Die erste Vorladung (IV) Personalien: Dillon wurde in Brasilien geboren, lebte ab dem 4 Lebensjahr in Köln und mittlerweile in Berlin. Sie ...

Dillon - This Silence Kills



















Die erste Vorladung (IV)

Personalien:
Dillon wurde in Brasilien geboren, lebte ab dem 4 Lebensjahr in Köln und mittlerweile in Berlin. Sie ist 23 Jahre alt, spricht Englisch besser als deutsch und heißt eigentlich Dominique Dillon de Byington.

Tathergang:
Dillons Debütalbum brauchte etwas Zeit, denn bereits vor einigen Jahren geisterte ihr Name als große deutsche Hoffnung durch die Medien, wie hier in einem Spiegel-Bericht vom Februar 2008. "This Silence Kills" wurde von Thies Mynther (Phantom/Ghost) und Tamer Fahri Özgönenc (MIT) produziert und erscheint über Ellen Alliens Label BPitch Control, das sich eigentlich eher der elektronischen Musik verschrieben hat.

Plädoyer:
Wer dachte, dass Boy die größte Entdeckung im Bereich weiblich, deutsch, jung... seien, der sieht sich, nachdem er "This Silence Kills" gehört hat, wohlmöglich eines Besseren belehrt. Egal, ob mit Elektro-Sounds ("This Silence Kills") gespielt, nahezu klassische Instrumentierung dargeboten ("Tip Tapping"), ein Song mit Techno-Beats unterlegt ("Abrupt Clarity") oder zu Piano, Bläsern und Fingerschnipsen Jens Lekmans "Pocketful Of Money" unter dem Titel "Thirteen Thirtyfive" neu interpretiert wird. Diese Platte ist genau so überzeugend wie stilistisch schwer zu beschreiben.
Auch den internationalen Vergleich muss Dillon nicht scheuen und so dürfte das Album Fans von Lykke Li, Björk, Soap&Skin, Joanna Newsom oder Miss Li sehr viel Freude bereiten.

Zeugen:
Ab der Hälfte des Albums treten die rudimentär vorhandenen Links zur elektronischen Welt deutlicher hervor. Der Track mit dem „Titel“ „____________“ klingt wie ein „ handgemachtes“ Stück Avant-Techno; die Instrumentalspur von „From One To Six Hundred Kilometers“ könnte dem gerade mal postmodernsten Stück Electronica entnommen worden sein und „Abrupt Clarity“ rauscht nach 45 Sekunden als Detroit-Techno-Track davon. Der Gesang von Dillon, diese ungewöhnliche Stimme mit der ungewöhnlich-ungeraden Phrasierung, dekontextualisiert noch den hartnäckigsten Genre-Track. This Silence Kills ist viel unanstrengender als das aktuelle Björk-Album, vielschichtiger als das letzte von Feist und ebenbürtig mit allem, was Miss Li bisher gemacht hat.
(musikexpress.de)

Wenn das hier überhaupt noch Independent-Musik und nicht schon Liedkunst ist, dann vielleicht am ehesten Indie-Operette. Beschwingt und doch lakonisch, melodiös und gleichzeitig zäh wirken die Stücke, die zum Teil auch von Joanna Newsom am Klavier stammen könnten. Dass es von Pathos zu Manieriertheit manchmal nur ein kurzer Weg ist, lässt sich nicht ändern.
(intro.de)

Auch wenn die Stimme der Wahl-Berlinerin zumeist die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen weiß, wirken die fragilen Melodien in Kombination mit der unterschwelligen Elektronik wie ein molliger Kokon, in dem sich der Hörer nach Gutdünken einrichten darf. Neben Fingerschnipsen, rudimentären Klavierklängen und Münzbeutel-Perkussion baut sich die elektronische Grundierung graduell auf. Während im ersten Teil von "This Silence Kills" die Empfindlich- und Innigkeit bis an die Schmerzgrenze zelebriert wird, breitet spätestens der namenlose Song "___________" den elektronischen Teppich aus, der mit atmosphärischer Electronica und einer Detroit-infizierten Techno-Verve geknüpft wird ("Abrupt Clarity").

Dillon ist mit ihrem Debüt etwas gelungen, dass Miss Li auch im fünften Versuch einfach nicht fertig bringt: der ambivalente Spagat zwischen hochanständiger Eingängigkeit und nonkonformistischer Grazie. "This Silence Kills" füllt mit Bravour die dramatisierenden Mäuler, die sich nach einer Restaurierung von BPC sehnten. Gerade weil das Label diese Frischzellenkur nicht benötigte, mausert sich Dillons Album tatsächlich zu einem kleinen Phänomen.
(motor.de)


Indizien und Beweismittel:







Ortstermine:
06.12.11 Hamburg, Prinzenbar
07.12.11 Köln, Studio 672
09.12.11 Heidelberg, Karlstorbahnhof
13.12.11 Frankfurt, Mousonturm
14.12.11 Stuttgart, Rocker 33
15.12.11 München, Kong
16.12.11 Leipzig, Skala
17.12.11 Berlin, ://aboutblank

Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt...

11 Kommentare:

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  2. *This* Silence Kills, nicht *The*, gell?

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  3. Lykke Li (igitt), Björk und Soap and Skin", genau diese Referenzen habe ich in meinem kurzen Livekonzertbericht neulich auch zitiert und noch Zola Jesus genannt. Aber was fügt Dillon Neues, Eigenes hinzu? Boy und Dillon werden allerorten abgefeiert, aber jeder sollte doch wissen, daß Entertainment For The Braindead, Mohna und Karo die größten weiblichen deutschen Talente sind.

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  4. Eine tolle Neuentdeckung in diesem Jahr: zart, zerbrechlich und vielseitig: 8,5 Punkte

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  5. Die erste Hälfte ist ganz großes Kino, danach wird es experimenteller, anstrengender und leider auch schwächer:

    7,5 Punkte

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