Eine Platte, die sich dieses Jahr auf dem Gabentisch zu meinem Geburtstag befand, darf hier nicht unterschlagen werden: "Good Advice" von Basia Bulat.
Es handelt sich hierbei um das mittlerweile vierte Album der 31-jährigen Kanadierin, die darauf nicht nur eine Trennung verarbeitet, sondern gemeinsam mit ihrem Produzenten, Jim James von My Morning Jacket, eine Wandlung vollzieht: von der schlichten Singer/Songwriterin, die ihre folkigen Lieder meist zu nicht viel mehr als einer Gitarre oder einer Autoharp (einem der Zither ähnlichen Instrument) vortrug, hin zur schillernden Pop-Sängerin, die Motown und Phil Spector zu buchstabieren weiß und unglaublich einprägsame Songs zu schreiben weiß ("La La Lie", "Let Me In", "In The Name Of" und und und). Der Sound ist deutlich üppiger (Orgel, elektrische Gitarre, Schellenkranz, Schlagzeug, Synthesizer, Chorgesang) geworden, schaut bei Gospel und Soul um die Ecke und verdient sich das Prädikat "zeitlos".
Als ihre Einflüsse nennt Bulat Joni Mitchell, Carly Simon oder Ella Fitzgerald. Und doch hat sie rein stimmlich nur entfernt etwas mit ihnen gemein. Basia Bulat klingt wie Basia Bulat. Reminiszenzen sind nicht notwendig, zumal sie sich mit ihrem heute erscheinenden vierten Album "Good Advice" längst musikalisch gefunden hat. Das beweist sie auch mit der zweiten Singleauskopplung "Fool".
Aufrichtige und ehrliche Lyrics verbindet sie mit ihrer Band, die aus zahlreichen Freunden besteht, zu einem enorm dicht klingenden orchestral angehauchten Kammerpop, gern auch mit allerhand Backgroundgesang wie in "Good Advice".
Es bleibt ihr zu wünschen, dass wirklich ausnahmslos alle Radiostationen dieser Welt auf Basia aufmerksam werden mögen. Und sie verdammt nochmal rauf und runter, und damit vermutlich tot spielen. Dann muss sie halt nächstes Jahr mit einem neuen Album nachlegen. Wenn das annähernd so gut ist wie "Good Advice" sind wir zufrieden.
(Tonspion)
Als neue Folk-Lady mit einer Anmutung von Joni Mitchell hätte sie gut noch eine Weile so weitermachen können. Aber das neue Album hat eher eine Prise Kate Bush in sich.
Das merkt man etwa bei dem Song „In the Name of“, dessen Intensität immer mehr zunimmt und die ganze Macht von Bulats Stimme vorführt, bis schließlich noch tribalistische Backgroundchöre dazukommen wie damals bei Bushs „Cloudbusting“. Auch hier spürt man eine emotionale Großwetterlage. „I can't keep living in the name of", singt Bulat immer wieder – ihre Texte bleiben oft vage, aber umso mehr rätselt man, welches falsche Leben die Sängerin da so vehement abschütteln will, es scheint sich jedenfalls ins Unerträgliche zu steigern und führt dann zu einem regelrechten Wolkenbruch von Soul.
Da ist man fast erleichtert, dass es auch ein paar federleichte Stellen des Easy Listening auf dem Album gibt, so bei dem mit Beach-Boys-Orgeln einsetzenden Eröffnungsstück „La La Lie“. Genau diese Orgel ist es dann aber auch, die dem Album bei anderen Liedern sakrale Tiefe und Schwere gibt. Spätestens beim Titelstück „Good Advice“ merkt man, dass dem Werk ein großer Liebesschmerz zugrundeliegt.
(FAZ)
Good Advice bläst seine schönen Liebeslieder deshalb mit Saxophon und Synthies zu üppigem 70s-inspiriertem Pop auf, innendrin immer noch nachdenklich genug, aber außenrum ein bisschen feierlicher als die alte Holzhütte in den Hügeln. Bulats nützlichste Eigenschaft bleibt aber ihre Stimme, mit der sie sich so angenehm durch all den Glanz jubelt, summt und tiriliert, dass sich Gemütlichkeit kurz mal gar nicht wie der Tod anfühlt.
(Zeit)
Basia Bulat in Deutschland:
26.04.16 Köln, Tsunami
27.04.16 Berlin, Auster Club
7 Punkte
AntwortenLöschenDeutliche Hinwendung zum Pop - dennoch ihr bisher bestes Album.
AntwortenLöschen8 Punkte
Deutliche Hinwendung zum Pop, daher ihr bisher bestes Album
AntwortenLöschen7,5
Zu poppig. 6 Punkte
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