Bei Daniel Blumberg handelt es sich um einen bildenden Künstler und Musiker, der bereits mit seinen ehemaligen Bands Cajun Dance Party und Yuck bei Platten vor Gericht vorstellig wurde oder gemeinsam mit Low musizierte. Sein 2018 über Mute Records veröffentlichtes und hoch gelobtes Soloalbum haben wir hier übersehen - jedoch nicht Volker, der „Minus“ auf Platz 21 seiner persönlichen Jahres-Charts setzte.
Nun also „On&On“, dem man den künstlerischen Anspruch nicht absprechen kann und folgenden Satz muss ich einfach aus dem Promo-Text zitieren: „On&On ist eine Konsolidierung der von ihm entwickelten dekonstruktiven Liedästhetik, die an der Schnittstelle zwischen konventionellen Songstrukturen und freier Improvisation operiert.“ Soll heißen, dass die neun in Live Sessions entstandenen Slowcore-Songs teilweise recht anstrengend sind und an den Nerven zerren können.
Und als hätten Daniel Blumberg (Gesang, Gitarre, Mundharmonika) und seine Mitstreiter aus der Londoner Improvisations-Szene um das Jazz-Café Oto (Ute Kanngiesser (Cello), Billy Steiger (Violine), Tom Wheatley (Kontrabass) und Jim White (Schlagzeug)) die Lieder und Melodien nicht schon allein durch Schrammeln und Stöhnen, Rascheln und Rasseln sowie Zupfen und Zirpen zerstückeln können, holen sie sich auch noch Unterstützung durch die experimentelle Musikerin und Sängerin Elvin Brandhi. Gut, dass der Song „On&On“ sich wie ein roter Pfaden durch die Klanginstallation zieht und uns in verschiedenen Variationen („On&On&On“, „On&On&On&On“ und „On&On&On&On&On“) durch das Kunstwerk führt.
Mit ihren disharmonischen Kurzeskalationen aus Drums, Kontrabass und Streichern unterwandern diese konventionelle Pop-Hörgewohnheiten auch auf »On&On« zielsicher. Die Platte beweist aber auch, dass Blumbergs Gespür für schwerelose Melodien die Klinik überlebt hat. Regelmäßig und trotzig bahnt sich seine Stimme einen Weg durch den impressionistischen Nebel aus Improvisation und wirft so ein sanftes Licht auf die nachtschattigen Arrangements seiner Mitmusiker*innen. Zunächst erahnt man die sich zärtlich ankündigende Dämmerung nur; spätestens im Song »Teethgritter« bricht sie sich dann aber endgültig Bahn und Blumberg wirkt – zumindest solange man die Textebene ignoriert – beinahe glücklich.
Bei Daniel Blumberg werden Violinen nicht gestrichen, sondern gekratzt, gezogen oder anderweitig malträtiert. So jedenfalls kann man es sich beim Hören vorstellen.Ergebnis ist etwa das sperrige „Silence Breaker“, das die Stille mit einer dissonanten Streicherklage bricht. Nicht nur seine zum Markenzeichen gewordenen Klangerkundungen hat sich Blumberg also erhalten, sondern auch seine Melancholie.Herzstück des Albums ist „Bound“, wenn der Sänger eine gescheiterte Liebesgeschichte reflektiert („It was a mistake / to put that ring on your finger“) und sich die Ballade über sieben Minuten hinweg zu einem mitreißenden Finale hinaufschwingt. Ein Songdiamant aus Blumbergs intimem Gesang, einem sanften Rhythmus und minimaler Instrumentierung.„On&On“ ist ein Album, das manchmal quält und manchmal berührt. Hinhören lässt es in jedem Fall.
Zwischendurch ganz schön schräg & anstrengend (= jazzig) 5 Punkte
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