Möglicherweise fühlt sich Natalie Prass gerade wie im Märchen. Wie in "Die Sterntaler", um genau zu sein.
Die 28-jährige Singer/Songwriterin zieht in die Welt, mit nichts anderem als ihrem selbstbetitelten Debütalbum und verschenkt hier einen Song im Big Band-Kleid ("My Baby Don't Understand Me"), dort verbreitet sie mit Jazz- und Soul-Anklängen Freude, dann spielen die Streicher groß auf, so dass man an Soundtracks der Hollywood-Klassiker der 50er Jahre denken muss ("It Is You"), wiegt sich Prass im Walzer-Takt oder singt zu zeitlosem Kammerpop beseelt über Herzschmerz ("Violently"): "Break my arms, ’cos they want to hold you. Break my legs ’cause they want to walk to you/ I just want to know you violently."
Zur Belohnung fallen für Natalie Prass die Sterne vom Himmel - und zwar in Form von überschwänglichen Kritiken.
Der Musikexpress vergibt 5,5 von 6 Sternen:
In „My Baby Don’t Understand Me“ singt sie über das Leid in der Liebe, über eine Beziehung, die nichts anderes als eine sich lange ziehende Verabschiedung ist. Die Art und Weise, wie Natalie Prass über dieses Thema berichtet, ist so unglaublich, dass man es kaum glaubt. Sie verfällt nicht in die Banalität des Wehklagens, sondern haucht verträumt, etwas mädchenhaft, aber nie zu kindlich, zart, aber nicht ohne Rückgrat. Es ist eine Stimme, die sich nicht aufdrängt, aber trotzdem inmitten der üppig kolorierten Musik der Hausband des Spacebomb-Labels ihren Weg findet.
„Bird Of Prey“ ist nicht weniger grandios: Das Schlagzeug treibt wie in einer guten alten Memphis-Produktion und der Pianist kennt sich im Werk eines Ray Charles aus. Die Bläser bedrängen die Sängerin nicht, sondern begleiten sie gefühlvoll. Die Realität sieht aber auch hier nicht rosig aus: „You don’t leave me no choice but to run away, you are the bird of prey“. Ein großes Abenteuer ist der Song „Christy“. Auf die rhythmische Betonung wird verzichtet, stattdessen ziehen die Streicher wie bei einem kammermusikalischen Akt ihre Kreise. Plötzlich befindet man sich in der Nähe der Märchenwelt eines Disney-Films. Auch in diesem Ambiente kommt Prass brillant zur Geltung. Was schon erstaunt, ist dieses Album doch ein Debüt. Normalerweise braucht man für so eine Glanzleistung Zeit. Aber diese Frau ist ein Ausnahmetalent, der sofort alles gelingt.
(musikexpress)
Im englischsprachigen Raum sieht es nicht viel anders aus. Exemplarisch seien hier die 5 Sterne des Guardian genannt und zitiert:
Matthew E White’s album Big Inner may have been a critical smash in 2013, but its success looked like it might come at a cost for Natalie Prass. This self-titled debut was recorded in 2012 yet remained on the back burner while White’s Spacebomb label was forced to focus on promoting his own record. With the Virginia label – which also operates as a studio with house band – now giving Prass their full backing, however, she may concede that it was worth waiting: the 28-year-old’s country-soul songs are frequently spellbinding, but each one is given a further lift by the Spacebomb team’s arrangements. Your Fool is propelled by bursts of Muscle Shoals brass, whereas the harps on infidelity tale Christy give it a grandeur worthy of Scott Walker. So sweet are the strings on the standout Violently that it takes time to notice that Prass’s pure soul voice is singing about heartache in brutal terms: “Break my arms, ’cos they want to hold you.” The touchstones here, such as Dusty in Memphis, are all records that revel in a particular kind of musicality, yet this is a record that never feels retro, just timeless.
(Guardian)
"Bird Of Prey" wurde als erste Single ausgewählt, dabei sind "My Baby Don't Understand Me", "Violently" und "Reprise" noch stärker:
Pitchfork hat es heute auch zu 'Best New Music' gekürt. nach dem ersten Hören finde ich das Album aber nicht sonderlich spannend.
AntwortenLöschenDoch, doch, schon sehr schön.
AntwortenLöschen7,5
6,5 Punkte
AntwortenLöschen6 Punkte
AntwortenLöschenIch kann in den Lobgesang leider nicht mit einstimmen.
AntwortenLöschen5,5 Punkte