Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (XIII) Die Dexys Midnight Runners wurden 1978 in Birmingham vo...

Dexys - One Day I'm Going To Soar


























Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (XIII)

Die Dexys Midnight Runners wurden 1978 in Birmingham von Kevin Rowland und Kevin "Al" Archer gegründet und hatten mit "Geno" (1980) und "Come On Eileen" (1982), das sich allein in ihrer Heimat 1,2 Millionen mal verkaufte, zwei Nummer-Eins-Singles in England. Ihr dazugehöriges Debütalbum "Searching For The Young Soul Rebels" taucht heute noch in vielen Bestenlisten auf, wenn auch meistens im Vereinigten Königreich, wo sie hauptsächlich Erfolge feierten.
Es folgten, einhergehend mit zahlreichen Personalwechseln, noch zwei weitere Alben ("Too-Rye-Ay", 1982, und "Don't Stand Me Down", 1985), bis die Band 1986 das Ende ereilte. 

Kevin Rowland konnte mit seinen beiden Soloalben ("The Wanderer", 1988, und das 1999 auf Creation Records erschienene Cover-Album (und was für ein Cover das Album hatte!) "My Beauty") nicht an die Erfolge seiner Band anknüpfen. 2003 erlebten die Dexys, die ihren Bandnamen auf den vom Aufputschmittel Dextromethorphan abgeleiteten Begriff verkürzten, im Rahmen eine Tournee und Best-of-Platte eine kurze Wiedergeburt. 
Zwei Jahre später konnte die BBC berichten, dass sich Rowlands & Co. wieder  im Studio zu Aufnahmen eines neuen Albums befanden.     

Weitere 7 Jahre später - eine kurze Zeitspanne für ihre Fans, denn insgesamt mussten sie 27 (!) Jahre auf ein neues Album warten - stand "One Day I'm Going To Soar" in den Plattenläden. Die aktuelle Besetzung setzt sich aus den ehemaligen Dexys Midnight Runners Kevin Rowland, "Big" Jim Paterson, Pete Williams und Mick Talbot, sowie den neu rekrutierten Neil Hubbard und Tim Cansfield zusammen. Madeleine Hyland übernimmt die Rolle der Gastsängerin, die mehrere Duette mit Rowland vorträgt. 

Im aktuellen Musikexpress wird "One Day I'm Going To Soar" unter den 50 Platten des Jahres 2012 auf Rang 18 geführt, was folgendermaßen begründet wird:
Und es ist, als seien sie nie fort gewesen: Störrisch in der Haltung, pflegt Rowland seinen Irenstolz und seine Ehrfurcht vor Van Morrison und Northern Soul. Er singt noch immer wie ein magenkranker Marktschreier, bevorzugt giftige Dialoge mit sich selbst und strengen Frauen. Niemand muss sich seiner Freudentränen schämen.

Ob diese auch hier fließen und sich in Punkten niederschlagen werden?



Der legendäre Tragöde Kevin Rowland ist zurück! Mit famosem Bekenntnis-Soul zwischen Al Green und Van Morrison, mit Pauken und Bläsern und Geigen satt angerichtet. (...)
Den juvenilen Sturm-und-Drang-Bandnamen hat er inzwischen zu Dexys verkürzt. Schließlich ist Rowland 58 und sieht keinen Tag jünger aus. Seine Themen bleiben aber die bewährten. Die Entbehrungen seiner irischen Vorfahren und seine Entwurzelung beklagt er wie in einem alten John-Ford-Drama, weil er auch "der Idee irischer Sentimentalität" verpflichtet ist. Kindheitsträume von einem Leben "voller Musik, Kleidung, Schönheit" zerplatzen durch einen dieser melodramatischen, umstürzlerischen Breaks, auf die Rowland ein Patent hat. Beziehungs-Obsessionen verhandelt er mit seiner Duettpartnerin Madeleine Hyland, einer Theater-Schauspielerin, die sonst vorwiegend mit Shakespeare unterwegs und dadurch mit einem Blut- und Tränen-Kosmos vom Kaliber Rowlands vertraut ist. Und als Befreiungsschlag bleibt am Ende der ekstatische Northern-Soul-Knaller "Free", eines der inbrünstigsten Dexys-Stücke überhaupt.
Trotz des Kultes, der um den genialischen Egomanen Rowland gestrickt wird: Er hat schon immer alle wichtigen Dexys-Songs mit wechselnden Co-Autoren geschrieben. Heute sind das Keyboarder Mick Talbot, 1980 kurz ein Midnight Runner und später Style-Council-Partner, Pete Williams, Bassist der ersten Dexys-Besetzung, und Kevins Seelenbruder Big Jim Paterson, der auf allen drei Dexys-Alben Posaune blies und sämtliche Rowland-Songs auf der 1982-Hit-LP "Too-Rye-Ay" mitkomponierte. Denn für den Heimkehrer Paterson, der wegen des Suffs eigentlich vor 15 Jahren mit der Musik abgeschlossen hatte, war diese Band schon immer die einzige, für die er "weinte, blutete und Verbrechen begangen hätte. Ein religiöses Erlebnis". Bereits Bekehrte können deshalb die Bewertung beruhigt nach oben aufrunden. 
(Rolling Stone)


2 Kommentare:

  1. Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (13)

    Jetzt weiß ich, warum ich mir selbst den Klassiker "Searching For..." niemals angehört habe...

    5 Punkte

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