Die letzte Solo-Veröffentlichung von Owen Pallett war die EP A Swedish Love Story mit dem Überhit Scandal At The Parkade. Bevor ich Owen Palletts zweite Platte unter seinem eigenen Namen (nach dem Final Fantasy Frühwerk) erstmals gehört hatte, hatte ich Bedenken, A Swedish Love Story könne der Höhepunkt seines Schaffens gewesen sein, weil mit der immer größeren Bekanntheit - zuletzt war der Kanadier gemeinsam mit William Butler von Arcade Fire für einen Oscar für ihre Musik für Her nominiert - irgendwann zwangsläufig die Öffnung hin zu einem größeren Publikum folgen müsste. Dies wäre gleichbedeutend mit einem Verlust der herrlichen Schrulligkeit, die die Stücke des Violinisten bisher ausmachten. Denn die ist alles andere als massentauglich.
In Conflict ist mehr Popalbum als die ersten Platten, es ist aber trotzdem durch und durch Owen Pallett und hat noch all die verschrobenen Elemente, die seine Musik bisher ausgemacht haben. Der Sprung in die großen Hallen (und ins Radio) wird ihm damit nicht gelingen, der in meinen CD-Player sehr regelmäßig.
Herausragend und auffällig sind am Anfang zwei Stücke, der Titelsong In Conflict mit seinem herrlichen Elektropop-Rhythmus und vor allem The Riverbed, das von --> (Nummer eins, es gibt zwei Stücke mit dem Namen -->) mit schweren Bläsern eingeleitet wird. The Riverbed ist ein Rocksong, den er für Arcade Fire geschrieben haben könnte. Vermutlich ist das Lied am ehesten das, was ich als Verschiebung zu einem größeren Publikum hin befürchtet hatte. Aber offenbar gewährleistet Owen Palletts Talent, daß auch so etwas (und ein Rocksong) nicht schiefgehen. The Riverbed ist grandios und macht mich neugierig auf seine Live-Umsetzung. Bisher war ich davon überzeugt, daß kein Owen Pallett besser ist als der wild loopende Solo-Künstler, der seine Lieder langsam wie Bausätze aufschichtet. Die Konzerte mit Bandbesetzung fand ich weit weniger spannend. Das scheppernde The Riverbed wird mich vermutlich umdenken lassen. Erst vorhin habe ich übrigens gelesen, daß bei meinen beiden Lieblingsliedern Brian Eno als Gastmusiker mitwirkte, als Gitarrist bei In Conflict und als Keyboarder bei The Riverbed.
Die beiden hervorragenden Lieder Stücke sollten aber nicht zu sehr ablenken, da In Conflict viele andere Perlen enthält. Song For Five And Six oder Chorale zum Beispiel sind weitere Knüller - In Conflict ist keinesfalls ein Rückfall hinter Heartland oder A Swedish Love Story!
Weil ich nicht weiß, wie man anständige Plattenkritiken schreibt, komme ich nicht auf so schöne Sätze wie das Begleitschreiben zum Album:
In Conflict ist etwas ganz Kostbares, Seltenes, ein Nachfahre fantastischer Sackgassen der Geschichte – ästhetischer Waisenkinder, die kraft ihrer Originalität, zur Nachahmung inspirierten, deren Genialität aber niemals erreicht wurde. Man denke an große Künstler wie Diamanda Galas, Steve Reich oder Margaret O `Hara.
Aber meine Botschaft ist die gleiche: ein tolles Album, das lange bleiben wird!
8,5 Punkte
AntwortenLöschen7,5 Punkte
AntwortenLöschenWo kommt nur diese Begeisterung her? Mir bleibt kein Song im Gedächtnis... 6,5 Punkte
AntwortenLöschen8
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