Sucht man im Internet nach der Band Newmen, so stösst man zuerst auf auf ein Unternehmen, das hochwertige Komponenten für Fahrräder produziert. Eigentlich ist diese Namensüberschneidung recht passend, denn die Frankfurter / Berliner Musiker orientieren sich offensichtlich an Kraftwerk aus Düsseldorf, welche immer große Freunde des Radsports waren. Da schließt sich der Reifen.
Die 2012 gegründeten Newmen haben mit „Terminal Beach“, das auf „Rush Hush“ (2014), „Soft Ware“ (2018) und „Futur II“ (2021) folgt, jüngst ihr neues Album (zumindest digital) veröffentlicht. Im nächsten Monat soll das Album auch auf red Vinyl erhältlich sein.
Das Quintett, das bereits mit Rusty Egan (Visage) und Wolfgang Flür (Kraftwerk) zusammen arbeitete, schwooft in knapp 48 Minuten zwischen repetitivem Krautrock, hypnotischem Synthpop und soft groovender Electronica sanft über den Tanzboden. Und dazu tanzen wir dann im „Starlight Casino“. Bitte lernt diesen Tanz!
Schauen wir doch einmal auf die Expertise von Frau Dr. shg. drp. Kerstin Kratochwill:
Inspiriert von einer Kurzgeschichte des Science-Fiction-Autors J.G. Ballard verweben Newmen auf ihrem neuen Album „Terminal Beach“ Vergangenheit und Zukunft zu einem musikalischen Möbiusband: Ein Loop, der unaufhörlich um Themen wie Dystopie und Utopie kreist und diese musikalisch passend mit Early Electronics, Synth-Pop und Neo-Kraut zu einer stilsicheren Schleife bindet. Das pulsierende Herzstück des Albums „The Loop“ beginnt wie ein verschollenes Kraftwerk-Stück mit schwebender Synthesizer-Melodie und vibrierenden Vocoder-Vocals, die von Algorithmen und Albtraum-Echokammern künden und geht über in ein melancholisches zeitkritisches Mensch-Maschine-Mantra – „on (technical) repeat“ quasi wie es in einer Textzeile lautet. (...)Instrumentalstücke wie das krautig blubbernde „Legato Linear“ spielen geschickt mit „Hallogallo“ von NEU! und beamt es mit seinen Beats in die Disco. Stereolabs Psychedelic-Pop steht Pate bei „Echo System“, einem schlauen wie schönen Song, dessen Perspektiven im Laufe von I zu You wechseln und sich auch widersprechen. Diesen Widerspruch finden wir in Allem und im Alltag, wir sind „new radicals. in- between: the void“ wie es in „Soft & Somber Pt.2“ heißt. Und auch musikalisch scheinbar Widersprüchliches versöhnen Newmen, wenn in dem trügerisch beruhigenden Track „Comfort Inn“ Fleetwood Mac mäandernd auf Can treffen, so dass der Projektname des Songs „Fleetwood Can“ lautete. In den Retro-Futurismus schleicht sich somit auch leiser Humor, ein unterschätzter Zeitgenosse, den wir auch im finalen groovig-beatlastigen Track „Concrete Beach“ hören, wenn ganz am Ende des Albums der Wasserkocher aus Newmens Studioküche ganz real vor sich hin brodelt.
0 Comments