Eine ganz spezielle Gattung der Literatur stellen die Texte dar, die man von Plattenfirmen oder Promoagenturen mit den Vorabversionen neuer Alben zur Verfügung gestellt bekommt. Ganz selten sind diese so originell, gut und ungewöhnlich, dass man sie einfach übernehmen möchte. Bei der Zusammenstellung der beiden EPs "Aquarium" und "Körper" von Isolation Berlin, die um zwei Coverversionen von Joy Division ("Isolation", natürlich) und Nina Hagen (Fall in Love mit mir") erweitert wurden, ist dies der Fall. Also, Vorhang auf, hier ist der Promotext zur Kollektion "Berliner Schule / Protopop", die am 19. Februar über Staatsakt veröffentlicht wird:
Labelalltag mit Isolation Berlin
„Hey Cheffe, das neue Album ist fertig“
„Ja, Spitze! Wie viele Songs sind es denn geworden?“
„12 an der Zahl, Cheffe!“
„Tip Top! Wie viele neue Lieder habt Ihr denn geschrieben?“
„Ja, wie? Nur neue Lieder! 12 an der Zahl.“
„Aber was ist denn mit euren ganzen Hits? Alles Grau? Aquarium? Der Bus der stillen Hoffnung?“
„Mach Dir keine Sorgen, Cheffe! Haben 12 neue Hits geschrieben.“
„Ja, aber die EPs sind doch alle ausverkauft! Ich dachte die kommen mit aufs Album!“
„Nee, Cheffe! Nur neue Hits!“
Und nach der Begründung für die Veröffentlichung dieser Zusammenstellung wird auch noch die Namensgebung erklärt:
„Warum denn eigentlich Berliner Schule/Protopop?“
"Keine Ahnung, Cheffe. Die Leute fragen uns immer wie wir unsere Musik nennen.“
„Und ihr nennt die so? Musik mit Schrägstrich, oder wie?“
„Nee, irgendwann meinte mal jemand zu uns das sei ‚Berliner Schule‘ was wir da machen. Und ein Toningenieur sagte mal
zu uns: ‚Nennt eure Musik doch einfach Protopop.‘“
„Und jetzt könnt Ihr Euch nicht entscheiden, oder wie?"
"Nee, Cheffe! Wir finden beides vollkommen bescheuert. Aber was Willste machen. Irgendwas musste ja drauf schreiben, ne?“
Flight 13 bewirbt die Platte treffend mit "Nennt es Proto-Pop (was tatsächlich für den noch ungelenkeren Stil auf den Songs von "Aqarium" zutrifft), nennt es Berliner Schule, egal. IB sind die beste neue deutschsprachige Band 2016, auch wenn die Songs hier schon etwas älter sind. Schrammelindiepop, der sich stilistisch zwischen Hauptstadtblues und ganz unangestrengter britischer Ahnenforschung bewegt und immer wieder mal kurz zu Noiserock mutiert. Dazu desillusionierte Texte mit Hang zum (Galgen-)humor am Rande einer Depression. Kommt super."
Kann man sich kaufen, wenn man Ton Steine Scherben, Rio Reiser, Fehlfarben, Tocotronic und Die Sterne mag. Und einen eigenen, großartigen Themesong haben Isolation Berlin auch!
Gefällt mir besser. 6,5 Punkte
AntwortenLöschenDie EP ist etwas besser als die LP. 5 Punkte
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