Meine Blog-Mitstreiter werden es bestätigen, in schöner Regelmäßigkeit jammere ich ihnen die Ohren voll, wie wenig Zeit, neben Nacht/Wochenend-Diensten und zwei Kindern, noch zum Musikhören (geschweige denn darüber schreiben) bleibt. Da ist so ein Blog dann doch irgendwie etwas weiter hinten in der Prioritätenliste. Aber natürlich hat er dennoch auch immer wieder seine positiven Seiten. So wird man z.B. auf Künstler/Veröffentlichungen aufmerksam (gemacht) die einem sonst wahrscheinlich entgehen würden.
Das Album von Willy Fog ist solch ein Fall.
Die 5 Jungs aus Dortmund, geschult an einigen anderen deutschen "Stimmen" dieser Zeit (später mehr), werfen nun, nach etlichen Liveauftritten quer durch die Republik, mit "Harlekin Geisterpfeifenfisch" ihr Debüt auf den Markt.
Dieses ist mit 8 Songs kurz, vor allem aber knackig gehalten, und hat für mich einige positive und wenige "es geht so" Effekte.
Auf der Haben-Seite steht eindeutig, das musikalische Gerüst, sehr gitarrenlastig, aber dennoch durchaus melodieverliebt, an mancher Stelle die Grenze zwischen Hard/Emocore und Postrock geschickt auslotend ("Adieu Floyd"). So liefert gleich der Einstieg mit "Felis" z.B. erst mal eineinhalb Minuten instrumentale Vorbereitung auf das Grollen, das dann folgen soll. Sehr schön auch der flirrende Beginn von "Lupus", zu dem mir beizeiten gerne jemand mal sagen darf, woran mich der erinnert.
Die Texte, die in ihrer teils adolsescenten Verzweiflung den alten Mann in mir zwar nicht mehr 100%ig widerspiegeln, aber dennoch nachvollziehbar bleiben ("Der Schnaps kostet 4,30. Das Leben den Verstand", wieder aus "Lupus" einem der Höhepunkte des Albums).
Das Artwork (ja bei mir hört auch das Auge mit) und, man ahnt es, auch Vinyl wird angeboten, was ja bei mir gleich einen Pluspunkt gibt.
Auf der andere Seite bin ich ja nicht nur der "Beauftragte" für deutschsprachige Veröffentlichungen, sondern auch der POP-Aficionado des Blogs, und ich gebe zu, da fehlt mir natürlich bei der rauchig kratzigen, manches Mal fast an Casper erinnernden Stimme, von Sänger Jonas Boekamp, ab und an ein wenig das harmonische Element, die Balance zwischen geschrienen und gesungenen Passagen.
Nichtsdestotrotz bleibt "Harlekin Geisterpfeifenfisch" ein mehr als ordentliches Debüt, das gerade in Zeiten von Love A, Adolar, Captain Planet, Mikrokosmos23 oder Messer sicherlich sein Publikum finden wird.
"Halsüberkopfsteinpflaster" - ein kleiner Höreindruck und gleichzeitig ein Beispiel, bei dem Melodie und Druck sehr gut harmonieren:
Nächstes Mal noch etwas mehr Melodie im Gesang und ich werde richtiger Fan
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