November 15, 2013
Nach dem grandiosen Erfolg des im Jahr 2010 veröffentlichten Albums 'The Suburbs', welches Arcade Fire drei Grammy Nominierungen und schließlich den Preis als beste Platte des Jahres 2011 einbrachte, schienen Erwartung und Spannung auf das vierte Album 'Reflektor' immens.
Am 28. Oktober stand die Platte schließlich in den Läden. Dem vorausgegangen war die Veröffentlichung der 'Reflektor EP', sowie eine aufwendige Marketing Aktion von Band und Label. Vorbesteller des Albums konnten sich zudem über ein Vorrecht für Tickets zur kommenden Tour freuen. Umso überraschender dass man beim Kauf nicht Arcade Fire sondern eine (fiktive) Band namens 'The Reflektors' in den Händen hielt. Und dann auch noch ein zweigeteiltes Album?
All das ließ darauf schließen, dass Arcade Fire das Erbe um ihr grandioses Drittwerk bereits ruhigen Gewissens geregelt hatten. Und so ist es wenig verblüffend, dass neben Markus Dravs - der schon 'The Suburbs' produziert hat - zusätzlich LCD Soundsystem Frontmann a. D. James Murphy als Co-Produzent ins Boot geholt wurde.
Frontmann Win Butler sprach im Vorfeld der Veröffentlichung in einem Interview über seine Erlebnisse und Eindrücke, die er bei seinem ersten Besuch in Haiti (Heimatland von Ehefrau und Bandkollegin Régine Chassagne) gewinnen konnte. Dabei ging er vor allem auf die musikalischen Einflüsse des Landes ein. Denn genau die sind es die 'Reflektor' vom ersten bis zum letzten Titel durchziehen.
Schon beim Titelsong setzt die Band auf typischen Synthesizer Einsatz und Percussion Akzente, die durch den französischen Chanson-Gesang von Butlers Ehefrau liebevoll untermalt werden. "Thought you were praying to the resurrector; turns out it was just a reflector." - Reflektor erzählt die Eindrücke des Fernen und Fremden und nimmt den Hörer mit auf eine Reise entlang der Küsten Haitis. So auch bei 'We Exist', das mit einer Bassline daher kommt, die stark an Michael Jacksons 'Billie Jean' erinnert.
Hier ist die EP Version von 'Reflektor':
Spätestens seit ihrem zweiten Album 'Neon Bible' gehört es zum Selbstverständnis der Band mit diversen Genres zu jonglieren und zu experimentieren. Dabei schöpfen Arcade Fire einen Klangteppich, der auch bei ihrem vierten Album seinesgleichen sucht. So schaffen sie es Calypso Dub und African Pop zu vereinen ('Flashbulb Eyes'), eine Rock Hymne in Stones-Manier zu schreiben, die dann aber doch mitten in sich zusammenbricht ('Normal Person') und sogar dem Britpop seinem Raum zu geben ('You Already Know'). Stärkster Titel auf dem ersten Teil der Platte ist 'Here Comes The Night Time'. Der Song, der einen Besuch beim Karneval in Haiti beschreiben könnte, fängt ruhig an, steigert sich allmählich und endet dann in derselben Party die Butler, Chassagne und Co. in dieser Nacht erlebt haben. Keine andere Band als diese schafft es eine Stimmung soweit zu tragen, dass man sie auf ihren Tonträgern nachempfinden kann.
Die Live Version von 'Here Comes The Night Time', 'Normal People' und 'We Exist' gibt es hier:
Der zweite Teil der Platte beginnt mit 'Here Comes The Night Time II', was zunächst glauben lässt, dass es so weiter geht wie im ersten Akt von 'Reflektor'. Und doch soll hier alles anders sein.
Denn bereits im anschließenden 'Awful Sound (Oh Eurydice)' lässt sich der Hörer durch Akustik Gitarre und seichte Percussion, sanft dahin treiben bevor der Song nach viel Getöse abrupt endet. Im anschließenden 'It’s never over (Oh Orpheus)' müssen sich Hörer, die auf den typischen pompösen Einsatz von Streichern und Co. gehofft haben einmal mehr der Ernüchterung hingeben, denn an deren Stelle treten bei 'Reflektor' immer mehr die Synthesizer. Schade eigentlich.
Nach dem tanzbaren Disko-"We Scream and Shout"-Stück 'Afterlife' folgt mit 'Supersymmetry' der krönende Abschluss der Platte. Wen Arcade Fire bis hier her nicht von ihrem Werk überzeugen konnten, den fangen sie spätestens jetzt ein. Beginnend mit einem seichten 80's-Wave Thema, endet der Song in einem süßen Versprechen aus New Wave Snare und dezenten Streicher Akzenten, die den Hörer erneut in die Welt von Arcade Fire einladen.Wer der Aufforderung folgt und nochmal auf Repeat schaltet, kann noch einiges entdecken.
Die Ansprüche an einen Nachfolger waren hoch, welche uns Arcade Fire mit 'The Suburbs' hinterließen. Doch anstatt die Erwartungen zu erfüllen, schafft es die Band erneut dem Hörer diese vergessen zu lassen und ihm stattdessen eine neue Definition von Komposition, Genres und musikalischer Stimmung zu vermitteln. Bravo!
Nach dem grandiosen Erfolg des im Jahr 2010 veröffentlichten Albums ' The Suburbs ', welches Arcade Fire drei Gra...
Arcade Fire - Reflektor
Nach dem grandiosen Erfolg des im Jahr 2010 veröffentlichten Albums 'The Suburbs', welches Arcade Fire drei Grammy Nominierungen und schließlich den Preis als beste Platte des Jahres 2011 einbrachte, schienen Erwartung und Spannung auf das vierte Album 'Reflektor' immens.
Am 28. Oktober stand die Platte schließlich in den Läden. Dem vorausgegangen war die Veröffentlichung der 'Reflektor EP', sowie eine aufwendige Marketing Aktion von Band und Label. Vorbesteller des Albums konnten sich zudem über ein Vorrecht für Tickets zur kommenden Tour freuen. Umso überraschender dass man beim Kauf nicht Arcade Fire sondern eine (fiktive) Band namens 'The Reflektors' in den Händen hielt. Und dann auch noch ein zweigeteiltes Album?
All das ließ darauf schließen, dass Arcade Fire das Erbe um ihr grandioses Drittwerk bereits ruhigen Gewissens geregelt hatten. Und so ist es wenig verblüffend, dass neben Markus Dravs - der schon 'The Suburbs' produziert hat - zusätzlich LCD Soundsystem Frontmann a. D. James Murphy als Co-Produzent ins Boot geholt wurde.
Frontmann Win Butler sprach im Vorfeld der Veröffentlichung in einem Interview über seine Erlebnisse und Eindrücke, die er bei seinem ersten Besuch in Haiti (Heimatland von Ehefrau und Bandkollegin Régine Chassagne) gewinnen konnte. Dabei ging er vor allem auf die musikalischen Einflüsse des Landes ein. Denn genau die sind es die 'Reflektor' vom ersten bis zum letzten Titel durchziehen.
Schon beim Titelsong setzt die Band auf typischen Synthesizer Einsatz und Percussion Akzente, die durch den französischen Chanson-Gesang von Butlers Ehefrau liebevoll untermalt werden. "Thought you were praying to the resurrector; turns out it was just a reflector." - Reflektor erzählt die Eindrücke des Fernen und Fremden und nimmt den Hörer mit auf eine Reise entlang der Küsten Haitis. So auch bei 'We Exist', das mit einer Bassline daher kommt, die stark an Michael Jacksons 'Billie Jean' erinnert.
Hier ist die EP Version von 'Reflektor':
Spätestens seit ihrem zweiten Album 'Neon Bible' gehört es zum Selbstverständnis der Band mit diversen Genres zu jonglieren und zu experimentieren. Dabei schöpfen Arcade Fire einen Klangteppich, der auch bei ihrem vierten Album seinesgleichen sucht. So schaffen sie es Calypso Dub und African Pop zu vereinen ('Flashbulb Eyes'), eine Rock Hymne in Stones-Manier zu schreiben, die dann aber doch mitten in sich zusammenbricht ('Normal Person') und sogar dem Britpop seinem Raum zu geben ('You Already Know'). Stärkster Titel auf dem ersten Teil der Platte ist 'Here Comes The Night Time'. Der Song, der einen Besuch beim Karneval in Haiti beschreiben könnte, fängt ruhig an, steigert sich allmählich und endet dann in derselben Party die Butler, Chassagne und Co. in dieser Nacht erlebt haben. Keine andere Band als diese schafft es eine Stimmung soweit zu tragen, dass man sie auf ihren Tonträgern nachempfinden kann.
Die Live Version von 'Here Comes The Night Time', 'Normal People' und 'We Exist' gibt es hier:
Der zweite Teil der Platte beginnt mit 'Here Comes The Night Time II', was zunächst glauben lässt, dass es so weiter geht wie im ersten Akt von 'Reflektor'. Und doch soll hier alles anders sein.
Denn bereits im anschließenden 'Awful Sound (Oh Eurydice)' lässt sich der Hörer durch Akustik Gitarre und seichte Percussion, sanft dahin treiben bevor der Song nach viel Getöse abrupt endet. Im anschließenden 'It’s never over (Oh Orpheus)' müssen sich Hörer, die auf den typischen pompösen Einsatz von Streichern und Co. gehofft haben einmal mehr der Ernüchterung hingeben, denn an deren Stelle treten bei 'Reflektor' immer mehr die Synthesizer. Schade eigentlich.
Nach dem tanzbaren Disko-"We Scream and Shout"-Stück 'Afterlife' folgt mit 'Supersymmetry' der krönende Abschluss der Platte. Wen Arcade Fire bis hier her nicht von ihrem Werk überzeugen konnten, den fangen sie spätestens jetzt ein. Beginnend mit einem seichten 80's-Wave Thema, endet der Song in einem süßen Versprechen aus New Wave Snare und dezenten Streicher Akzenten, die den Hörer erneut in die Welt von Arcade Fire einladen.Wer der Aufforderung folgt und nochmal auf Repeat schaltet, kann noch einiges entdecken.
Die Ansprüche an einen Nachfolger waren hoch, welche uns Arcade Fire mit 'The Suburbs' hinterließen. Doch anstatt die Erwartungen zu erfüllen, schafft es die Band erneut dem Hörer diese vergessen zu lassen und ihm stattdessen eine neue Definition von Komposition, Genres und musikalischer Stimmung zu vermitteln. Bravo!
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ich wünschte, ich würde mich für konsensbands interessieren
AntwortenLöschenSag ich ja auch immer, aber hier lohnt es sich endlich mal.
AntwortenLöschenIch mag ja eh immer die unbeliebten Arcade Fire Alben. Nach dem überschätzten Debüt, dem unterschätzten "Neon Bible" und dem grausamen endgültigen Durchbruchsalbum "The Suburbs", nun die Sensation. Die Band kann auch anders. Tolle Sounds, große Hits und mir keine Ekunde zu lang.
8,5
8,5 Punkte
AntwortenLöschenDie Kunst sich weiterzuentwickeln. Arcade Fire holen die Synthesizer mit ins Boot. Ergebnis: Tolles & spannendes Album, das von mal zu mal mehr wächst. Herausragend: "We exist". 8 Punkte.
AntwortenLöschen8
AntwortenLöschen8 nach häufigem Hören (davor 5).
AntwortenLöschenIch erhöhe auf 9 Punkte
AntwortenLöschenHabe ich wohl als einziger nicht verstanden.
AntwortenLöschen7 Punkte