Wenn jemand mit einem Metascore von 84/100 Punkten nicht zufrieden ist, dann handelt es sich vermutlich um Tamara Lindemann, den kreativen Kopf hinter The Weather Station. Unter diesem Namen wurden mittlerweile sieben Alben veröffentlicht, von denen die Kritiker nur so schwärmten: „Ignorance“, das 2021 über Fat Possum veröffentlicht wurde, Lindemann über den Status eines Geheimtipps hinaus bekannt und sogar in die UK Charts führte, überragt die restlichen (alle mit mindestens 84 Punkten bedachten) Alben bei Metacritic mit einem Wert von 89/100.
Tamara Lindemann (Gesang, Piano, Synthesizer), welche die Songs komponierte und gemeinsam mit Marcus Paquin (Arcade Fire, The National) auch produzierte, arbeitete auf „Humanhood“ mit Ben Whiteley (Bass), Kieran Adams (Schlagzeug), Philippe Melanson (Schlagzeug, Percussion), Ben Boye (Synthesizer, Piano) und Karen Ng (Saxofon, Klarinette, Flöte) zusammen. Als sechsköpfige Band wurden die 13 Songs (inklusive 4 instrumentalen Miniaturen) des Albums in zwei Sessions Ende 2023 live improvisiert und dadurch in Form, Arrangement, Stimmung und Gefühl entschieden geprägt. Man kann diesem Setting bereits entnehmen, dass The Weather Station ihren intimen, luftigen Folk auf „Humanhood“ in deutlich jazzigere und experimentelle Gefilde trieben.
„Humanhood“ ist als CD und LP (black Vinyl, Ghost Vinyl, blue Eco-Mix Vinyl, red Eco-Mix Vinyl, graphite Eco-Mix Vinyl) über Fat Possum erschienen.
The Weather Station in Deutschland:
26.02.25 Hamburg, Nochtspeicher
28.02.25 Berlin, Silent Green
»Humanhood« ist also ein Selbstheilungsalbum, das immer wieder in dahingleitenden, scheinbar flüchtigen Klavier-Arrangements nach Erhabenheit, Klang-Perfektion und Transzendenz sucht. Zunächst noch als entfremdeter Zombie und lebendiger Automat in der digitalisierten Kunstwelt der Popsong-ähnlichen »Neon Signs« und »Mirror«, später offener, tastender, experimenteller, schwebender in »Body Moves«, »Ribbon« und »Fleuve«.In den Hintergrund der voluminösen und orchestralen Wohlklang-Wucht mischt Lindemans Band eine Vielzahl elektronischer, irritierender Störgeräusche wie einen posttraumatischen Tinnitus. Mal ist es ein mechanisches Schaben in »Window«, mal ein schnarrendes, lauter und leiser werdendes Drone-Geräusch in »Irreversible Damage« – das ohnehin nur aus Fetzen von Therapiegesprächen zu Free Jazz besteht.Pop- oder Rockmusik ist »Humanhood« an dieser Stelle schon lange nicht mehr. Aber diese Art der Losgelöstheit ist ausnahmsweise okay.(Spiegel)
0 Comments