Nur der selbsternannte Popversteher unter uns Plattenrichtern hat " 1000 Forms Of Fear " mit 8,5 Punkte...

Sia - This Is Acting

























Nur der selbsternannte Popversteher unter uns Plattenrichtern hat "1000 Forms Of Fear" mit 8,5 Punkten ein wohl verdientes Urteil zukommen lassen. Die übrigen Richter hielten ihre hohen Wertungen für andere Platten zurück, so dass das letzte Album von Sia bei Platten vor Gericht nur auf einen bescheidenen Durchschnitt von 6,167 Punkten kam, was nur für einen 220. Rang im Jahr 2014 reichte.

Kann man nun von "This Is Acting" mehr erwarten? Vermutlich nicht, denn einerseits fehlt dem Album ein Über-Hit wie "Chandelier" und andererseits wies die Neuseeländerin bereits selbst darauf hin, dass es sich hierbei im Grunde um eine Sammlung von Songs handelt, die sie für andere Künstler geschrieben habe, die von diesen jedoch abgelehnt worden waren. Wenn das nicht mal ein ungewöhnliches Konzeptalbum ist!

Rihanna gefielen weder "Reaper" noch "Cheap Thrills" so richtig, Shakira, Beyoncé und Katy Perry lehnten diesen oder jenen Song ab, Adele komponierte gemeinsam mit Sia u.a. den Song "Alive", wollte ihn aber nicht mit auf ihr Album "25" nehmen. Nur "One Million Bullets" trägt nicht den Makel der Abgewiesenen. 

So richtig schlecht lief das Songwriter-Geschäft für Sia im letzten Jahr dennoch nicht, denn Kate Pierson, Kelly Clarkson, Shakira oder Carly Rae Jepsen nahmen Titel der Australierin auf. 
Richtig schlecht sind Lieder wie "Bird Set Free" oder "Alive" natürlich nicht, denn sonst hätte sie Sia sicherlich nicht unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht. Und die Produktion von Greg Kurstin, Jesse Shatkin oder Kanye West ist natürlich auch mehr als nur zeitgemäß (was man selbstverständlich so oder so sehen kann). Einigen Songs merkt man durch Sias Interpretation auch deutlich an, für wen sie ursprünglich gedacht waren, problematisch wird dies jedoch dann, wenn sie stimmlich mit den potentiellen Sängerinnen nicht mithalten kann.

Bevor unser selbsternannter Popversteher in den höchsten Tönen von den 11 der 14 Songs schwärmen kann (bei "Move Your Body" und "Sweet Design" wird selbst ihm das nicht gelingen und "Cheap Thrills" ist das "Saturday Night" (Whigfield) für alle aktuell 13- bis 17-jährigen Mädchen), lassen wir die anderen Kritiker zu Worte kommen:


„Cheap Thrills“ etwa hat sie mit Rihanna im Kopf geschrieben. Das ist angesichts des Dancehall-Beats, eines ausgelassenen Kinderchors und des sehr betonten Samstagnacht-Lebensgefühls leicht nachzuvollziehen. Aber dann zeigte sich die berühmte Barbadierin wählerisch und lehnte das Angebot ab. Pech gehabt, kann man da nur sagen. Zumal es kein Einzelfall war. Die allüberall gefeierte Adele Adkins hätte „Alive“ fast genommen, entschied sich im letzten Moment aber doch anders. Dabei sind die Ähnlichkeiten zwischen 25 und THIS IS ACTING nicht zu überhören. Fast in jedem Song spürt man Sias hysterisches Bemühen, mit Material an den Start zu gehen, das sich für die großen Auftritte eignet – Halbzeitpause beim Super Bowl und aufwärts.

Diesen Ehrgeiz unterstützt sie mit dem voluminösen Stimmumfang einer Volldiva. Das ist hoffnungslos übertrieben, wenn es wie in der Ballade „Space Between“ in katastrophale Krächzlaute ausartet. Oder wenn in „Sweet Design“ zu große Nähe zu Beyoncé entsteht. Diese Tortur hat die Frau aus Adelaide nicht nötig. Sie sollte sich auf ihre eigenen Stärken besinnen.
(musikexpress)




Die beiden Eröffnungsballaden Bird Set Free und Alive, ursprünglich für 25 geschrieben, sind tatsächlich an Adele-igkeit nicht zu überbieten. Songs wie Move Your Body (mit famosen Hihat-Gewitter) und Cheap Thrills (mit Dancehall-Vibe) wiederum passen zu jedem Popstar diesseits von Katy Perry. Ohne es zu wollen, enthüllt das Album viel von der Leere von aktuellem "Ich bin stark! Du bist stark! Lass uns feiern!"-Pop.

Sia kann singen, aber hier röhrt sie vor allem. Die stimmliche Dramaturgie ihrer frühen Alben oder Arbeiten mit dem britischen Triphop-Duo Zero7 fehlt. Trotz aller Hooks: This is Acting ist ein unbefriedigendes Album. Aber, immerhin, mit seinem offenen Spiel mit Kunst und Kommerz tausendmal provokanter als Perücken-Kapriolen bei Saturday Night Live.
(Zeit Online)

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