Bitte weder durch den Albumtitel in die Irre führen noch durch das Plattencover abschrecken lassen! Mogwai sind auch im 19. Jahr ihres Bestehens und auf ihrem 8. regulären Studioalbum immer noch Mogwai. Zumindest irgendwie.
Ihr Label trägt den Namen Rock Action, das Studio, in dem aufgenommen wurde, heißt Castle of Doom und das passt alles wesentlich besser zu den schottischen Post-Rockern als "Rave Tapes". Songs wie "Master Card" oder "Hexon Bogon" mit ihrer typischen Laut-Leise-Dynamik sprechen Bände, wenn auch nicht so brachiale wie früher.
Dennoch haben sich diesmal auch verhaltene und verträumte Momente eingeschlichen, wie zum Beispiel im träge dahin fließende Opener "Heard About You Last Night". Auch werden den Synthesizern größere Räume zugestanden ("Simon Ferocious", "Deesh") und man muss tatsächlich bei "Remurdered" eher an Kraftwerk und Krautrock als an Post-Rock denken. Stimme und Gesang sind äußerst spärlich auf den insgesamt 10 Tracks (49 Minuten) gesät: beinahe zärtlich auf "Blues Hour", vom Vocoder verfremdet im abschließenden "The Lord Is Out Of Control" oder nur gesprochen von einem Erzähler namens Reverend Lee Cohen auf "Replenish".
Für Fans der ersten Stunde könnte das in großen Teilen Soundtrack-artige "Rave Tapes" daher gewöhnungsbedürftig sein. Vielleicht sollte anhand des Streams zuvor geprüft werden, ob man bereit ist für das wirklich schicke Box-Set 70,- € auszugeben oder ob auch die reguläre LP-Version ausreicht.
Das Album, erschienen auf dem bandeigenen Label "Rock Action", klingt dabei runder, weicher, bildmächtiger als die Vorgängerplatten. Die Musik fließt, quillt auf und fällt wieder in sich zusammen. Pulsierende Soundflächen, oft elektronisch erzeugt, komplexe musikalische Texturen. Und darüber, meist zurückhaltend, aber immer effektvoll: die Gitarre. "Rave Tapes" ist ein Soundtrack für den Zustand zwischen Leben und Traum. Das Album kann aber auch schlicht die akustische Gleitcreme für den sonntäglichen Putznachmittag mit anschließend Kaffee und Kuchen sein. Das geht, weil der Musik zwar volle Aufmerksamkeit nicht schadet, sie braucht sie aber nicht. Für Art-Rock nicht selbstverständlich, finden Mogwai die Balance: Nicht zu viel Leidenschaft, aber auch nicht zu wenig. Sinn für das Wichtige. Sinn für das Richtige. (Süddeutsche)
(...) Nun, es wird immer weniger juvenil und ungestüm, dafür runder, wärmer, weicher, eingespielter und – soundtrackiger. Die Zeichen stehen auf Deeskalation. Es gibt den Klängen nachfühlende Tracks voll feinsinniger Gitarrenarbeit, analogisch eingewobener Elektronik, wenigen empathisch klingenden Worten und sanft an- und abschwellender Flächen die, wenn man sich damit nicht gerade auf voller Lautstärke eincremt, das Bedürfnis nach Museumsbesuchen, Lektüre, Küchentätigkeit und gemütlichen Diskussionsrunden wecken. Oder nach Fahrten auf der laubbelegten Landstraße zwischen Tortoise, Boards Of Canada und Sonic Youth anno now, also fernab von Rock und Rave. Immer passend: Kerzenschein. (Spex)
Mogwai in Deutschland:
04.02.14 Frankfurt, Batschkapp
05.02.14 München, Backstage Werk
06.02.14 Berlin, Tempodrom
26.03.14 Hamburg, Große Freiheit 36
01.04.14 Karlsruhe, Substage
02.04.14 Köln, E-Werk
Mogwai füllen in meiner musikalischen Biographie ein eigenes Kapitel. In den letzten Jahren sind sie jedoch etwas in den Hintergrund gerückt. Zeit sich wieder mit ihnen zu beschäftigen. Die Sperrigkeit und die Lärmattacken sind fast verschwunden. Stimmige und eingängige Klänge mit viel Atmosphäre bestimmen das Bild. "Hexon Bogon" macht Laune und ist noch mal so was wie eine Postkarte aus den 90ern. Trotzdem finde ich die neu eingeschlagenen Wege gut. 7 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte für ein eher durchschnittliches Mogwai-Album.
AntwortenLöschen8 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte
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