Letzten Samstag war Caterina Barbieri, aka Missincat, zu einem Wohnzimmerkonzert bei uns zu Gast. Da sie und ihr Begleiter anschließend einen Day-off hatten, den sie ebenfalls noch in Montabaur verbrauchten, fand sich ausreichend Zeit für Gespräche, natürlich auch über Musik. Daher erhielt ich von Missincat den Tipp, mir einmal Federico Albanese, der wie sie aus Mailand stammt und aktuell in Berlin lebt, anzuhören. Wie praktisch, dass dieser mit "The Blue Hour" dieses Jahr ein neues Album veröffentlicht hat.
Der Italiener komponiert Filmmusik, ist als Produzent und Pianist tätig und verbindet auf seinen Solo-Alben Elemente klassischer Musik, mit Aspekten von Pop- und Ambientmusik, so dass einem unweigerlich die Werke von Craig Armstrong, Ólafur Arnalds, Max Richter oder Nils Frahm in den Sinn kommen. Neben Federico Albanese (Klavier, Orgel, Gitarre, Bass, Synthesizer) hören wir auf den minimalistischen, rein instrumental gehaltenen 13 Titeln, die von Francesco Donadello (Modeselektor, Tom Yorke, Moderat) produziert wurden, Arthur Hornig und Carlota Ibañez de Aldecoa Silvestre am Violoncello.
Federico Albanese erklärt den passend gewählten Albumtitel so: "Es gibt den besonderen Moment, in dem sich Gegensätze so nahe sind, dass sie sich fast berühren. Der Moment, in dem es noch Licht gibt, aber noch keine gänzliche Dunkelheit. Eine Welt im Zwischenraum, ungewiss, wage und in Schatten fließend. Wir können folgen oder beobachten, unsicher wohin die Reise uns führt – in Dunkelheit oder Licht; in den Schatten von Erinnerungen und Träumen."
Was Albanese mit diesem Album kreiert hat, sind wie von zarten Nebelschwaden verhüllte Klanglandschaften im Zwischenreich von Tag und Nacht. Diese u.a. aus Elektronik, Hammondorgel, Synthesizer, Elektrischer Gitarre, Bass, Glas und Fieldrecording modellierte musikalische Topographie - immer wieder gewinnt sie durch sparsamste, aber punktgenau gesetzte Akkorde des Klaviers Kontur, wird zu klanglicher Kalligraphie. (...)
Man kann sich in der Zeitlosigkeit dieser Blue Hour von Federico Albanese verlieren. Doch niemals entgleiten ihm seine motivischen Klavier-Haikus ins Esoterische. Vielmehr sind seine 13 Miniaturen eine Wanderung durch unbekannte Galaxien des Traumes, raffiniert arrangiert in schleierzarten, sensibel untermalenden sounds. Ein Traum, in dem sich so viele unterschiedliche Seitenpfade überlagern, die einen hellwach bleiben lassen, den Puls, den Herzschlag lebendig erhalten.
(br-klassik)
Fragile Schönheit und seltsame Schwere; die Leichtigkeit des Hellen und die düstere Intensität einer noch nicht ganz greifbaren, nahenden Ruhe bestimmen das Bild auf diesem mit gegenüber dem Debüt deutlich präsenterer flächiger Elektronik und malerischen Streichern ausgekleideten melancholisch-minimalsinfonischen Pianotrip, der ein treuer Gefährte und eine beruhigende Hand in der Zwischenwelt ist und dankenswerterweise aus seinem Thema zu keinem Zeitpunkt esoterisch verklärten Ambient-Pop macht.
(intro)
Federico Albanese macht Weite hörbar und hält die Zeit ein Stück weit an. Wer sich auf darauf einlässt und die Synapsen freimacht, erlebt ein Kopfkino erster Güte und bekommt mit jedem Hören eine neue Welt präsentiert.
(Campus Charts)
Live kann man Federico Albanese an folgenden Orten sehen und hören:
09.04.16 Mannheim - Jetztmusikfestival
15.04.16 Magdeburg - Moritzhof
23.04.16 Stade - Hanse Song Festival
Schöne Platte. 7 Punkte
AntwortenLöschenbisschen wenig was ich nicht schon gehört habe 7 Punkte
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