Das hat man auch selten: Ein Albumtitel fasst das komplette Geschehen einer Platte zusammen und liefert die kurzmöglichste Kritik.
Dirk Dresselhaus alias Schneider TM erkundet auf 5 Tracks - die Benutzung der Begriffe Songs oder Lieder schließt sich hier aus - die Möglichkeiten der Gitarre, wenn ihre Klänge mit Hilfe von allerlei Gerätschaften größtmöglichst entfremdet werden. Durch die dekonstruierende Vorgehensweise Dresselhaus' sucht man irgendwelche Strukturen in den teilweise sehr langen und experimentellen Stücken ("Überzahl" dauert 17:55 Minuten, "Teilhard" durchbricht auch locker die 10-Minuten-Marke) vergebens.
"Guitar Sounds" ist bereits am 27. September über bureau b erschienen, beinhaltet 5 Songs bei einer Spielzeit von einer guten Dreiviertel Stunde, ist die thematische Fortsetzung von "Construction Sounds", das sich 2012 aus den Field Recordings von Bauarbeiten zusammensetzte, recht anstrengend durchzustehen und daher bei mir kein Kandidat für weitere Hördurchläufe.
Man darf gespannt sein, wie die anderen Richter urteilen werden, die Spex kommt abschließend zu dem Urteil "nicht schuldig":
Das aufreizend treffend betitelte Album Guitar Sounds des Ex-Bielefelder Ex-Indierockers Schneider TM etabliert eine weitere Kategorie: eine, bei der die onanistische Stromgitarre dekonstruiert, nämlich gar nicht erst als führendes Instrument eingesetzt wird, sondern der Klangentbindung dient.
Die fünf langen, fließenden Tracks eignen sich mit ihrem repetitiven Geschrumms aus Reverbs, Echos, Delay-Effekten und allerlei Filtern wunderbar als Meditationshilfe. Dass das klangliche Ausgangsmaterial von einer Gitarre generiert wird, fällt nicht groß auf, es könnten auch ein elektrisch verstärktes Cello, ein Didgeridoo, pitchgeshiftete Frösche bei der Paarung oder amplifizierte Gletscherspalten im Spiel sein. Alles klingt eher nach Knöpfen als nach Knopfler – was passt, steht der nom de guerre Schneider TM doch eigentlich für Elektronik. Man kann zuhören, aber es ist schwierig, ganz im Jetzt des Sounds zu bleiben und nicht wegzudriften. Schneider TM hat mit dem Werkzeug des Rock eine improvisierte Ambient-Platte gemacht. Schon deshalb kann das Urteil nur lauten: nicht schuldig.
(Spex)
Nun ist er zurück an der Gitarre, aber Vorsicht, der einzige Weg zurück in die Heimat läuft vielleicht über den alten, legendären Gitarren-Experimental-Sampler “Guitarrorists” von 1991, auf dem einst Steve Albini, Nikki Sudden, Thurston Moore, J. Mascis, Sonic Boom und andere freier Gitarren-Improvisation ihren Weg ließen. Schneider ist längst bei droniger Klang-Kunst oder noch besser -Forschung angekommen. Dennoch entwickeln seine fünf langen Stücke eine eigene Energie, fast einen Flow, wenn nicht immer wieder inne gehalten würde. Da entwickelt sich was und wer. Meine Güte. Auf Madeira vor zwei Jahren war das auch schon so atlantisch-schön. Ein Ozean.
(de:bug)
Ich bin ja für Gitarrenunsinn zu haben. Aber nicht für das. 5 Punkte
AntwortenLöschenDas hört sich doch niemand freiwillig an, oder?
AntwortenLöschen3 Punkte