Platten vor Gericht fragt - du antwortest (III)
Heute mit: Volker
PVG: Ist "In Our Heads" wirklich so gut, dass du es dir gleich doppelt auf Vinyl kaufen musstest?
Volker: So gut ist eigentlich keine Platte, leider habe ich übersehen, dass es eine Version mit 7" gibt.
Welche 3 Songs von Hot Chip sollten in einer gerechten Welt im Radio auf Dauerrotation laufen?
"And I Was A Boy From School"
"Over And Over" und
"Ready For The Floor" in der Version von Lissy Trullie
"Discographien beurteilen oder ranken find ich eh gut" - so ein Zitat von dir. Dann einmal los!
Coming On Strong: 7 Punkte (lange her, dass ich die gehört habe)
The Warning: 9 Punkte
Made in The Dark: 7,5 Punkte
One Life Stand: 8 Punkte
In Our Heads: momentan 7,5 Punkte
Kaum ein Hot Chip Artikel kommt ohne den Begriff "Nerd" aus - was ist denn der "nerdigste" Gegenstand, den du in den letzten Wochen erworben hast?
Zweimal die gleiche LP.
Hot Chip kommen im Herbst auf Tournee. Wäre das etwas für dich?
Ich bin alt, Live Musik machen meine Beine nicht mehr mit, oder war es die Wirbelsäule oder die Ohren oder....
Hot Chip in Deutschland - ohne Volker:
29.10.12 Köln, Live Music Hall
30.10.12 Frankfurt, Cocoon
01.11.12 Berlin, Columbiahalle
02.11.12 Hamburg, Große Freiheit
Es beginnt mit „Motion Sickness“. Der Titel suggeriert Unangenehmes, Schmerzhaftes, Hektisches. Die Musik fällt wegen des zusätzlichen Schlagzeugspiels von Charles Hayward (This Heat) und des Saxofonbeitrags von Terry Edwards gewiss nicht in die unterproduzierte Kategorie. Aber in der Stimme von Alexis Taylor steckt so viel einladende Wärme, dass man gleich wieder gut Freund ist mit der Band. In „How Do You Do“ leben Hot Chip einmal mehr die Liebe zur House-Musik aus, die bei ihnen immer eine Rolle spielt. Aber die fünfte Hot Chip heißt In Our Heads, nicht „Ready For The Floor“. Deshalb wechselt die Band mit „Don’t Deny Your Heart“ gleich wieder in einen anderen Stil über. Plötzlich ist man mitten drin im Human-League-Revival-Rausch. Schon die Melodieführung lässt diesen Schluss zu, die Klänge der gesampelten Steel-Band hören sich wie die Synthesizer auf Dare! an, Perkussion und Rhythmusgitarre erinnern an das, was Produzent Martin Rushent (RIP!) in seinen Remixen für The League Unlimited Orchestra hinzugefügt hat. Joe Goddard arbeitet gerne nach Vorlage. Die kam hier garantiert aus Sheffield. Im Falle von „Look At Where We Are“ sieht es anders aus. Hier hat man es mit Maßarbeit aus der Werkstatt von Alexis Taylor zu tun. Das Tempo geht herunter, es wird intim, der R’n’B-Einschlag ist nicht zu überhören. Aber die stilistische Komponente ist gar nicht so entscheidend. Vielmehr hört man in besonderem Maße, wie sehr Hot Chip über die Jahre als Songschreiber gewachsen sind. Es wäre nicht verwunderlich, wenn gerade dieses Stück demnächst von Musikern aus anderen Genres für eine neue Version geplündert werden würde.
Mit „These Chains“ kommt das persönliche Element ins Spiel. Die Beat-Frequenz pro Minute ist zwar hoch, aber die Musik wirkt trotzdem gedämpft, damit Raum für Nachdenklichkeit bleibt. „These chains you bound around my heart completely, baby, I would not be free“, lautet die Leadzeile. Zaghaft wird darauf verwiesen, dass Goddard und Taylor vor Kurzem Väter geworden sind. Elterndasein bindet, komplettiert aber auch. Hot Chip wären aber nicht Hot Chip, wenn sie bei der nächsten Gelegenheit nicht wieder ins andere Extrem umschlagen würden. Und der Begriff Extrem ist im Falle von „ Night And Day“ angebracht. Hier lassen sich die Soundtüftler auf ein Spiel mit der Stupidität ein. Überall stößt man auf Party nonsens, besonders der Scissor-Sisters-Gesang wirkt artfremd. Taylor liefert einen Comedy-Rap-Part ab, mit dem er das bekräftigt, was man ohnehin von ihm weiß: „I don’t got no Abba, I don’t play no gabba, I like Zapp not Zappa … so please quit your chooba chabba!“ Wenn man in einem Club mit geringer Distanz zwischen DJ und Publikum spielt, wird oft Musik gewünscht, die man nie spielen würde. „Night And Day“ ist Taylors Reaktion darauf.
Einen echten Schwachpunkt gibt es nicht zu beklagen. Auch der letzte, in Richtung Soft-Rock schielende Song „Always Been Your Love“ mit Lizzi Bougatsos von Gang Gang Dance und den Geigern von Geese als Verstärkung ist keiner. Vielmehr bestätigt er noch einmal, dass diese Band wieder einmal alle Bewerber auf dem Gebiet des Elektro-Pop hinter sich gelassen hat. Und das mit Leichtigkeit. Wie machen die das bloß?
(Musikexpress)
Laut.de hat die Top 50 Alben des Jahres 2012 gewählt. Hier die Top 30 daraus:
AntwortenLöschenPlatz 1: Hot Chip - In Our Heads
Platz 2: Grizzly Bear - Shields
Platz 3: Chromatics - Kill For Love
Platz 4: Alt-J - An Awesome Wave
Platz 5: Frank Ocean - Channel Orange
Platz 6: Flying Lotus - Until The Quiet Comes
Platz 7: Dirty Projectors - Swing Lo Magellan
Platz 8: Led Zeppelin - Celebration Day
Platz 9: Bat For Lashes - The Haunted Man
Platz 10: Leonard Cohen - Old Ideas
Platz 11: Django Django - Django Django
Platz 12: Tame Impala - Lonerism
Platz 13: Bob Dylan - Tempest
Platz 14: Mark Lanegan Band - Blues Funeral
Platz 15: The XX - Coexist
Platz 16: Baroness - Yellow & Green
Platz 17: Tenacious D - Rize Of The Fenix
Platz 18: Lana Del Rey - Born To Die
Platz 19: Deftones - Koi No Yokan
Platz 20: Lee Ranaldo - Between The Times And The Tides
Platz 21: Neneh Cherry & The Thing - The Cherry Thing
Platz 22: Jack White - Blunderbuss
Platz 23: Sizarr - Psycho Boy Happy
Platz 24: Neil Young - Psychedelic Pill
Platz 25: Dry The River - Shallow Bed
Platz 26: Soundgarden - King Animal
Platz 27: Bruce Springsteen - Wrecking Ball
Platz 28: Tindersticks - The Something Rain
Platz 29: David Byrne & St Vincent - Love This Giant
Platz 30: XXYYXX - XXYYXX
Von mir übrigens 7,5 Punkte für das bislang beste Hot Chip-Album.
AntwortenLöschenAndere Ausgangslage - ähnliche Punkte: Auch wenn es nicht an die Klasse der vorherigen Alben heran reicht, vergebe ich
AntwortenLöschen8 Punkte
Hot Chip sind schon auf einem erstaunlich konstantem Niveau in den letzten Jahren.
AntwortenLöschenDer erste oben beschriebene Punkte-Eindruck bleibt bestehen
7,5
8 Punkte.
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