Möchte man sich ein wenig über Bad Religions neues Album "True North" informieren, so stößt man schnell auf einige ebenso spaßige wie zutreffende Bemerkungen: Die Welt sieht in der Band "die AC/DC des Punk-Rocks", Flight 13 Records konstatiert, dass das neue Album "nahtlos an den 15 Vorgängern anschließt" und der Musikexpress weigert sich einen Artikel zu schreiben, so lang Brett Gurwitz "nicht endlich einen weiteren Song" schreibt.
Doch der Musikexpress irrt sich, denn Bad Religion haben ja bereits zwei Songs: den schnellen, punkrockigen Kracher, der zwischen einer und zweieinhalb Minuten dauert, mit reichlich Aaahhhs und Ooohhhs ausgestattet ist und mit Riffs von gleich drei Gitarristen vorangetrieben wird, sowie den etwas ruhigeren "Sanity"-Typus, der diese zeitliche Marke auch überschreiten darf. Auf "True North" treten diese beiden Varianten im Verhältnis von 14:2 auf und dauern in ihrer Gesamtheit knapp 36 Minuten.
Brett Gurewitz und Joe Barresi (Kyuss, Tool, Queens Of The Stone Age), haben das Album produziert, das die letzten schwächeren Alben von Bad Religion fast vergessen lässt sowie qualitativ und stilistisch an "The Gray Race" (1996) anzuschließen versucht. Auch wenn man sogar gelegentlich an ihre Highlights "No Control" (1989) und "Against The Grain" (1990) erinnert wird, so kann diese Qualität trotz toller Songs wie "Robin Hood In Reverse", "Fuck You" oder "In Their Hearts Is Right" nicht erreicht werden.
Auf dem 16. Studioalbum "True North" weichen Bad Religion keinen Millimeter von ihrer Linie ab und präsentieren ihren Anhängern 16 schnelle Songs zwischen zwei und drei Minuten mit zumeist eingängigen Riffs, jeder Menge backing vocals und gewohnt kritischen und politischen Lyrics.
Das erste Ausrufezeichen der neuen Scheibe kommt an dritter Stelle: "Robin Hood In Reverse" ist ein Musterbeispiel für einen Bad-Religion-Song: Aggressiv und melodisch zugleich und ein herrlich bösartiger Text mit einer feinen Hommage an die britischen Kollegen von Sham 69: "When the kids are united they can never be divided / But that was yesterday, There's a brand new sham today". Weitere Anspieltipps sind der Titeltrack "True North" oder das starke "Fuck You".
Bei 16 Nummern ist es nicht verwunderlich, dass auch der ein oder andere durchschnittliche Song dabei ist, doch es lohnt nicht, darauf herumzureiten. Bad Religion sind so etwas wie die AC/DC des Punk-Rocks. Sie spielen das, was sie können, immer und immer wieder und machen das verdammt gut.
(Die Welt)
Egal, denn das komplette Album erinnert den geneigten Hörer irgendwie an gute, alte Zeiten: 16 Songs, ca. 36 Minuten Spielzeit und ein Booklet mit allen Texten aber auch kein bisschen mehr. Wie gesagt, die Band ist nicht für viel Schnickschnack bekannt.
Den Skeptikern wird jedoch direkt der Wind aus den Segeln genommen: Bad Religion klingen auf "True North" wie Bad Religion zu allerbesten Zeiten!
Die Aussage über die "schnellen und kurzen Songs" wird doppelt (bzw. dreifach) durch die wunderbar vertrauten, temporeichen Riffs der drei Gitarristen um Mastermind Brett Gurewitz unterstrichen. Frontman Greg Graffin, promovierter Dozent an der University of California, bekommt über dieses klassische Punkrock-Gerüst gewohnt sicher die bandtypische Sozialkritik in eingängige Melodien gewickelt. Und ganz ehrlich, aus seinem Mund klingt sogar ein "Fuck You" irgendwie intelligent.
Große Experimente gehen Bad Religion mit dieser Platte trotz ein-zwei Midtempo-Nummern bewusst nicht ein. Warum aber auch. Wenn die Herren mit jedem Release den Spagat zwischen altbekanntem Songwriting und frischer, unermüdlicher Power hinbekommen, ist gegen ein bisschen Retro überhaupt nichts einzuwenden!
(Titus)
7,5 Punkte Ich bin selbst überrascht von dieser Wertung...
AntwortenLöschenBusiness as usual, isn't it?
AntwortenLöschen6
Deren bestes Album seit vielen Jahren.
AntwortenLöschen7 Punkte
8.5
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