York fälschlicherweise von Beginn an mit dem Post-Strokes-Hype und dann nahtlos mit dem hauptsächlich von Großbritannien ausgehenden Indie-Rock-Revival der mittleren Nuller-Jahre in Verbindung gebracht wurde. Und offensichtlich mit beiden Strömungen nichts zu tun hat außer der Zeitgenossenschaft. Oder so: Wer nicht brennt, kann auch nicht ausbrennen. Oder für die ganz Doofen: „Die ziehen seit einem Jahrzehnt ihr eigenes Ding durch.“ MOSQUITO, das vierte Album von Karen O, Nick Zinner und Brian Chase, sagt zunächst einmal eines: Yeah Yeah Yeahs haben bisher keines ihrer Alben zum zweiten Mal gemacht – keine schlechte Überlebensstrategie, wenn man die Generation Boredom als Zielgruppe auserkoren hat....
(Musikexpress)


Man höre etwa das subtil-elektronische Mantra "These Paths", den Dream-Pop-Bossa-Nova von "Always" oder "Subway", das bezeichnenderweise auf dem Tuckern der New Yorker U-Bahn basiert. "Despair" wiederum fährt mit dem Trademark-Sound des Trios auf und montiert am Ende verwaschene Shoegazing-Gitarren aus der Schule von My Bloody Valentine ins Klangbild.

Auch in der Schreibarbeit gelungen sind Songs wie "Under The Earth", bei dem man sich an PJ Harvey als ungnädige Mannsmörderin erinnert fühlt, während die Musik vom Dub her kommend in den Hallraum drängt und später einen Crashkurs in asiatischer Harmonielehre gibt. Mit dem lichtdurchflutet-melancholischen "Wedding Song" und dessen auf The Cure und The xx gestimmten Gitarren gibt Karen O am Ende außerdem noch eines ihrer hübsch berührenden Lieder zum Besten. Was die Frau aber geritten hat, die im Sternzeichen von Outer Space stehende Plattitüde "Area 52" aufzunehmen, deren Text - nach Hause telefonieren! - gleichfalls auf den Mond geschossen gehörte ("I wanna be your passenger / Take me as your prisoner / I want to be an alien!"), wäre jetzt interessant.

Trashiger ist nur noch das betont misslungene Albumcover. Ansonsten: Rock on!
(Wiener Zeitung)

Yeah Yeah Yeahs in Deutschland Deutschland Deutschland:

06.05.13 Berlin, Columbiahalle

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