Was haben die gestern vorgestellten Locas In Love und Lingby   gemeinsam? Beide stammen aus Köln, beide Bandnamen ...

Lingby - Twist And Turn
























Was haben die gestern vorgestellten Locas In Love und Lingby  gemeinsam? Beide stammen aus Köln, beide Bandnamen beginnen mit L, beide setzen auf gemeinsamen oder alternierenden Boy-/Girl-Gesang und beide haben im letzten Jahr eine empfehlenswerte Platte veröffentlicht, deren pünktliche Vorstellung ich verpasst habe. Nein, bei Locas In Love waren es ja deren zwei, also kommen wir zu den Unterschieden.

Während das Quartett Locas In Love in seiner 15 jährigen Bandgeschichte bereits 7 Alben fertig gestellt hat, kommt das Quintett Lingby - neben dem selbst veröffentlichten "Count The Stars" (2010) - in 10 Jahren nur auf ein Album, das den Titel "Twist And Turn" trägt. Darauf sind 10 Titel enthalten, die mal düsteren, mal eingängigen Orchesterpop vereinen, der in seinen besten Momenten beide Eigenschaften vereint. Groß werden die Songs von Judith Heß, Willi Dück, Carmen Heß, Martin Steinke und Maik Vleurinck, wenn sie in Richtung Rock tendieren oder die Schwestern zu Blechblasinstrumenten greifen. "Like A Stone" und "Two" sind hierfür eindrucksvolle Belege:




Lingby wirkte auf uns auf den ersten Blick und Höreindruck sehr hip und trendig. Der Sound, den wir durch ihre Single „Two“ zu hören bekommen ist sphärisch und in gewisser Weise minimalistisch. Wie ein typische Single klingt das allerdings nicht, was uns Lingby hier liefern. Singles sind in der Regel ja eingängig oder haben eine Hook, die schon nach ein- oder zweimaligem Hören mit summen können.
Die Songs auf dem Album wie „Swans“ oder „Be Still“ sind durch Synthie-Klänge gesprenkelt. Doch nicht nur das, sondern es tauchen eben auch hie und da gitarrenlastige Post-Rock Passagen auf. Sehr atmosphärisch bauen Lingby das auf und versetzen uns so ein ums andere mal in Ekstase. Da schwimmen wir bei „House Of Glass“ oder „Forgiveness“ geradezu dahin. Wundervoll!
Ein wirklicher Aufmunterer ist das Album nicht. Sehr düstere Klänge und tiefe Bässe durchdringen uns da in den 10 Tracks. Leidenschaft, Pathos, manchmal auch etwas übertrieben und überladen wirkend machen Lingby aus dem Album eine tolle emotionale Scheibe. TWIST AND TURN bewegt sich vollkommen unklasssisch in den nicht wirklich zeitgemäßen Indie-Gefilden. Lingby bedient keine Hipster-Klischees und befindet sich dennoch vollkommen an der Spitze der Zeit.
(soundkartell)




Die Vinyl-Version von "Twist And Turn" lässt sich für 20,- € im Shop der Band kaufen (auch digital), für etwas mehr kann die im Oktober nachgeschobene EP "Tired Eyes" auf CD direkt dazu erworben werden.

Und auf ein höchst ungewöhnliches Konzert von Lingby sei ebenfalls noch hingewiesen:
23.01.16 Köln, Aula der Gesamtschule Rodenkirchen


Wie eine Big Band mit den Vorgaben eines Kammerorchesters schafft es das Quintett, von Piano bis Horn eine breite Palette an Instrumenten in seine entzückenden Lieder zu packen, den Sound aber trotzdem bescheiden zu belassen und ihn nie zu überfrachten. Zusammen mit Gitarre und Schlagzeug bildet das ein musikalisches Fundament, über das sich der so schwelgerische wie zarte und doch markante Gesang erhebt. Wenn Lingby in »If Anything« die Zeile »This could tear us apart« intonieren, zeigt das, mit was für einer Raffinesse sie ikonische Verse wie die Joy Divisions für ihre eigene nahbare und dennoch komplexe Stimmung umdeuten. Die ist auch dafür verantwortlich, dass man sich die Lieder Lingbys nur schwer auf einer großen Bühne vorstellen kann. Sie wollen kleine Clubs, ein Wohnzimmer vielleicht. In jedem Fall wollen sie deine Nähe.
(intro)


Und wenn, wie intro behauptet, die Lieder Lingbys doch nicht auf die große Bühne sondern in ein Wohnzimmer wollen, dann sollen sie sich einfach melden, denn in unserem Wohnzimmer ist immer ein Platz und ein Termin für ein Konzert von Lingby.


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