Vor zwei Jahren spielte Mark Hamilton (Woodpigeon) ein Wohnzimmerkonzert bei uns und erklärte voller Überzeugung, dass „Tango In The Night“ die beste Platte aller Zeiten sei. Seitdem ist mir aufgefallen, dass sich die Rezeption des vierzehnten Albums von Fleetwood Mac in den letzten Jahren gewandelt hat, da es zunehmend in Bestenlisten auftaucht, zuletzt im Musikexpress, als es mit bei den besten Alben des Jahres 1987 gehandelt wurde.
Die 10 hier vorliegenden Songs sollten eigentlich den Grundstock für das achtzehnte Fleetwood Mac-Album bilden, da, neben Mitchell Froom (Keyboards), auch Mick Fleetwood (Schlagzeug, Percussion) und John McVie (Bass) an den Aufnahmen beteiligt waren. Jedoch kam es zu Verzögerungen, weil sich Stevie Nicks auf ihre Solokarriere konzentrierte, so dass Lindsey Buckingham (Gesang, Gitarre) und Christine McVie (Gesang, Keyboards) dem Kind einen neuen Namen verpassten. In Anspielung auf das 1973 veröffentlichte Album „Buckingham Nicks“ entschied man sich zunächst für „Buckingham McVie“, um abschließend den Titel „Lindsey Buckingham Christine McVie“ zu wählen. Als kleinen Seitenhieb auf Stevie Nicks lässt sich also der Name der Platte erklären, für die Wahl des Covers gibt es aber sicherlich keine einleuchtende Begründung.
Bei „Lindsey Buckingham Christie McVie“ muss sich die Wahrnehmung der Kritiker im Verlauf der Zeit noch ein wenig ändern, damit es als Highlight im Fleetwood Mac-Kosmos angesehen wird: Metacritic sieht das Album aktuell bei 74/100 Punkten. Wie wohl Woodpigeon dieses Album einschätzt? Schließlich könnten die eingängigen „Feel About You“ und „In My World“ auch von „Tango In The Night“ stammen. Auf der zweiten Plattenhälfte finden sich mit „Too Far Gone“, „Lay Down For Free“ und „Game Of Pretend“ gleich mehrere Lieder, die im Idealfall von Stevie Nicks-Songs ersetzt worden wären.
Na klar hört man den Custom-Sound von Fleetwood Mac sofort heraus. Das liegt natürlich daran, dass mit Mike Fleetwood und John McVie das rhythmische Herz von Fleetwood Mac auch auf dieser Duo-Platte schlägt. Und wenn man sich mal Songs vom Hitalbum "Rumours", speziel "You Make Loving Fun" anhört und dann "Red Sun" vom aktuellen Buckingham/McVie-Album übereinander legt, dann hört man schon diesen eigenen Sound raus. Gerade die Rhythmusarbeit ist ja eine Marke bei Fleetwood Mac. "Selbstreferentiell" könnte man das auch nennen, ist ja nichts Schlimmes dabei. Es gibt halt Bands, die klingen, wie sie klingen.
Das Album klingt vielleicht ein bisschen zu frisch, es hätte etwas mehr altersangemessen sein können. Vor allem die Produktion: da ist schon sehr viel Digitales dabei, viele Computer-Shaker und rhythmisches Zirpen im Hintergrund. Auch an Keyboard-Sounds wird nicht gespart, der Sound ist sehr höhenlastig, sehr komprimiert - also auch radiooptimiert. Er soll sich durchsetzen, da soll also eine große Zielmasse erreicht werden.
Das klingt jetzt ein bisschen negativ, es zeigt eben nur das Bestreben der beiden, wirklich nochmal das Bestmögliche abzuliefern und dieses Streben nach Perfektion, nach dem perfekten Popsong und Sound, der findet sich dann auch in der Struktur der Songs wieder. Da wird auf die bekannten Formeln zurückgegriffen. Aber durch den eigenständigen Sound von Lindsey Buckingham und Christine McVie und ihrer Musiker kriegt das ganze Album dann doch Charakter und Charme.(MDR)
Im Zweifelsfall greife ich definitiv zu "Tango In The Night". 4,5 Punkte
AntwortenLöschenIch auch, trotzdem gibt es hierfür zumindest 5,5 Punkte.
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