Friedemann Weise habe ich vor ein paar Jahren im Vorprogramm von Erdmöbel kennengelernt, da diese einen Narren an ihm gefressen und ihn üb...

Friedemann Weise - Das Weise Album


Friedemann Weise habe ich vor ein paar Jahren im Vorprogramm von Erdmöbel kennengelernt, da diese einen Narren an ihm gefressen und ihn überall mit hin genommen haben. Sogar in den Westerwald. Weises Ansagen und Geschichten waren wirklich witzig - wären diese doch nicht ständig von seinen Liedern unterbrochen worden! 
Einem größeren Publikum wurde er durch die heute-show bekannt. Auch dort ist er unterhaltsam, singt aber auch nicht. Jedenfalls höchst selten

2020 begann damit, dass Australien brannte, dann gab es eine Pandemie, Trump machte Trumpdinge und jetzt ist da auch noch ein neues Album von Friedemann Weise. Der selbst ernannte „King Of Understatement“ ist offensichtlich auch Herr der Trilogie, denn nach The Beatles und Haftbefehl gibt es auch von Weise „Das Weise Album“, nach „Eiermann“ (Klaus & Klaus) und „Telefonmann“ (Helge Schneider) haben wir nun den „Kaffeemann“. 
Vielleicht ist Weise doch eher der „King of Klamauk“:


   


Leider kann man „Das Weise Album“ nicht auf LP kaufen (nur CD) und somit bleibt der Friedemann Weise gebührende Platz im Plattenschrank neben Jürgen von der Lippe und Mike Krüger eben weiterhin verweist, äh, verwaist. 
Aber hinsichtlich seiner limitierten Fanbox macht dem Tausendsassa keiner etwas vor:


   


 „Kaffeemann“ wiederum heißt die erste Single aus dem am 31.07. erscheinenden Album „Das Weise Album“, einem 12 Songs starken Antifolk-Pop-Album zwischen, sagen wir, Adam Green, Neil Innes und Ween. Nun kann Mensch sich natürlich fragen, ob in diesen Zeiten zwischen Covid-19-Pandemie und #Blacklivesmatter ein Song über einen eitlen Barista erscheinen muss. Wir meinen: JA! Denn in der gerösteten Kaffeebohne stecken alle gelebten Widersprüche of life. Von globaler Ausbeutung bis zum Fair Trade – aber nur für die, die es sich leisten können. Vom Eduscho-Stehkaffee bis zum Cold-Brew-Hipster Laden. Von globaler Völkerverständigung bis zur Individualverblödung. Kein guter Krimi ohne Kaffee. 


 


"Liebeskummer im Sommer" zeigt all die Vorteile auf, die ein gebrochenes Herz in der heißen Jahreszeit so hat: "Du kannst abends länger draußen traurig sein/ Keiner wundert sich im Park über deine Flasche Wein". Mit diesen deprimierenden Zeilen eröffnet Friedemann Weise den Song, der im Vergleich zu "Kaffeemann" spürbar entschleunigt ist und stark nach 80er-Jahren klingt. Die gewohnten Gitarren sind entsprechend mit Filtern und Effekten belegt und mit drückenden Synths umgeben, die in der titelgebenden Hook dann sirenenartig aufheulen. Und auch visuell bezieht sich Friedemann Weise auf die Achziger und die deutsche Fernseh-Landschaft zu dieser Zeit. 
 (Diffus


   


So this is Weise: John Lennons Weihnachtslieder-Romantik wird auf Twitter gedreht, ein Gedankensprung bespringt den nächsten, hier noch ein Kassensturzlied: Wenn 68er 68 werden, dort ein Barista-Boogie Woogie, der sich über die übertrieben zelebrierte Kaffee-Kultur lustig macht. Und dann wären wir auch schon wieder bei den ganz großen philosophischen Debatten: Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Geld? Das kann's nicht sein. Was dann? Im Song "Kunst" erfahren wir es: "Mozart ist keine Amöbe und Frida Kahlo kein Reh. Ein Pferd ist nicht wie Gert Fröbe und auch nicht Beyoncé. Doch eines unterscheidet uns: Die Kunst, die Kunst, die Kunst.“ 
(br)  

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