Auch das dritte Album von The Mary Onettes fand bereits vor Wochen seinen Weg in meinen Briefkasten und genau so wie bei...

The Mary Onettes - Hit The Waves

















Auch das dritte Album von The Mary Onettes fand bereits vor Wochen seinen Weg in meinen Briefkasten und genau so wie bei der aktuellen Veröffentlichung von I Used To Be A Sparrow kommt die Vorstellung von "Hit The Waves" zeitnah zur morgigen Veröffentlichung. Denn wem nutzt eine solche, wenn er eine Platte, die vielleicht das Interesse geweckt hat, Wochen später bereits wieder vergessen hat?

Zum Vergessen ist aber leider, so befürchte ich sagen zu müssen, das von Dan Lissvik (Taken By Trees, The Embassy, Parlour) produzierte "Hit The Waves" geraten. The Mary Onettes schwören dem düster-gitarrigen New Wave ihres tollen Debüts "The Mary Onettes" (2007) vollkommen ab, und wenden sich - "Islands" (2009) hatte es bereits angedeutet - dem aalglatten, entrückten Synthie-Pop der 80er Jahre zu. Jedoch in einer Konsequenz, mit der man nicht rechnen konnte und die auch ihre Landsleute von den Shout Out Louds auf "Optica" nicht an den Tag legten. Die Plattenfirma nennt dies "New-Romantic-Pop-Epen" und so treten The Mary Onettes, deren Sänger Philip Ekström früher sehr an Morten Harket (a-ha) erinnerte und heute auch Robert Smith (The Cure) im Programm hat, mit "Hit The Waves" in Tradition von Howard Jones, Spandau Ballet, Duran Duran, The Human League und Ultravox.



Dabei beginnt alles ein bisschen wie ein Traum. Das "Intro" umschmeichelt die Gehörgänge und sorgt bereits für den ersten Anflug von Gänsehaut. Statt Vollgas zu geben, lassen sich Sänger Philip Ekström und seine drei Kollegen ausgiebig Zeit, bis das Album mit der ersten Single "Evil coast" tatsächlich loslegt. Synthies und das unruhige Schlagzeug sorgen schnell für melancholische Stimmung, die sachte erklingenden Glocken am Ende könnten ebenso winzige Regentropfen sein und Ekströms hohe Stimme wirkt zerbrechlich wie Glas - aber nicht mal ansatzweise so kalt. Viel poppiger wird es auf "Black sunset", das mit seinem schnellen Rhythmus und dem enthusiastischen Refrain überzeugt, während der Titeltrack ohnehin nach All inclusive klingt mit seinem freudigen "I'll meet you in the waves" und den gelungenen Tempiwechseln.

"Don't forget (to forget about me)" weckt nicht nur dank seines Titels Erinnerungen an die Simple Minds, fällt im Vergleich zu den anderen starken Songs etwas ab. Dann doch lieber "Can't stop the aching", auf dem das Quartett jede einzelne seiner Stärken ausspielen kann und das von Produzent Dan Lissvik (Studio) einen ganz eigenen Stempel aufgedrückt bekommen hat. "Love is a feeling from space / That's why you look away", singt Ekström da und herzschmerzt sich durch den ansonsten ungemein positiv klingenden Song. Der turbulente Urlaub endet passenderweise mit "How it all ends", das sich, von akustischen Gitarren eingeleitet, als perfekte Abgang herausstellt. Wie durch einen weißen Vorhang ertönt der Gesang, bis jener sich kurz vor Schluss öffnet und das Stück in all seiner Reinheit präsentiert. "Hit the waves" endet, wie es angefangen hat: ohne irgendwelche Schnörkel oder großes Getue, dafür aber mit Gänsehaut. Wie schön, dass der nächste Urlaub hier nur einen Klick entfernt ist.
(Plattentests)


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