Man singt Deutsch 02: Auch wenn man, wie in diesem Fall die Band Garish , aus Österreich kommt. Dass man mit ...

Garish - Trumpf



















Man singt Deutsch 02:

Auch wenn man, wie in diesem Fall die Band Garish, aus Österreich kommt. Dass man mit "Trumpf" auch schon das mittlerweile sechste reguläre Album herausbringt, ist leider allerhöchstens einem kleinen Insiderkreis in Deutschland bekannt. Und selbst das könnte angezweifelt werden. Ob dies wirklich daran liegt, dass, wie im Pressetext angedeutet, der kleine Bruder es in Deutschland immer etwas schwerer hat, oder nicht viel mehr daran, dass es deutschsprachige Musik per se in Deutschland ungemein schwer hat, wenn sie nicht gerade völlig unmelodisch ist oder irgendwelche hochintellektuellen politischen Parolen an den Mann bringen will (gerne auch in Kombination, siehe die Fucking Goldenen Zitronen), sei mal zur Diskussion freigegeben. Tatsache ist, eigentlich hatten Garish alles was es braucht, einen prägnanten Sänger, zu Beginn auf "Wo Die Nacht Erzählt Vom Tag" Melodien, die ohne den deutschen Gesang, jederzeit auf Alben der damals angesagten UK-Bands durchgegangen wären, und, für das vielleicht beste Album der Diskographie "Absender Auf Achse", mit Tom Liwa (irgendwie muss ich ihn immer unterbringen) einen durchaus angesehenen Fürsprecher (und Duett-Partner).
Doch wirklich genutzt hat das alles nichts, und im Laufe der folgenden Veröffentlichungen, ich muss es gestehen, wurde mir das Ganze dann oftmals einen Tacken zu eintönig, ohne dabei im Vergleich mit vielen anderen Veröffentlichungen wirklich schlecht zu sein. Aber es fehlten mir dann doch immer häufiger die Widerhaken, die die Melodien in meinen Ohren fest verankerten.
Und nun also "Trumpf", Album Nummer 6. Und auch wenn ich von Pressetexten in der Regel nicht wahnsinnig viel halte, muss ich diesen (oben schon mal erwähnten) doch mal zitieren, weil er wirklich mal recht witzig gehalten ist.

"Schauen Sie kein "Braunschlag", wenn Sie "Die Wicherts von Nebenan" gucken wollen. Schauen Sie kein "Willkommen Österreich", wenn Sie "Riverboat" schauen wollen & hören Sie kein FM4, wenn Sie kein Radio Paradiso umspülen soll. Aber hören Sie GARISH, wenn Sie sich immer noch für Nachhaltigkeit und Herz, Melodie und Melodram interessieren.
GARISH rocken auf "Trumpf alles kaputt, und zwar nicht durch die seit Jahren in aller Welt beliebte Kombination aus Schreien & tiefer gestimmten E-Gitarren, sondern dadurch, dass sie Leonard Cohen Gitarren mit männlichen Elfriede Jelinek-esken Texten kombinieren. eine tolle Winterplatte ist "Trumpf" geworden, und dennoch ist der Titel so unpassend wie Labskaus im Burgenland. Auf dieser Platte wird gescheitert, gezweifelt. Morbide versucht zu ficken, um es dann doch aus Sorge vor dem nächsten Tag zu lassen, um wenigstens zusammen noch einen G'spritzen trinken zu können."

Nun ja, rocken ist relativ, und ob in der Zielgruppe noch jemand "Die Wicherts von Nebenan" kennt sei mal dahin gestellt (im Gegensatz zum sehr guten "Braunschlag"). Auch könnte man zweifeln ob die Kombination aus "morbide ficken" und "G'spritztem" in einem Satz die geschickteste Lösung ist, im Kern hat der Pressetext aber Recht, man sollte dem neuen Garish Album ein Ohr leihen.
Denn schon der Opener "Zweiunddreißig Grad" zeigt, Garish sind wieder "wacher" geworden, nicht nur noch trübsinnig Moll, sondern durchaus abwechslungsreich. Das kann dann auch mal etwas gewöhnungsbedürftig klingen, wie im, beim ersten Hören abschreckenden, "Ganz Paris" (das wird aber tatsächlich, wenn man sich drauf einlässt, fast zum Ohrwurm), birgt aber auch mal eine kleine Reminiszenz an die Frühzeit ("Alte Bekannte"), biegt mal in Richtung Chanson ab ("Abendrot"), mäandert hypnotisch vor sich hin ("Noch einmal das Echo hören") oder schließt mit der schönen Ballade "Auf den Dächern".




Auch wenn ich bezweifle, dass man in Deutschland, egal woher man kommt, damit wirklich, außer in kleinem Kreis, Erfolg haben kann, man kann nicht behaupten sie hätten es nicht wirklich versucht.

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