Vor einigen Tagen führte ihre Europatournee die junge Norwegerin Kari Jahnsen, die sich als Künstlerin leicht irreführend Farao nennt, auch für drei Termine nach Deutschland, um ihr im September über Full Time Hobby erschienenes Debütalbum zu präsentieren. Da wollen wir natürlich die bisher unterlassene Vorstellung von "Till It's All Forgotten" noch nachtragen.
Aus einen kleinen norwegischen Dorf kommend, führte der Weg über London nach Island, wo große Teile des Albums gemeinsam mit Mike Lindsay (Tunng, Cheek Mountain Thief) aufgenommen wurde, nach Berlin, wo Kari Jahnsen aktuell residiert. Passend dazu werden vertrackte Großstadtbeats über atmosphärischen, schwermütigen Folktronic gelegt und mit einem bunt schillernden Allerlei aus Glockenspiel, Sitar, Orgel, Bläsern, elektronischen Spielereien und versetzten Stimmarrangements kombiniert. Eine spannende und ungewöhnliche Platte, die sich zwar nicht direkt erschließt, die hier aber auch nicht unberücksichtigt bleiben sollte.
Tatsächlich ist jeder Song auf Till It’s All Forgotten zum Reinlegen schön. Mal zackiger, mal entschleunigt, lässt das Album, aufgenommen im Frühling 2014 in Reykjavik, keine Längen aufkommen. „Bodies“ fesselt mit seinen Synthiklängen und aufgekratztem Beat, um dem weichen Gesang von Farao Raum zu schaffen. „Hunter“ hingegen zieht den Hörer in einen emotionalen Strudel aus selbstzerstörerischen Bedürfnissen und fehlender Empathie, der zum Ende richtig Fahrt aufnimmt. In „Maze“ dominiert ein warmer und erdiger Sound, geschaffen durch einen stoischen Pianobeat, Bläser und widerhallenden Gesang. So ist Till It’s All Forgotten ein Gesamtkunstwerk, wie es versierter kaum sein könnte.
(Popmonitor)
Wer sich in seinem Unglück suhlen möchte, findet hier den passenden Soundtrack: Bodies beschäftigt sich laut Farao mit der unerfreulichen Situation, sich seinen schlechten Entscheidungen zu ergeben und bewusst dem falschen Weg zu folgen. In Warriors wird die Erschöpfung thematisiert, die einen ereilt, wenn man ständig kampfbereit sein möchte. Hunter ist ein etwas Angst einflößendes Liebeslied, das nicht nach Happy End klingt, so wie das ganze Album ohne optimistische Sequenzen auskommt. In den Texten geht es um das Gefühl von Unbehagen und die Gefahr, die Fassung zu verlieren. Sigur Rós und Radiohead kann man deutlich als Faraos musikalische Vorbilder erkennen. So wegweisend ist ihre Platte nicht, aber die Norwegerin ist auf einem guten Weg.
(M945)
Verdreht-brachiale Klanggebilde mit teils elektronischer Instrumentierung, die genauso gut von Warpaint oder aus dem Frühwerk von Patrick Wolf stammen könnten, formen den unsteten Teppich für Geschichten über Krieger, Jäger und Menschen, die nicht alt werden wollen. Jahnsen will mehr von allem: Davon berichtet sie nicht nur selbstbewusst in ihren Liedern, sie lebt dieses Verlangen auch aus.
(Musikexpress)
Farao wird nicht über meine Jahresbestenliste herrschen, aber es gibt immerhin: 7 Punkte
AntwortenLöschenÄhnlich vielseitig wie der bisherige Lebensweg der Dame. 7,5 Punkte
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