Ein Mann, der die musikalische Sozialisation und Entwicklung von Depeche Mode maßgeblich mit beeinflusst hat, ist Karl Bartos, der von 1975 bis 1990 Mitglied bei Kraftwerk war und bei zahlreichen Songs wie "Musique Non-Stop", "Tour de France" oder "Das Model" mit als Komponist aufgeführt wird.
Nun veröffentlichen Bartos sowie Gore & Co. innerhalb von einer Woche neue Alben, jedoch ist "Delta Machine" bereits das dreizehnte Studioalbum von Depeche Mode und "Off The Record" erst die zweite Soloplatte vom ehemaligen Kraftwerkler.
Karl Bartos, der von 2004 bis 2009 im Rahmen einer Gastprofessur an der Universität der Künste in Berlin Auditive Mediengestaltung am Studiengang "Sound Studies - Akustische Kommunikation" lehrte, arbeitete nach seinem Ausscheiden bei Kraftwerk zusammen mit Bernard Sumner und Johnny Marr kurzzeitig am Projekt Electronic ("Raise The Pressure", 1996) zusammen und veröffentlichte jeweils ein Album als Elektrik Music ("Esperanto", 1993) bzw. Electric Music ("Electric Music", 1998). Der Release seines einzigen Soloalbums bisher, "Communication" (2003), liegt mittlerweile auch schon 10 Jahre zurück.
Für "Off the Record", stöberte Bartos in alten Notizbüchern, die bis in die Anfangstage von Kraftwerk zurückreichen und überarbeitete die Ideen und Skizzen in den vergangenen zwei Jahren in retrofuturistischen Pop, der näher an Kraftwerk ist, als alles, was ich in den letzten Jahren gehört habe. Also lässt nicht nur das Plattencover direkt an Kraftwerk denken! Es gibt Technopop mit den typischen Roboterstimmen ("Musica Ex Machina", "Atomium"), minimalistischen Synthiepop mit ebenso schlichtem deutschen Texten ("Nachtfahrt", "Rhythmus"), experimentelle Elektronik-Avantgarde ("The Binary Code") und auch Songs ("Without A Trace Of Emotion"), die die Einflüsse der Zusammenarbeit mit Sumner und Marr erkennen lassen.
“Off the Record”, sein neues Album, beruht auf Skizzen aus seiner Zeit bei Kraftwerk, die er damals festgehalten hatte. Daher überrascht es nicht, dass vieles auf der Platte an ebendiese Phase erinnert. Es sind schöne Songs geworden, keine Frage, die in bester teutonischer Pop-Manier daherkommen. Man kommt aber nicht umhin, Bartos an Kraftwerks Hochzeit zu messen, und da wirkt er dann doch eher nostalgisch als visionär. Oder liegt es an einem selbst, dass man dauernd Kraftwerk-Vergleiche heranziehen muss?
(de-bug)
'Was"n das? Erasure in Zeitlupe?', mault die Freundin. Eine ziemlich treffende Kurzkritik, aber es ist dann doch Karl Bartos, ehemals zweiter von links bei Kraftwerk und jetzt wieder da, mit einer kleinen Zeitkapsel im, äh, Aktenkoffer? Seine Platte 'Off The Record' (Bureau B) versammelt lose Enden, renovierte Dateien, Archivschätze aus allen Zeiten seines musikalischen Wirkens. Ganz alte Sachen sind dabei und wirklich interessante Vorgänge, wie etwa bei dem Track 'Without A Trace Of Emotion', den er am Tag als John Lennon erschossen wurde zur Seite legte und sich erst 2010 wieder vornahm. Die 30 Jahre verkraftet das Stück ausgezeichnet, es glänzt immer noch mit jener makellosen, elektronischen Architektur, die auch den Kraftwerkplatten bis heute inne wohnt. Was da aus Moogs, Synthies und Co. gebastelt wurde, ist dieser sterile, internationale Schwung, der immer so klingt, als wäre er im Vakuum gelagert gewesen. Dieser Sound bewegt bis heute - auch wenn das Ohr schon längst elektroniksatt ist.
(Süddeutsche Zeitung)
Firstly, there’s a slight context missing to the album alone, as this is designed with a travelling 3D cinema to accompany performances. A glimpse at the images accompanying lead single ‘Atomium’ sets a tone that’s in keeping with expectation; statues of particles, architecture, retro text that pans across the screen. There’s no denial here that this music is from the past and now the realm of nostalgia. Not putting out records is the best thing Kraftwerk have done: there’s a respect to history and their role in it. Unearthed somewhat unnecessarily, this release is pleasant indulgence but no masterpiece.
This isn’t to say it can’t be enjoyed. ‘International Velvet’ and ‘The Tuning of the World’ are beautiful ballads with the glistening keyboards that ‘Computer World’ spiralled into international reverence. As well as providing looping, hypnotic, ear worms they emit, retrospectively, a glance of the DNA of acts spinning out of their influence; Warp Records and Plone, Bjork, The Postal Service. What’s fun in hearing this is to sonically trace Bartos-era Kraftwerk (and Kraftwerk, period) as the robots being absorbed molecularly, over generations, into a humanised form, a classic Sci-Fi narrative played via music; an imagined opera.
Then there’s the brutal. ‘Music Ex Machina’ pounds with the incessant drone of today’s pop. Where once this would have signalled the possible moral conflict of technology’s potential (unthinking, un-judging processes), this now just sounds like the backbeat of the charts. For the first few minutes this could be the ‘Macarena’, David Guetta, LMFAO, music as a business model and pumped into clubs. Bartos thankfully doesn’t let the backbeat be the sole stimulant. The track flitters into a series of oscillations that become a therapeutic noise, a respite from the Edward Hydes Bartos has similarly helped create.
Everything that makes a mark in history is victim to perception; there are benefits and unwanted side effects. Bartos is no different, he’s been in one of the strangest bands we have and has become a legend, he’s excited generations and steered culture. Now he cannot do that, now his music falls flat.
(Drowned In Sound)
7 Punkte
AntwortenLöschenEin wirklicher Gradmesser wäre wohl nur ein neues Kraftwerk-Album. Ob das jemals kommen wird?
AntwortenLöschen6,5 Punkte
zu wirklich schönen kraftwerkesquen nummern gesellen sich hier leider auch viele kitschige... deshalb 6 punkte.
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