"Ich wollte unbedingt weg von dieser Orchestrierung der bisherigen Alben und einfach eine Live-Scheibe einspielen mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Raketengetöse!"
Richard Hawley-Fans der ersten Stunde sind ob dieser Aussage im ersten Moment vermutlich leicht verunsichert. "Raketengetöse"? Wieso denn bloß? Das croonerhafte passt doch so ausgezeichnet zu ihm und seiner sonoren Stimme. Ob er vielleicht dieses Mixtape sah, dessen Namensgeber er mit seinem Song "Tonight The Streets Are Ours" war und sich den Kommentar "I thoought this playlist was going to be more gangster" zu sehr zu Herzen nahm? Man weiß es nicht.
Richard Hawley-Fans der ersten Stunde wird es hier vermutlich seit seiner Zeit bei den Longpigs geben, auch wenn ein Großteil der Britpopmädchen damals eher auf deren Sänger Crispin Hunt stand. Nach einem kurzen Gastspiel als Tourmusikant bei Pulp erschien 2001 sein erstes von mittlerweile sechs Studioalben, die uns mit ihren melancholischen Crooner-Popsongs so viel Freude bereiteten. Und jetzt? Raketengetöse?
Streicher werden gestimmt, flüsternde Dissonanzen tasten sich ins Album.
Ah, Entwarnung.
Doch dann, aus dem Nichts, die Gitarrenbreitseite - und wir wissen: Richard Hawley hat nicht nur ein neues Label, sondern auch einen neuen Stil.
Raketengetöse, also doch.
Sein Pop noir der vergangenen Jahre, der lauter nostalgische Reminiszenzen an seine Jugend und Herkunft lieferte, geriet in der Tat allmählich in Gefahr, zu erstarren in neoromantischem Edelkitsch. Wie erholsam daher nun die Rückkehr zum Rock, wie schroff seine Soli, wie erfrischend der Gitarrensturm, der die Streicher aus dem Saal fegt. Hawleys Stimme versinkt tief im Sound, sie croont nicht mehr von Tresennächten, sondern von Himmel und Sonne, und all das - Sound, Texte, Attitüde - grenzt sich klar ab von dem, was früher war. Hawley ist Nick Cave nun wieder näher als Sinatra, und so verführerisch die letzten Alben auch waren: Das hier ist der wahre Stoff. (kulturnews.de)
Richard Hawley-Fans der ersten Stunde: Habt keine Berührungsängste mit der neuen Stilvielfalt. Hört sie hier:
Das Album ist bereits als CD und Doppel-Vinyl (inclusive CD) erschienen. Begleitend erscheinen über den Richard Hawley Singles Club im Laufe des Jahres vier 10“s, die sich in eine schicke und limitierte Collector’s Box einfügen lassen.
8 Punkte
AntwortenLöschenDas Gitarren-Experiment bitte jetzt beenden.
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