So ein Mist. Vor eineigen Tagen hat das Down The Rabbit Hole Festival, das dieses Jahr u.a. The National, PJ Harvey, Daughter und Anohni präsentiert, seinen Zeitplan veröffentlicht und ausgerechnet Oscar (und wohl auch Sivert Høyem) fallen aufgrund ihrer frühen freitäglichen Bühnenzeit für mich weg. Warum muss der junge Londoner Oscar Scheller, auf den ich mich mit am meisten freute, unbedingt das Festival um 14 Uhr eröffnen, wenn ich noch nicht einmal von zu Hause los gefahren sein werde?
Trotzig wird dessen Debütalbum „Cut And Paste“ dann auf der Fahrt in die Niederlande gehört werden!
Nicht nur der Opener „Sometimes“ lässt Erinnerungen an die Hochphase des Britpop wach werden, als Blur oder Elastica noch tolle Pop-Songs geschrieben haben. Neben diesem Song waren vorab mit „Daffodil Day“, „Beautiful Words“ und „Breaking My Phone“ bereits drei weitere Singles veröffentlicht worden, die sich ihren Lo-Fi-Charme behalten haben, obwohl sie für das Album neu aufgenommen wurden. Befürchtungen, dass Oscar mit nur sechs weiteren unbekannten Songs nicht überzeugen kann, dürfen, zum Beispiel Dank „Feel It Too“ oder „Only Friend“, einem Duett mit Marika Hackman, bei Seite geschoben werden. Dass „Good Things“ den Rhythmus von „Dub Be Good To Me“ abkupfert? Egal. Dass Oscar mit seinem Bariton gelegentlich („Fifteen“, „Gone Forever“) mehr als nur an Jens Lekman erinnert? Geschenkt. Denn ich bin von "Cut And Paste" begeistert.
Im Oktober kommt Oscar dann zumindest zu drei Terminen nach Deutschland, Köln ist vorgemerkt und er wird ja wohl hoffentlich nicht wieder so früh auftreten müssen:
11.10.16 Köln, Blue Shell
12.10.16 Berlin, Privatclub
Bereits mit dem Opener „Sometimes“ wickelt der Sänger Freunde luftig lockerer Knarzsounds spielend leicht um den Finger. Britischer kann man kaum klingen als der Londoner, der mit seinem tiefen Organ über angezerrten Gitarren und trockenen Drums thront.
Die kommen am besten im Live-Modus, eingespielt von Oscars Haus- und Hof-Kesseltreiber Aramis Gorriette. Aber auch aus der Drum-Maschine holt Oscar alles raus. Es passt. Und zwar überall. Selbst das zu Beginn quäkende Casio-Thema will irgendwann nicht mehr aus den Gehörgängen raus.
Ähnlich nachhaltig schälen sich Songs wie das dubbig angehauchte „Good Things“, der melancholische Lo-Fi-Arschtritt „Breaking My Phone“ und der vertrackt groovende Ohrwurm „Beautiful Words“ aus den Boxen. Oscar schießt mit wahlweise strahlenden oder traurig anmutenden Soundscapes nur so um sich. Immer wieder setzt der Neueinsteiger noch einen drauf. Am Ende ist man nicht nur entzückt. Man ist schier begeistert von so viel Leichtigkeit.
Die Briten haben einen neuen Indie-Prinzen. Mit Oscar präsentiert sich nach vielen Jahren der Dürre endlich wieder ein Klang-Heilsbringer der Extraklasse. „Cut And Paste“ ist erst der Anfang. Wir wollen mehr! Und zwar schnell! Keep it up, Oscar!
(musikblog)
Der Opener „Sometimes“ mit seiner windschiefen Keyboard-Melodie lässt schon mal nichts vermissen und erinnert an die seligen Elastica: im Schlafzimmer eingespielter Indie-Rock, dem so an Eingängigkeit gelegen ist, dass er auch vor Handclaps nicht zurückschreckt. 90s in full bloom. Der Sohn der beiden Kernmitglieder der New-Wave-Band The Regents (einziger zumindest Semi-Hit: „7 Teen“, 1979) gibt seiner Liebe für die 90er weiteren Ausdruck mit den Oldschool-HipHop-Beats von „Breaking My Phone“, über die er eine karge Bassline legt, die seinen Eltern hätte einfallen können.
Gäbe man diesen Song als Demo (nichts anderes ist er) Mark Ronson, könnte der darauf eine Hitparadenkletterpflanze züchten. Und gäbe es den „NME“ noch, würde er Courtney Barnett und Oscar in einer fragwürdigen Foto-Collage aufs Cover hieven und als Prinzenpaar des Slacker-Revivals ausrufen, weil man das halt so macht (wie, den „NME“ gibt’s noch?). Unter „Good Things“ legt Oscar Scheller einen Dub-Basslauf, „Fifteen“ lässt sich gut als Blur-B-Seite der Mitt-90er vorstellen und zur Synthie-lastigen Ballade „Only Friend“ gesellt sich Marita Hackman als Duett-Partnerin.
Zusammengehalten wird dieser Stilzirkus von Oscars stets leicht leierndem Bariton-Gesang. Die Platte hinterlässt einen mit dem Eindruck, dass hier durchaus Potenzial vorhanden ist. Das war allerdings schon nach den Singles und EPs klar, sodass das Album dieses Potenzial eigentlich hätte ausschöpfen müssen.
(musikexpress)
9 Punkte
AntwortenLöschenDer hätte meine Jahrescharts noch aufgemischt.
AntwortenLöschen8,5 Punkte
Es ist eine Sache die drei wirklich tollen Vorab-Singles/EPs nochmal zu verbraten, etwas anderes ist es mit dem restlichen Material zu selten an die Güte dieser Songs ran zu kommen. Allerdings waren die Erwartungen zugegebenermaßen auch etwas hoch nach diesen 2015er Vorboten. Die manchmal im Gesang aufkommende Erinnerung an the magnetic fields und das tolle "Fifteen" retten das Album dann aber doch auf sehr gut 7,5 Punkte
AntwortenLöschen8 Punkte.
AntwortenLöschenAuch von mir eine hohe Wertung: 8 Punkte
AntwortenLöschen