Nachdem der in Kiel gebürtige Ulrich Schnauss zuletzt in die britische Shoegaze-Formation Engineers involviert war und im letzten Jahr gemeinsam mit deren Mark Peters das Album "Underrated Silence" veröffentlichte, erscheint nun, mehr als 5 Jahre nach "Goodbye", wieder einmal ein reines Soloalbum.
"A Long Way To Fall" ist ein einstündiger Sturz durch Downbeat-Electronica, chilligen Dreampop und sphärischem Ambient - aber in Zeitlupe und von flauschigen Hall- und Echo-Kissen abgefedert. Gitarren- und Shoegaze-Experimente werden hier durch sanft pluckernde Synthies und wohlig knackende und klackernde Beats ersetzt.
Freunden von Tangerine Dream, Brian Eno, Kraftwerk, Boards Of Canada, Korallreven und den späten Slowdive zu empfehlen.
was an seinen songs so speziell ist und sie von der großen masse moderner electronica abhebt, ist die dichte an sounds, der er dennoch transparent und klar präsentiert. das hier ist kein dumpfes elektro-geballere, sondern eine feine soundkonstruktion, die mich ab und zu an kraftwerk, tangerine dream, kreidler oder auch robert miles erinnert. leider kommen manchmal ebenso new-age-artige passagen vor, die verdrängt geglaubte erinnerungen an den großen weichspüler schiller wachrufen.
die absolute stärke des albums ist allerdings die fantastische rhythmik, die schnauss an den tag legt. bei stücken wie »i take comfort in your ignorance« oder »the weight of darkening skies« zieht schnauss alle register. die melodien sind hier klasse, genau wie die sounds, und sie würden auch auf der tanzfläche etwas hermachen, obwohl sie eher progressiv in ihrer struktur sind.
ulrich schnauss ist es sehr gut gelungen, mit »a long way to fall« fast alles abzudecken, wozu elektronische musik imstande ist, und dabei weder qualitativ schlecht zu sein, noch verkopft zu wirken. daher kann ich nur sagen: sehr empfehlenswert!
(Rote Raupe)
Auch wenn Schnauss jetzt in Sachen Instrumentierung und Sound wieder mehr an seine frühen Alben anschließt, hat er doch in keinem Augenblick seinen introvertierten Stil geändert, seine Vision, wie prachtvoll seine traurigen Tracks klingen sollen und umgekehrt. Ulrich Schnauss’ Alben sind der konstante Versuch, sein Inneres nach außen zu stülpen, immer glaubwürdig, immer vereinnahmend.An frühere Alben anschließen meint, und das sagt der in London lebende Kieler selbst, den Synthesizer als das feiern, was er ist: ein rundum perfektes Instrument, das sich weder verstecken, noch seine elektronische Natur verleugnen soll. Schnauss fährt auf “A Long Way To Fall” seinen ganzen Synthie-Park auf, Vocals gibt es nur in kleinen Sample-Dosen und wir hören ein paar der besten Stücke, Melodien und verschachtelten Harmoniedecken, die Schnauss je produziert hat. Die elegischen Pads von Tangerine Dream, Boards Of Canada in noch dickere Beat-Watte gepackt und sehr sampfpfotige Adaptionen von Bassmusik. Über einzelne Tracks reden? Überflüssig, Schnauss komponiert seine Stücke zusammen zu einem großen Ganzen, und klingt stellenweise sogar wie eine Miniatur-Ausgabe von Hans Zimmer, Rain-Man-Ära. Dass das alles ein bisschen mehr nach Gestern als nach Morgen klingt, geschenkt. Dieses Gestern ist aber so schwammig, dass “A Long Way To Fall” am Ende nur nach einem klingt: Ewigkeit.
(de:bug)
Zwischen beklemmend genial und Fahrstuhlmusik. 7,5 Punkte
AntwortenLöschenExtrem hoher Wegdös-Faktor.
AntwortenLöschen6 Punkte