Dinosaur Jr. (Gründungsjahr 1984, 10 veröffentlichte Alben) haben letztes Jahr vorgemacht, wie man auch als Urgestein de...

Yo La Tengo - Fade

















Dinosaur Jr. (Gründungsjahr 1984, 10 veröffentlichte Alben) haben letztes Jahr vorgemacht, wie man auch als Urgestein des Alternative Rock noch relevante Platten veröffentlichen und bei Platten vor Gericht in die Top 20 einziehen kann.

Yo La Tengo, ebenfalls 1984 gegründet und mit mittlerweile 13 veröffentlichten, von Kritikern oftmals hoch gelobten und von Plattenkäufern größtenteils ignorierten Alben, treten nun mit "Fade" an, um dieses Kunststück zu wiederholen.

Ira Kaplan (Gitarre, Piano, Gesang), Georgia Hubley (Schlagzeug, Piano, Gesang) und James McNew (Bass, Gesang) huldigen wieder gehauchtem Gesang, repetitiver Rhythmik und mäandernder Gitarrenschleifen ohne jedoch Gefahr zu laufen ins Ausufernde zu geraten. Der Opener "Ohm" kratzt als längster Titel gerade einmal an der 7-Minuten-Marke - das hat man von Yo La Tengo auch schon länger gehört. Das folgende "Is That Enough" ist ein beschwingter, regelrecht sommerlicher, in Streichern getränkter Pop-Song, "Well You Better" könnte auch von Belle & Sebastians "The Boy With The Arab Strap" stammen und "Cornelia And Jane" und "Before We Run" lassen Bläser erschallen. Für den luftigen, abwechslungsreichen und warmen Sound sorgte vielleicht John McEntire von den Post-Rockern Tortoise, der auch schon Teenage Fanclub, Stereolab oder Bright Eyes produzierte, und Roger Mouenot, seit 1993 der Stammproduzenten von Yo La Tengo, ablöste.  

Die limitierte Doppel-Lp kommt in farbigem Vinyl mit zusätzlicher 7'', die zwei Coverversionen beinhalten wird: "I Saw The Light" von Todd Rundgrenund "Move To California" von Times New Viking.
   

Am deutlichsten von der Leine gelassen will ‘Fade‘ nur am Anfang bzw. Ende werden: wenn ‘Ohm‘ zu Krautrock-Rhythmen fein säuberlich gegliedert Indierock-Perfektion als Gruppenerlebnis ausrumpelt und ‘Before We Run‘ über den selben zurückgelehnten Stoizismus relaxte Bläser und Streicher (generell gerne gesehene Flirtgelegenheiten überall hier!) gleiten lässt, während Yo La Tengo die tendenzielle Opulenz noch nicht einmal zu bemerken scheinen. Dazwischen schrammeln die Akustik- und E-Gitarren immer munter, klarerweise ein bisschen nostalgisch undschwermütig, Feedbackschleifen wandern ungeachtet der freien Songstrukturen durch alle Bereiche der Platte, die Rhythmussektion verbeißt sich gerne lose in eine unnachgiebig treibende Meditation deutscher Prägung.

Ein entspannter Schunkler wie das nasale ‘Is That Enough‘ wäre auf Alben wie ‘Summer Sun‘ freilich beinahe aufgekratzt daher gekommen, mit seinen dröhnenden Gitarren im Untergrund, seiner niemals theatralischen Streicher-Sektion, auf ‘Fade‘ wird er zum Sinnbild für eine allgemeine Konkretisierung und Beschwingtheit. ‘Well You Better‘ dreht das unaufdringliche Stimmungsparometer noch ein paar Grad höher,  Yo La Tengo tanzen fröhlich grinsend im Kreis, hören sich noch einmal durch ‘I Can Hear the Heart Beating as One‘, denn alles hier klingt luftig, leicht und locker. ‘Stupid Things‘ und Konsorten sind angetrieben von einem immanenten Groove, freigeistige Saiten und Tasteninstrumente perlen und rudern von Tortoise-Mann John McEntire gelenkt in alle Richtungen, alles kann passieren aber nichts wird gezwungen. Deswegen driftet ein ‘Two Trains‘ auch lieber ziellos über seine charmanten Melodie-Ideen, als klare Hooklines zu definieren: Yo La Tengo bleiben eben auch dann unverkennbar Yo La Tengo, wenn im Detail nachgeschraubt wird. ‘Fade‘ ist damit ein Album jener Sorte geworden, die heutzutage vielleicht nur etablierte Giganten wie Sonic Youth, Stephen Malkmus, Dinosaur Jr. und Konsorten zustande bringen können: niemandem muss mehr etwas bewiesen werden, auf Stadion-Bühnen soll das nicht gehievt werden und dass es keinen aus dem treuen Fanfundus ansprechen wird steht ohnedies nicht zur Diskussion. Ganz im Gegenteil: ‘Fade‘ wärmt nicht nur bereits gewonnene Herzen mit spielerischer Nonchalance – Yo La Tengo haben mal wieder eine Platte aufgenommen, die dem sympathischsten Lächeln der Welt verdammt nahe kommt.
(Heavy Pop)

Yo La Tengo in Deutschland:

11.03.13 Frankfurt, Mousonturm
12.03.13 Düsseldorf, Zakk
13.03.13 Berlin, Volksbühne
15.03.13 Schorndorf, Club Manufaktur


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