Die Veröffentlichung von "Reset" liegt zwar bereits 4 Wochen zurück, dennoch wollen wir hier noch auf das zweite Album von ABU hinweisen.
Der Pressetext verschweigt konsequent den bürgerlichen Namen des Schweizers und umschreibt ihn stattdessen stets mit "beim kleinen Berner" oder "dieser kleine, bärtige Mann aus der Provinz". Zumindest erfahren wir, dass sich der bärtige ABU mit "Reset" bewusst von seinem Debütalbum "Earn & Seed" absetzt und nicht mehr nur auf die schlichten Arrangements eines Singer/Songwriters baut. Statt dessen zeigt sich der kleine ABU experimentierfreudig, sorgt für ausladendere Arrangements und frickelt mit elektronischen Spielereien herum.
"Spell" und "Beautiful Waste" sind kleine, eingängige Hits, auf "Nowhere" versucht sich ABU aus Bern an Falsettgesang, bei "Throw Up" sind es dann holpernden Beats, als hätte er viel James Blake bzw. alt-j gehört, "Gimme" und "Commonly" fahren die rockige Schiene und im Verlauf der weiteren 6 Songs wagt er er einiges auf dem Weg zu einem gelungen "Reset". Ein abwechslungsreiches Album führt dazu, dass der Hörer statt "Reset" noch einmal auf "Play" drücken möchte.
Bereits „Spell“ zeugt von einem gefestigten Künstler mit Anspruch, der Songdienlichkeit und Kreativität über Mainstream-Erfolg stellt. Die gleichermaßen weiche wie eindringliche Stimme thront über einem mächtigen Arrangement, das spätestens mit dem kunstvollen, etwas jenseitigen alt-J-Break vollends abhebt. Alternative Ansätze können – und sind – dennoch höchst eingängig. Da wäre beispielsweise die Single „Beautiful Waste“, dessen vorwitziges Beatkonzept britische Melancholie mit französischer Leichtfüßigkeit verbindet, bevor der Mirwais-taugliche Refrain gleichermaßen säuselt und bereut.
Je länger „Reset“ dauert, desto abwechslungsreicher gestaltet es sich. Mit „Commonly“ gelingt sogar eine dezente Radiohead-Verneigung, der durch einen aggressiven Beat zusätzliche Brisanz verliehen wird. Auch die sehnsüchtige, immer wieder aufbrandende Gitarre setzt überraschende, eindrucksvolle Akzente. „Nowhere“ hingegen übt sich an vollständiger Reduktion und zeigt, was es heißt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nicht ganz so balladesk und doch sympathisch: der fordernde, leicht entrückte Rausschmeißer „Something’s Gonna Change“.
Noch sitzt nicht jede Idee, doch die erstaunliche Dichte an Volltreffern macht „Reset“ zu einer sympathischen Pop-Machtdemonstration ohne Star-Allüren und übertriebenen Gigantismus. Selbst Filler-Momente passen sich wunderbar dem Fluss dieser durch und durch entspannten Platte an. Klar, Abu erfindet das Rad nicht neu, versteht es aber geschickt seiner eigenen Karriere frische Impulse zu verleihen. Das schreit doch nach einer baldigen Fortsetzung.
(beatblogger)
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