So pastellfarben wie die Plattenhülle ist auch die Musik auf „Purple Noon“ und der Bandnamen Washed Out würde auch am besten den eigenen So...

Washed Out - Purple Noon


So pastellfarben wie die Plattenhülle ist auch die Musik auf „Purple Noon“ und der Bandnamen Washed Out würde auch am besten den eigenen Sound beschreiben, wenn man ihn mit weichgespült übersetzen könnte. Aber vielleicht ist bei Temperaturen über 30° C ein aufregungsarmer, entspannter sowie entschleunigter Ritt auf der Chillwave genau das richtige, um die Füße im Pool oder Planschbecken baumeln zu lassen und dazu einen süßlichen Schirmchen-Cocktail zu trinken. 

Mit „Purple Noon“ veröffentlicht Ernest Weatherly Greene Jr. sein viertes Album als Washed Out und zwar beim eher Genre untypischen Label Sub Pop, bei dem auch schon die ersten beiden Alben „Within And Without“ (2011) sowie „Paracosm“ (2013) erschienen waren, die recht erfolgreich in den US Charts reüssieren konnten (#26 und #21). Nur „Mister Mellow“ konnte 2017, über Stones Throw Records erschienen, nicht an diese Erfolge anschließen. 

Ob Washed Out mit „Purple Noon“ wieder in die Erfolgsschiene zurück findet? Wenn man den mittelprächtigen Plattenkritiken glauben mag, dann nicht. Bei Metacritic steht das Album mit seiner 63/100 Wertung sieben bis zehn Punkte hinter seinen Vorgängern zurück.

Wie nicht anders zu erwarten, ist die limitierte Version von „Purple Noon“ als purple Vinyl erhältlich. Aber auch als Kassette, CD oder schwarze LP kann man die 10 Songs käuflich erwerben.


 


PURPLE NOON klingt nach einer Villa am Mittelmeer, nach Drinks zur Mittagsstunde, Nickerchen auf der Veranda, weiteren Drinks vorm Abendessen, das Paradies nach Harald Juhnke also: „Keine Termine und leicht einen sitzen.“ 
Wer bei solchen Gelegenheiten zu den Compilations der Reihe „Café del Mar“ greift, macht keinen Fehler – merkt aber, dass diese Tracks reine Kulisse sind. Ernest Greene hat mehr zu bieten, „Game Of Chance“ klingt, als habe er den unendlich geschmackvollen Soul von Sade durch tausendundeinen Hallraum gejagt. „Time To Walk Away“ besitzt sogar das Potenzial zu polarisieren: Ist dieser Off-Beat-House ein doofer Witz oder eine geniale Innovation? 


 


Da streckt sich der Opener "Too late" im Hotelzimmer mit der netten Aussicht gar nicht erst groß, sondern hüpft von der tollen Dusche fast direkt an die Strandpromenade, um das neue schicke neue Outfit in all seiner pastellfarbenen Pracht zu präsentieren. Wie aus dem Ei gepellt lässt auch "Time to walk away" die Hüften kreisen, während andere mit weniger Geschmeidigkeit noch versuchen, beim Gang im warmen Sand nicht über diverse Sonnenschirme und Eimerchen und die dazugehörigen Kinder zu stolpern. 
Ordentlich was los also. Distanz und Abstand dürfen gern die anderen wahren, Greene hingegen geht herrlich aufdringlich auf Kuschelkurs. Da hinterlässt das smoothe "Paralyzed" den einen oder anderen feuchten Schmatzer am Hals, während "Game of chance" mal eben den Einsteiger-Taucherkurs überspringt und gleich das tiefe Dunkel sucht. Ganz entspannt trocknet der eben noch nasse Leib "Leave you behind" sei Dank dann an der prallen Sonne, während die Gedanken abschweifen zum alten, zurückgelassenen Leben. 

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