Stilprägendes Element und sicheres Wiedererkennungsmerkmal von Supergrass war in 17 Jahren Bandgeschichte immer der Gesang von Gaz Coombes. Nun veröffentlicht Gareth Michael Coombes, den man aufgrund seiner Vita (die Single "Alright" hat bereits 20 Jahre auf dem Buckel) eigentlich viel älter als 38 Jahre einschätzen würde, sein zweites Soloalbum und man denkt tatsächlich zunächst gar nicht an Supergrass.
Gaz Coombes experimentiert mit Elektronik ("The English Ruse") und steht den aktuellen Radiohead näher als den Erwartungen ("20/20", "Oscillate"). Der Bogen des ambitionierten und vielfältigen Albums, das immer wieder von synthetischen Klängen durchdrungen wird, spannt sich von balladesken, akustischen Songs ("The Girl Who Fell To Earth", "Seven Walls") bis hin zu Psychedelic Rock. Auf die Gospel-artigen Backroundsängerinnen ("Detroit", "Needle's Eye", "To The Wire") hätte er verzichten können, der ein oder andere markante Song mehr, wäre hingegen schön gewesen.
Gaz Coombes nahm sich viel Zeit für "Matador", immerhin liegt sein Solodebüt "Here Come The Bombs" bereits fast 3 Jahre zurück, verarbeitete in den Texten viele persönliche Erlebnisse (Selbstzweifel, Drogenkonsum usw.) und spielte nahezu alle Instrumente im Alleingang ein. Ian Davenport (Phil Selway, Supergrass, Leaves) stand ihm als Produzent zur Seite und Loz Colbert von Ride setzte sich hier hinters Schlagzeug und tut dies hoffentlich im Verlauf des Jahres auch wieder für seine eigentliche Band, und zwar auch im Studio und nicht nur auf Konzertbühnen.
Seit 2010 kämpft Coombes sich nun schon allein durch. Mit Supergrass sind der Wahnsinn des Rockstar-Lebens, „the poison, the powder and the lies“ („Detroit“) und der Erfolgsdruck verschwunden – aber eben auch der Erfolg. „I’m unable to sleep at night“, singt Coombes. Hin- und hergerissen zwischen Zweifeln und Zuversicht, „like a circle cut in half“, vertraut er auf sein Talent: Auf MATADOR spielt Coombes fast jedes Instrument.
Jede Note hat er liebevoll gewählt, jedes Stück selbstbewusst durcharrangiert. Ein melancholisches Piano trifft auf zaghafte Beats. Akustische Gitarre und Mellotron werden in elektronisches Fiepen und Blubbern eingebettet. Bei „20/20“ klingt das, als ob zwei Radiohead-Songs aus unterschiedlichen Schaffensphasen der Band aufeinander treffen, das zärtliche „The Girl Who Fell To Earth“ erinnert an ADORE von den Smashing Pumpkins. Nein, ein Hit ist bestimmt keiner auf MATADOR, aber dafür jede Menge heart and soul.
(musikexpress)
Zwar liebt der Mann aus Oxford immer noch die Pose (siehe Albumcover). Aber musikalisch ist Gareth „Gaz“ Coombes sehr ernsthaft um Anschluss an große Pop-Künstler wie Thom Yorke (Radiohead), Beck oder David Bowie bemüht. Dabei spart der Brite nach den frühen Jahren mit Geradeaus-Gitarren-Punkpop diesmal auch Elektronik-Elemente und komplizierte Beats nicht aus, etwa in „The English Ruse“ oder „To The Wire“. Und er erweist sich mit „The Girl Who Fell To Earth“ - seiner Hommage an Bowies „The Man Who Fell To Earth“ - als begnadeter Balladensänger.
(...) Textlich strebt er nach Authentizität und Ehrlichkeit - so geht es um die Drogenvergangenheit seiner ehemaligen Band, etwa in dem modernen Gospel „Detroit“ mit der Zeile „The poison, the powder and the lies...“. „Seven Walls“ indes ist eine streichersatte Liebeserklärung an Coombes‘ Frau, an „die Magie zärtlicher Momente“.
Mit „Matador“ knüpft ein hoch talentierter Songwriter nach längerer Talsohle wieder an seine besten Zeiten vor gut 15 Jahren an. Damals gelang auch Supergrass doch noch ein Meisterwerk - mit dem selbstbetitelten Album Nummer 3, bis heute ein Britpop-Juwel.
(Mittelbayerische)
Gaz Coombes in Deutschland:
13.02.15 Hamburg, Rock Cafe St. Pauli
14.02.15 Berlin, Frannz
7 Punkte
AntwortenLöschenDie rockigen Songs gefallen, die lahmen Titel weniger. 6,5 Punkte
AntwortenLöschenBesser und abwechselungsreicher als sein Solo-Debüt.
AntwortenLöschen7 Punkte