Der Verriss von "Ocean By Ocean" im aktuellen musikexpress ist fast so schrecklich wie das Plattencover:...

The Boxer Rebellion - Ocean By Ocean























Der Verriss von "Ocean By Ocean" im aktuellen musikexpress ist fast so schrecklich wie das Plattencover:

The Boxer Rebellion sind die wohl erfol greichste erfolglose Indieband der Gegen wart. Trotz 15 Jahren Bandvita, vier Alben und so einiger Facebook-Fans ist die australisch-amerikanisch- britische Band nie wirklich im allgemeinen Gitarrenrock-Konsens angekommen. Schicksalsschläge wie das plötzliche Aus ihres Plattenlabels Poptones von Alan McGee und der Ausstieg des Gitarristen Todd Howe haben das Bandleben sicherlich nicht einfacher gemacht.

Damit kann man allerdings auch nicht den Fakt abtun, dass The Boxer Rebellion nach all diesen Jahren ihrem pathetisch-traurigen Indierock treu geblieben sind. Schon mit dem ersten Song, „Weapon“, machen sie klar, wohin sie wollen: auf den Gipfel der Belang losigkeit. Der Weg dahin führt vorbei an nervösen Drumbeats, schematischen Gitarren riffs und schwülstigen Gesängen.

Den Höhepunkt der ganz großen Gesten erreichen The Boxer Rebellion schon auf dem dritten Stück, „Let’s Disappear“. Danach steigern sie sich in noch redundantere und strapaziösere Melodien. Der letzte Song auf OCEAN BY OCEAN heißt „Let It Go“ (nein, kein Cover des „Frozen“-Songs). Vielleicht sollten sich The Boxer Rebellion diese drei Wörter vor ihrem nächsten Album zu Herzen nehmen.


The Boxer Rebellion standen auf ihren vorherigen vier Alben für knackigen Gitarrenrock mit New und Postpunk-Einschlag. Für ihr neues Album haben sie aber den Gitarristen ausgetauscht (Andrew Smith rein, Todd Howe raus), alle Songs mit einem wohlig weichen Synthie-Teppich unterlegt und das Ganze im Schonwaschgang sanft glatt poliert. Die Stimme von Nathan Nicholson erreicht weiterhin spielend die schönsten Höhen, von denen Chris Martin oder Morten Harket nur träumen können, und in seinen besten Momenten fühlt man sich neben Coldplay ("You Can Love Me", "Redemption") und a-ha ("Weapon") auch an U2 zu "The Joshua Tree"-Zeiten ("Big Ideas") erinnert. 
Weniger Keyboard-Klänge und ein anderes Plattencover wären dennoch wünschenswert gewesen.  






Alles sitzt wohlüberlegt an der richtigen Stelle, und Nathan Nicholsons pointiert nachhallende Stimme schwingt sauber in den oberen Tonlagen, so wie es in Großbritannien sonst nur Chris Martin von Coldplay schafft. Aber auf den ersten Vergleichswert folgen schnell weitere: The Editors, die schon etwas betagten Talk Talk, Elbow oder The National aus den Vereinigten Staaten – The Boxer Rebellion verkörpern viele Stilschattierungen, sind die perfekte Schnittmenge des verträumt-schwebenden Gitarren-Pop, aber eben ohne eigenes Gesicht. Und da verschwindet auch diese gut gemeinte Platte in der schieren Beliebigkeit einer Musikindustrie, die mittlerweile einfach jeden Monat viel zu viele Alben von höchst unterschiedlicher Qualität ausspuckt.
(intro)


The Boxer Rebellion in Deutschland:

12.05.16 Köln, Luxor
13.05.16 Hamburg, Schanzenpark


3 Kommentare:

  1. Bei einem Blick auf das Cover müsste man noch Punkte abziehen.

    5,5 Punkte

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  2. Das vorherige Album hatte noch ein paar nette Pop-Perlen zu bieten. Hier versinkt alles irgendwann in einem großen Coldplay-Strudel..... . Das Cover erinnert mich übrigens an diverse kleine Aufkleber auf dem alten Kühlschrank meiner Eltern... 6 Punkte

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