Wie kommt denn eine Band bloß auf die Idee ihr neues Album als 2.0-Update des Debütalbums, das gleichzeitig ihr b...

Kula Shaker - K 2.0

























Wie kommt denn eine Band bloß auf die Idee ihr neues Album als 2.0-Update des Debütalbums, das gleichzeitig ihr bestes und erfolgreichstes war, zu postulieren? Bei Garbage, die ihr zweites Album "Version 2.0" nannten, war die Ironie offensichtlich, Kula Shaker kopieren jedoch sogar das Plattencover stilistisch, formal und inhaltlich und zeigen damit 20 Jahre nach "K" nicht einmal das kleinste Augenzwinkern.

Hört man sich die 11 Songs von "K 2.0" dann an, so muss man konstatieren, dass Crispian Mills und seinen Kollegen definitiv eines ihrer stärksten Alben gelungen ist. Wir hören zur Eröffnung mit "Infinite Sun" einen eingängigen, Mantra-artigen Song mit Handclaps und indischen Einflüssen, die George Harrisson gefallen hätten, der an "Tattva" oder "Govinda" denken lässt. "Holy Flame" ist dynamischer Gitarrenpop, der in der Britpop-Hochphase ein Hit geworden wäre, das folgende "Death Of Democracy" wäre ein weiterer versponnener Single-Kandidat, wenn er nicht so stark an "Camouflage" von Stan Ridgeway erinnern würde.
Zudem gibt es im Mittelteil des Albums schlichten, akustischen Folk (das über 6-minütige "Here Come My Demons", das an Pink Floyd erinnert und zwischendurch zum Rocker mutiert, oder das Dylan-mäßige "33 Crows"), natürlich einen Song mit Hindu-Text ("Hari Bol") und gegen Ende die obligatorischen 70er Jahre Rock-Songs, mal mit Sitar ("Oh Mary"), mal mit Sitar und ein wenig funky ("Get Right Get Ready"). 




Während "K 2.0" im englischsprachigen Raum reichlich bestenfalls durchschnittliche Kritiken einstecken muss (Metacritic steht aktuell bei 57/100 Punkten), sind die Kritiker bei uns zu Recht deutlich wohlwollender zu Kula Shaker:


Aufgenommen im State of the Ark Studio in London und im Lompret Sound Studio tief im Herzen der wallonischen Region in Belgien, lässt "K 2.0" bereits nach viereinhalb Minuten den ersten Album-Hochkaräter vom Stapel. Zunächst stoisch halbakustisch im Lagerfeuermodus breitet sich "Holy Flame" zu einem dynamischen Gitarrenpop-Song aus, ein erster Kandidat für den "Song des Jahres"-Titel.

Doch es kommt noch besser. Ein herzzerreißender Background-Chor ("Death Of Democracy"), fingerschnippende Vibes, die einen Dan Auerbach zufrieden stellen dürften ("Let Love B") sowie eine musikalische Sightseeing-Tour mit den Herren Dylan, Petty und Petralli ("33 Crows", "Oh Mary", "Get Right Get Ready") als Reiseführer belegen nachdrücklich, welche positiven Aspekte eine längere Songwriting-Auszeit für eine Band so mit sich bringt.

Hin und wieder garniert mit einem Sitar-Einwurf hinterlässt das fünfte Studioalbum der Insulaner überdimensional große Spuren. Und dennoch badet die Freude über das Gehörte am Ende in einem Meer aus Tränen. Denn wie wir alle wissen: Kula Shaker lassen sich gerne viel Zeit. Das nächste Album der Band wird wohl erst erscheinen, wenn Guns N' Roses ihr zweites Comeback-Album im Kasten haben.
(laut)


Auch K 2.0 ist überraschend sehr gut: Beginnend mit dem catchy Mantra „Infinite Sun“, über den legitimen „Hey Dude“-Nachfolger „Holy Flame“ und die vielschichtigen Balladen in der Plattenmitte, „Here Come My Demons“ und „33 Crows“, gipfelt K 2.0 im gewaltigen Finale „Mountain Lifter“ und beschreibt so den klassischen großen Bogen eines Rock-Albums.

Überall blinzeln die Beatles, genauer natürlich: George Harrison durch. Nie gibt sich die Band mit gängigen Strukturen zufrieden. Immer muss ausgebrochen werden. Wenn man jetzt noch daran denkt, dass Sänger Crispian Mills erst 42 Jahre alt ist – heutzutage ja kein Alter mehr im Rock’n’Roll –, sieht man kurzzeitig schon wieder die riesigen Besuchermengen vor sich, die die Band Mitte der 90er anzog.

Aber nein, natürlich werden Kula Shaker auch 2016 wieder ungehört als albernes Oldie-Thema belächelt werden. Von denselben Kritikern, die das gleiche Album, wäre es von Tame Impala erschienen, in den Himmel hochschreiben würden. Aber Träumen wird ja noch erlaubt sein, oder, wie die britische Pop-Art-Legende David Hockney am Anfang von „Oh Mary“ zitiert wird: „In your head you can go anywhere, didn’t you know that? You can even go to the very edge of the universe. You’ll never get there on the bus or spaceship or whatever they think of.“
(musikexpress)


Einem konkreten Stil bleiben Kula Shaker auf "K 2.0" nicht treu. Vielmehr finden sich dort zahlreiche Anleihen aus allen möglichen Bereichen der Musik. Beim Song "High Noon" wird man alleine durch den Titel sofort in den Wilden Westen versetzt, "Oh Mary" ist ein toller Britpop-Song mit den gewohnten indischen Einflüssen. Mit "33 Crows" ist unter anderem auch eine typische, ruhige Country-Ballade auf dem Album vertreten. Das Hit-Potenzial dieser Songs ist unverkennbar, Crispian Mills Gesang zeigt sich so großartig wie eh und je. Die Band hat über die Jahre kein bisschen von ihrer Experimentierfreudigkeit verloren.

Kula Shaker fahren mit "K 2.0" also weiter auf ihrer spirituellen Linie, klingen dabei aber alles andere als verkopft oder abgedroschen. Das einzige, was man der Platte vorwerfen kann, ist der Song "Get Right Get Ready", der zu den vergleichsweise Schwächeren gehört. Trotzdem sind wir mehr als glücklich, dass sich Kula Shaker mit diesem Album so stark zurückmelden!
(m945)


Kula Shaker in Deutschland:

22.02.16 Berlin, Heimathafen
23.02.16 München, Freiheiz


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