Unsere liebste Schwedin namens Anna hat ein neues Album veröffentlicht: „The Miraculous“ konzentriert sich auf 9 Songs, von denen zwei die 10-Minuten-Marke durchbrechen. Einen eingängigen Song, dem man, wie „Mountains Crave“ vom Vorgänger „Ceremony“ (2013), die Vorsilbe Pop verleihen könnte, sucht man hier vergeblich. Statt dessen hüllt sich Anna von Hausswolff noch weiter in Finsternis, lässt bedrohliche die Orgeln dröhnen, einschneidende Post-Rock-Riffs erklingen und düstere Bilder Bilder im Kopf des Hörers entstehen. „The Miraculous“ ist ein bombastischer, schwarz glänzender Monolith, der nicht leicht zu erklimmen ist, nur schwer einem Genre (Gothic? Zeitgenössische Klassik? Metal? Folk? Postrock?) zuzuschreiben ist und daher von Hausswolffs Stellung als Ausnahme-Künstlerin zementiert.
Unsere liebste Schwedin namens Anna im Video zu „Evocation“ und einer Live Session von "Stranger":
Der Name der 29-jährigen Schwedin klingt wie ein Pseudonym, so gut passt er zur schwermütig schwelenden Gothic-Atmosphäre und den märchenhaft mäandernden Metal-Drones ihres dritten Albums. Ihre Songs graben tief im Unbewussten, in Mythen und Sagen. Im Zentrum steht die gewaltige 9.000-Pfeifen-Kirchenorgel der Gemeinde Piteå. Hier spielten Anna von Hausswolff und ihre vierköpfige Band den größten Teil von „The Miraculous“ live ein. Das Ergebnis ist heavy, ohne wirklich Metal zu sein – aber schon nah dran an der Haltung von Bands wie Sunn O))). Der Gesang sorgt dabei für einen apokalyptischen Folk-Touch. Ein großes Album, das man sich erobern muss.
(Rolling Stone)
Bevor Anna von Hausswolff überhaupt den ersten Ton singt werden fast sieben Minuten vergehen, es wird schauerhaft flirren und knistern und elegische Gitarrenmelodien werden mäandernde Bahnen ziehen. Erst nach über acht Minuten, bricht der heraufbeschworene Drone-Sturm los und wir sind endlich mitten drin im zweiten Album der Schwedin.
Drei Jahre nach den eindrucksvollen Orgel-Drone-Pop von CEREMONY steigt sie hier noch tiefer in die Schattenwelten des Genres hinab – von der Beerdigungs-Pop, so scheint es an vielen Stellen des Albums, hat sie sich direkt an die Vertonung des Totenreichs gemacht. Alles klingt noch schattiger und morbider verwischt. Dabei hat sich am musikalischen Grundriss zunächst nichts verändert – Kirchenorgel, Drone-Bässe, Prog-Gitarren und elegisch hallender Gespenstergesang – nur dass die Orgel diesmal aus 9000 Pfeifen tönt. Aufgenommen wurde nämlich im nordschwedischen Piteå, Heimat der größten Orgel Skandinaviens.
Am schönsten schwirren und schweben die Töne dieses Klangmonstrums durch das 11-minütige Herzstück „Come Wander With Me/Deliverance“. Hier breitet sich die Kirchen- und Gothic-Soundästhetik zu einer weiten, fieberhaften Traumlandschaft aus. Vieles auf der zweiten Hälfte des Albums wirkt dagegen zähflüssig, unnötig ausgedehnt – als wären die Melodien, denen wir in den ersten Songs begegnet sind („The Hope Only Of Empty Men“, „Pomperipossa“) auf halber Strecke ermüdet oder von der finsteren Drone-Musik zu stark narkotisiert worden. Nur im Album-Closer „Stranger“ kehrt von Hausswolff nochmal zur eindringlichen, melancholischen Nachtmusik zurück: versöhnlicher Abschluss einer (zu) langen Messe.
(musikexpress)
Unsere liebste Schwedin namens Anna in Deutschland:
06.12.15 Berlin, Sophiensäle
02.03.16 Berlin, Berghain
9 Punkte
AntwortenLöschenAngenehm düster. 7,5 Punkte Was ist denn da bei "An oath" los?
AntwortenLöschen8 Punkte
AntwortenLöschenGefällt mir etwas weniger gut als der Vorgänger. 7 Punkte
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