Auch wenn es die Devotees nicht gerne lesen/hören wollen: Die Kritiken zu "Delta Machine", dem dreizehnten Studioalbum von Depeche Mode, sind - freundlich formuliert - eher bescheiden.
Dabei setzen Dave Gahan, Martin Gore und Andy Fletcher doch auf Kontinuität, indem erneut Ben Hillier als Produzent engagiert wurde, sich Anton Corbijn für das Optische verantwortlich zeichnet, Gore den Großteil der Songs schrieb, auch Gahan (zusammen mit Kurt Uenala) wieder 3 Songs beisteuern durfte und sogar Flood wieder mit ins Boot geholt wurde, der zuletzt bei "Violator" (1990) und "Songs Of Faith And Devotion" (1993) für das Mixing zuständig war.
Dabei hat "Delta Machine" so einiges zu bieten, was gerade an "Violator" und "Songs Of Faith And Devotion" denken lässt: gelungene Arrangements, in denen die Maschinen herrlich pluckern, pumpen und piepsen ("My Little Universe", "Broken"), Dave Gahan als pathetischen Prediger zwischen elektronischem Soul, Gospel und Blues ("Welcome To My World", "Slow", "Goodbye"), sowie den ein oder anderen prägnanten Popsong ("Soothe My Soul"), der vielleicht eine bessere Figur als Vorab-Single abgegeben hätte als "Heaven".
"Delta Machine" hinterlässt bei mir einen besseren Eindruck als zuletzt "Sounds Of The Universe" (2009) und "Playing The Angel" (2005), jedoch dürfen einige Hänger ("Slow", "Soft Touch / Raw Nerve", "Goodbye") nicht verschwiegen werden. Auch von der obligatorischen, von Martin Gore vorgetragene Ballade ("The Child Inside") hatte ich mir mehr versprochen.
Vielleicht hätten Depeche Mode das Album nicht so voll packen sollen (13 Titel in fast 58 Minuten, zu denen sich in der Deluxe Edition noch 4 weitere gesellen), denn "Violator" und "Songs Of Faith And Devotion" kamen auch mit 9 bzw. 10 Liedern aus.
Was soll der Titel bedeuten? Quetschen Depeche Mode nun den Blues aus ihren Synthesizern? Jetzt dürfen wir hören und stellen fest: Irgendwie so Jein, naja. Während seine Kollegen die elektronischen Maschinen auf durchaus vertraute Art und Weise entsaften, wähnt sich der Sänger Dave Gahan auf einem Mississippi-Raddampfer. Er knödelt und greint wie einst John Lee Hookers Gitarre. War das auf vorherigen Alben ein Stilelement unter vielen, gibt er diesmal beinahe durchgängig den angry, ähem, young man. (...)
Doch weiter auf Delta Machine. Im langen Mittelteil zwischen Heaven (Nummer 3) und Should Be Higher (Nummer 9) hängt das Album durch wie eine Hängematte; der Hintern schaukelt bei Slow. Dazwischen enervierende Stampfer, melodiebefreite Balladen, lahme Liedchen. Mit viel gutem Willen ist Alone das zweite gute Stück. Soothe My Soul, die zweite Single, aber ist unerträglich: Man stelle sich nur vor, wie im Festivalsommer diese bittere Vergewaltigungsphantasie aus zigtausend Kehlen schallt.
Nostalgie ist meist ein verkaufsfördernder Impuls. Blind und geschmacklos. Wer ihr nachgibt, wird mit Delta Machine bestraft. Immerhin, es ist besser als Sounds Of The Universe – und damit das beste Depeche-Mode-Album seit acht Jahren! Mehr Trost ist nicht zu finden.
(Zeit)
Was Depeche Mode bislang fast jedem ihrer Alben voranstellten, waren fabelhafte Leadsingles – zuletzt zu SOUNDS OF THE UNIVERSE (2009) das erstaunlich aufwühlende „Wrong“. „Heaven“, der erste Release zum elften Album der Band, muss leider zu den Ausnahmen von dieser Regel gezählt werden. Das Stück trabt als Bluesrockballaden-Standard der DeMo-Schule dem Album allzu gemächlich voraus, mit einer mollnen Akkordfolge kellerwärts, wie sie sich Schülerbands ausdenken, wenn sie mit „Knockin’ On Heavens Door“-Covern durch sind.
(Musikexpress)
Und was hört man dann? Ja, das klingt tatsächlich ein wenig nach Neuanfang - oder zumindest nach mehr Dringlichkeit. Wie als Symbol eröffnet "Welcome To My World" das Album mit einer Art elektronischem Brummfurz, die Beats sind ausgesprochen trocken. Martin Gore hat von seinem Nebenprojekt VCMG mit Vince Clarke, seinem Vorgänger als Depeche-Mode-Hauptsongwriter, offenbar die Lust an minimalistischen, scharfen, gefilterten Synthie-Sounds mitgenommen. Das fällt besonders beim tastenden "My Little Universe" und dem Glam-Shuffle "Soft Touch / Raw Nerve" auf. (...)
Auf der Soundebene ist dem Trio also viel eingefallen. Die zum Himmel strebenden Melodien, die die pophistorischen Sternstunden der Band Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre prägten, fehlen dagegen weitgehend. Ein Mangel, der nun schon seit ein paar Alben schmerzt - wahrscheinlich wird das nix mehr mit den großen Würfen. Kurios, dass ausgerechnet Dave Gahan mit seinen drei Kompositionen am ehesten an diese Phase anknüpft; so bei "Broken", dessen Gesangslinie stark an "Behind The Wheel" aus dem Jahr 1987 erinnert.
(Spiegel)
Depeche Mode in Deutschland:
01.06.13 München, Olympiastadion
03.06.13 Stuttgart, Mercedes-Benz Arena
05.06.13 Frankfurt, Commerzbank-Arena
09.06.13 Berlin, Olympiastadion
11.06.13 Leipzig, Red Bull Arena
17.06.13 Hamburg, Imtech-Arena
03.07.13 Düsseldorf, ESPRIT arena
05.07.13 Düsseldorf, ESPRIT arena
Diese Platte ist mir zu wenig überraschend. 6 Punkte.
AntwortenLöschen... und noch dazu langweilig. 6 Punkte
AntwortenLöschenDelta Machine live: hier ein Konzertbericht aus Düsseldorf.
AntwortenLöschenOK, mir hat ja so als ziemlich Einzigem das letzte DM album gefallen. Ganz so gut ist es wirklich nicht.
AntwortenLöschen6,5
DM von DM bekommt von DN:
AntwortenLöschen7,5 Punkte
Und nochmals 7,5 von mir.
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