Wer Anfang/Mitte der 90er mit offenen Ohren das neue Aufleben deutschsprachiger Musik mitbekommen hat, ist damals auch an den Flowerpornoes ganz sicher nicht vorbeigekommen. Und wer damals an den Flowerpornoes nicht vorbeigekommen ist, wird auch heute noch gerne viel Zeit an Orten, wie dem Parkplatz von Eden oder in einem dunklen Kino, das nach Bohnerwachs riecht und aus irgendeinem Grund nach Äpfeln, verbringen.
Und wer solch wunderbare Lebens/Situationsbeschreibungen wie "Nicht Müde Genug" in seinem musikalischen Gedächtnis abrufbar hat, kann in etwa die Vorfreude nachvollziehen, wenn es heißt, ein neues Flowerpornoes-Album steht zur Veröffentlichung an. Natürlich war Tom Liwa in all den Jahren immer präsent, zuletzt im Frühjahr dieses Jahres mit seinem Album "Goldrausch", aber als Band hat man sie nach dem übergroßen Abschlussalbum "Ich & Ich" nur einmal auf "Wie Oft Musst Du Vor Die Wand laufen..."wiedergetroffen. Und das ist auch schon wieder gut 5 Jahre her (und war mir persönlich, ich muss es zugeben, einen Tacken zu straight rockig).
Nun ist man also wieder da, in der Besetzung Tom Liwa, Markus Steinebach, Birgit Quentmeier, Giuseppe Mautone und sogar die wunderbare Alexandra Gilles Videla gibt sich als Gastsängerin die Ehre. Und wenn man sich die Rückseite des Covers anschaut, fühlt man sich auch gleich in Zeiten von Mama's Pfirsiche zurückversetzt. Und auch die ersten Töne des Albums in "Das Wort Erde" führen einen zurück in diese mittlere Phase der Band. Wunderbar wird schon in diesem ersten Song deutlich, wie gut die Texte Liwas, der im "normalen Leben" übrigens wieder seinen "richtigen" Namen angenommen hat, eben auch in solch einem Bandkontext funktionieren.
Ja man bekommt im weiteren Verlauf des Albums sogar mehr und mehr das Gefühl, dass dieses Album der elektrische große Bruder des sehr kargen (und guten) Soloalbums zu Beginn des Jahres ist. Selbst Lieder, die in Spielarten vorgetragen werden, die in der Regel nicht so mein Fall sind, wie das rock 'n' rollesque "Gültiger Fahrschein" passen sich wunderbar ins Gesamtbild ein. Auch sonst ist alles da, das eher erzählerisch vorgetragene "Saving Grace", das sich auch gut auf "Ich & Ich" gemacht hätte, das wunderschön instrumentierte "Pazifika", "Chinese Inca", welches fast schon als lupenreiner Pop firmiert oder das überlange psychedelisch flirrende "Papamesaiok".
Aber welcher Weg auch eingeschlagen wird, alles passt sich wie von selbst in den Kontext der Band ein, bei der man fast spürt, wie viel Spaß dieses erneute Wiederbeleben (falls man das überhaupt so nennen kann) gemacht zu haben scheint. Alles wirkt, dort wo es früher auch mal den ein oder andren provozierenden Spruch (auch live) gegeben hat, wunderbar entspannt. Man scheint im Reinen mit sich selbst. Und wer weiß, wer ganz genau hinhört, findet hier vielleicht auch den ein oder anderen neuen Lieblingsort.
Flowerpornoes live:
06.12.12 Bremen, Event- und Gastroschiff Treue
10.12.12 Köln, Underground
11.12.12 Hamburg, Molotow
12.12.12 Leipzig, Ilses Erika
13.12.12 Frankfurt, Das Bett
12.12.12 Leipzig, Ilses Erika
13.12.12 Frankfurt, Das Bett
15.12.12 Ludwigshafen, Das Haus
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