Ein drittes und letztes Mal muss ich noch auf unsere Wohnzimmerkonzerte zu sprechen kommen: Der Besuch von Julia ...

The Indelicates - Elevator Music
























Ein drittes und letztes Mal muss ich noch auf unsere Wohnzimmerkonzerte zu sprechen kommen: Der Besuch von Julia und Simon liegt mittlerweile schon einige Monate zurück. Im Sommer 2014 präsentierten uns The Indelicates nicht nur alte Songs, sondern auch zwei bisher unveröffentlichte Titel, denn Simon arbeitete damals an einem Konzeptalbum, das "Paradise Rocks" heißen sollte und Miltons berühmtes Versepos "Paradise Lost" nach Hawaii versetzt, mit Elvis als Satan. Stilecht wurden die Lieder von ihm auch mit Elvisgesang vorgetragen.

Julia und Simon haben mittlerweile Nachwuchs bekommen und ihr fünftes Album veröffentlicht. Dieses heißt jedoch nicht "Paradise Rocks" sondern "Elevator Music" und statt Elvisgesang hören wir beide im typischen Wechselgesang und mit einer bunten Revue an unterschiedlichen Musikstilen: Nach einer instrumentalen Piano-Eröffnung, geht "The Noise" dem Namen entsprechend in die punkig-lärmenden Vollen. "Beyond The Radio Horizon" ist Musical-Pop, "The Last Man On The Moon" der beste Magnetic Fields-Song, den ich dieses Jahr hören durfte, "Love And Kindness" vielstimmiger Acapella-Folk, "The Generation That Nobody Remembered" eingängiger Art-Pop usw.

Ein Konzept gibt es aber dennoch, auch wenn virtuelle Welten und menschliche Isolation wenig mit Hawaii, Elvis und Milton zu tun haben. Das Album lässt sich hier in zahlreichen Varianten bestellen - bei mir war es die Special Edition der Doppel-LP, der zusätzlich ein Aufnäher und ein Begleitbuch mit Texten, Hintergrundinformationen u.ä. beigefügt war, dem ich aber bisher leider zu wenig Beachtung geschenkt habe. Im Gegensatz zur tollen Musik.

Leider finden The Indelicates und "Elevator Music" in der Presse so gut wie nicht statt, so dass ich nur einen Bericht in der Wiener Zeitung finden konnte: 


Manierismus und Eklektizismus sind den Indelicates keine Fremdworte. Die Band aus Brighton steht für einen Popentwurf, der ein Hybrid aus Artrock, Glamfolk, Britpop und Varieté-Pathos darstellt und mit bissig-zynischen Texten meist wohltemperiert-harmonische Melodien kontrastiert. Offene Songstrukturen treffen auf überbordende Arrangement-Ideen und theatralische Ansätze. Das Ergebnis sind oft desperat-schöne Songs, die sich weder elegischen Momenten noch lodernden Emotionen verschließen.
Der Bandkern aus dem Ex-Comedian Simon Clayton und seiner mit Falsettstimme ausgestatteten Kollegin Julia Clark-Lowes hat sich für sein fünftes Album, "Elevator Music", kongeniale Mitstreiter ins Studio geholt und mit ihnen zusammen ein Konzeptalbum über virtuelle Welten, menschliche Isolation und krude Erlösungsideen eingespielt. Den Indelicates gelingt dabei eine gewagte musikalische Burleske, der es weder an Derbheit, Schelmentum oder Ideen fehlt - da und dort aber an traditionellem Songwriting.


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