Beim Maifeld Derby hat man, da an drei Tagen immer zwei Bühnen gleichzeitig bespielt die Qual der Wahl. Und die nahezu jederzeit, denn während zum Beispiel im Palastzelt und im Brückenaward Zelt Künstler auftreten, werden auf der Fackelbühne und im Parcours d'Amour bereits die Bühnen für einen nahtlosen Konzertflow vorbereitet.
Da muss es natürlich zwangsläufig passieren, dass man auch einmal die falsche Wahl trifft. Dieses Jahr ist es uns so (vermutlich) bei den zeitgleichen Auftritten von Get Well Soon vs. Motorama, Musée Mécanique vs. Archive bzw. Gisbert zu Knyphausen vs. SOAK ergangen. Wir haben jeweils die erste Variante gewählt und waren im Nachhinein damit nicht so recht glücklich. Warum, das kann man hier (Tag 1, Tag 2 und Tag 3) nachlesen.
Fünf der sechs genannten Künstler sind alte Bekannte bei Platten vor Gericht, SOAK ist die aus Derry in Nordirland stammende Singer/Songwriterin Bridie Monds-Watson, die erst nach dem Maifeld Derby ihr Debütalbum "Before We Forgot How To Dream" veröffentlichte. Aber bereits die Singles "Blud", "Be A NoBody" und "Sea Creatures" reichten uns fast aus, um sie Gisbert zu Knyphausen vorzuziehen. Aber leider nur fast.
Die erst 18-jährige Bridie Monds-Watson hat ihren Bühnennamen SOAK aus den Genrebezeichnungen Soul und Folk zusammengefügt und präsentiert nun tatsächlich seelenvolle, folkige 42 Minuten, die auch mit den Adjektiven minimalistisch, bruchstückhaft, zerbrechlich und introvertiert versehen werden können.
Schauen wir einmal nach, wie "Before We Forgot How To Dream" bei der Kritik ankommt:
Before We Forgot How To Dream ist voll von solch unprätentiösen und – Achtung, böses Wort – »erwachsenen« Forderungen. Den sich streitenden Eltern sagt das Kind: Wir sind ein Blut, vergesst die Sache, Schwamm drüber! Der zögernden Freundin: »Hailstones Don’t Hurt« – Hagelkörner tun nicht weh! Stürmisch ist das Album allerdings nur bedingt. Zwar unterstreicht die detailverliebte Produktion mit all ihren Field-Recordings-Einspielern, Streichern und Feedbacks die ungemeine Reife von Soak. Ebenso wie sie dem Werk damit den unfertigen, noch nicht formvollendeten Charakter eines Debüts nimmt, so versackt diese Alles-richtig-Macherei doch hin und wieder in musikalischen Standardarrangements zwischen Orchester-Folk und Kaminzimmerpop. Vorerst keine Zukunftsmusik also, aber ein beachtlicher erster Aufschlag allemal.
(Spex)
Soak spielt äußerlich mit den Erwartungen, aber wenn sie damit von ihren Songs ablenken möchte, gelingt ihr das nicht: „B A Nobody“ oder „Sea Creatures“ sind eindringliche Kompositionen, die im weiten Feld zwischen der hammerharten Authentizität von Damien Rice und den transzendenten Neo-Shoegazern Beach House ihre Heimat finden. Der volle Klang des Albums führt einige Songs gefährlich nahe an Befindlichkeitssongwriter heran, andere Stücke wie „Garden“ oder „Blud“ klingen dagegen so luftig, dass Soaks Harmonien zusätzlichen Aufwind bekommen. Mit ein bisschen Glück sind das die Lieder, die in diesem Sommer Ed Sheeran vom Äther jagen. Und das wäre so schlecht nicht.
(Musikexpress)
Aber ausgerechnet Soul und Folk – diese beiden Genre-Angaben sind für die zugegebenermaßen kleinkarierte Schubladenautorin im Normalfall Ausschlusskriterien.
Glücklicherweise hat »Before We Forget How To Dream« es am Genre-Zoll vorbeigeschafft. Und läuft seitdem. Immer und immer wieder. Gut, dass weder ihre Musik noch Soak selbst irgendein Klischee zu erfüllen bereit scheint. Mit ihren kurzen Wuschelhaaren, dem leicht trotzigen Blick, den Tunnelohrringen und dem Lausbubengesicht wirkt sie eher aufmüpfig als zerbrechlich, ruft eher Assoziationen wie Punk oder Riot Grrrl als zarte Melodien, glockenklare Stimme und Akustikgitarre hervor. Also hinfort mit jeglichem Genre-Gesocks! Danke!
(intro)
SOAK in Deutschland:
28.09.15 Frankfurt, Zoom
29.09.15 Köln, Gebäude 9
02.10.15 Hamburg, Knust
09.10.15 Berlin, Lido
13.10.15 München, Ampere
Gutes Album. Gute 8 Punkte
AntwortenLöschen5 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte
AntwortenLöschenDa hatte ich mir ein wenig mehr erhofft...
AntwortenLöschen6 Punkte