§ 371 der Abgabenordnung setzt sich mit dem Thema Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung auseinander. Günther Harder und Raphael Tschernuth haben sich aber weniger aus finanziellen als aus musikalischen Gründen an Platten vor Gericht gewandt. Und obwohl "Out In The Open" bereits verjährt ist, wird das Album hier noch verhandelt, da es erst Ende 2012 ohne Label und Management veröffentlicht wurde und nur über ihre Homepage und via Bandcamp (für 10,- €) vertrieben wird.
Auf Strafminderung durch die Richter dürfen ear jedoch trotz ihrer Selbstanzeige nicht hoffen.
Auf Strafminderung durch die Richter dürfen ear jedoch trotz ihrer Selbstanzeige nicht hoffen.
Das Duo gründete sich 2002 in einer bayrischen Kleinstadt und kann mittlerweile auf sechs in Eigenregie entstandene Alben zurückblicken. Raphael Tschernuth, der in Berlin als Komponist lebt und arbeitet, entwirft die Musik, spielt die Instrumente und kümmert sich um Aufnahmen und Produktion. Günther Harder, ein in Leipzig lebender Schauspieler, schreibt die Texte, singt und spielt Schlagzeug. Gemeinsam entwickeln sie im Studio einen Bandsound, der als melodiöser, meist melancholischer Indiepop für Erwachsene auch Platz im Radio finden könnte. "Out In The Open" wurde von Doug Henderson (Devendra Banhart, Antony & The Johnsons) gemastert und hat auch Indietronic mit warmen, elektronisch knisternden Beats und schlichte Akustik-Arrangements ("Birds") im Angebot.
Was für Musik machen denn Raphael Tschnernuth und Günther Harder eigentlich mit EAR? Sie nennen es Alternative Pop, aber man könnte auch Acoustic Kuschelrock sagen oder “Die Musik, die man nach einem langen Tag hören möchte, wenn man sich Gedanken über sich und die Welt macht”. In den Texten geht es eigentlich immer ein bisschen um Selbstmitleid und Lebenswege, aber auf eine positive Art und Weise. (Die Musik von EAR würde sich eigentlich auch gut als Soundtrack für Dramen und ruhigere Arthouse-Produktionen machen, für die Raphael Tschernuth solo schon lange tätig ist.)
Was alle bisherigen Alben gemeinsam hatten war diese eine Textzeile, die einen noch Wochen nach dem Hören durch den Tag begleitete, ohne dabei ein aufdringlicher Ohrwurm zu werden. Davon hat die neue Platte einige mehr, eigentlich überzeugt sie vollständig ohne dabei zu sehr an Vorheriges angelehnt zu sein.
Wir begehen also heute nicht nur den neuen Release “Out in the open”, sondern auch zehn Jahre Bandgeschichte, in der sich EAR ständig weiterentwickelt haben, ohne sich dabei stilistisch untreu zu werden. Ein wenig Hilfe von außerhalb hatten die beiden allerdings dieses Mal: Gemastered wurde die aktuelle CD mit Doug Henderson, der mit Bands wie System of a down und Antony and the Johnsons zusammenarbeitet und dem Ganzen den letzten Schliff gegeben hat.
So klingt “Out in the open” mit Großstadtgeschichten wie “Strangers Everywhere” und ruhigen Nachttracks wie “Winter Favorites” ein bisschen nach Spätherbst, ein bisschen nach Einsamkeit und ein bisschen gesetzter als zum Beispiel noch 2003 “Smalltown collapse”. Ein Album mit dem man auf jeden Fall sehr ruhig und tragend durch die kalten Monate kommt!
(litheart)
Wundervoll. 8,5 Punkte. Mindestens.
AntwortenLöschenÜber Ingos hohe Bewertung bin ich überrascht, aber von mir kommen auch immerhin
AntwortenLöschen7 Punkte
Selbst ich bin überrascht... habe aber verifiziert...
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