Die erste Vorladung (VI)
Personalien:
Zunächst eine Erklärung zum Bandnamen, denn drückt man auf einem Mac mit UK-Tastaturbelegung die Kombination aus "alt"-Taste und "J", so erscheint das Delta-Symbol (∆), das daher teilweise auch häufiger direkt hinter dem Bandnamen steht.
alt-J oder alt-J (∆) sind Gwil Sainsbury (Gitarre, Bass), Joe Newman (Gitarre, Gesang), Gus Unger-Hamilton (Keyboards) und Thom Green (Schlagzeug).
Tathergang:
Die vier jungen Engländer trafen sich 2007 an der Leeds University, Joe spielte Gwil seine Demos vor, der war begeistert und beide fingen zusammen an daran weiterzuarbeiten. Thom und Gus kamen nach und nach hinzu und fertig war die Band, die sich zunächst Daljit Dhaliwal und dann Films nannte. Über Soundcloud wurden Fans, Radiostationen und letztendlich auch eine Plattenfirma (Infectious) auf alt-J aufmerksam, so dass nun mit "An Awesome Wave" deren Debüt veröffentlicht wurde.
Plädoyer:
alt-J präsentieren uns mit ihren 10 Songs und den 3 kleinen Zwischenspielen eine ungewöhnliche und innovative Mischung, die die Presse schon zu Umschreibungen wie „Nick Drake trifft Gangsta Rap“ oder Schubladenbeschriftungen wie "Folk-Step" veranlasste. Tatsächlich läuft es auf Folk-Musik hinaus, jedoch finden sich Beats und Rhythmen, wie sie Radiohead zum Beispiel auf "In Rainbows" nutzten oder James Blake zu Everybody's Darling werden ließen. Hinzu kommen schöner Harmoniegesang, der zur Nennung der Fleet Foxes als Referenz verlocken könnte, und Joe Newmans Falsett, der Parallelen zu den Wild Beasts aufweist. Die Rap-Einlagen halten sich glücklicher Weise in Grenzen. Am Ende des Jahres wird man "An Awesome Wave" in vielen Bestenlisten 2012 wiederfinden.
Nun folgt mit "An Awesome Wave" das Debüt des Quartetts, das sich in seiner musikalischen Vielfalt nicht limitieren will – zum Glück! Bands die immer nur den einen gleichen Song aufnehmen gibt es immerhin schon zur Genüge. Zwischen Indie, Pop, Rock, Folk oder Hip-Hop sind die eingängigen Stücke dieser sympathischen Nerds angesiedelt. alt-J brillieren mit ihrem frischen und melodischen Sound irgendwo zwischen Radiohead, Other Lives, Fleet Foxes oder Why?, und legen ein wunderschönes, innovatives Debütalbum vor, das mit einer lebhaften Eigenständigkeit pulsiert.
(Tonspion)
"Sophisticated!", wie der Engländer zu sagen pflegt. Vielleicht würde er es im Falle Alt-Js sogar rufen. Damit würde er so manche Träumereien, die durch etwaige Lagerfeuer-Stimmungen von An Awesome Wave entstehen, wie eine Blase platzen lassen, aber es wäre nur allzu verständlich. Denn so fließend und irritierend das Intro und das folgende ❦ (Ripe & Ruin) sind, wird erst Tessellate das Album fulminant beginnen. Ein wenig R'n'B bitte? Genau das hält es bereit. Sanft, mit einem unruhigen Beat unterlegt, inklusive Chören im Hintergrund und der gebrechlichen Stimme Gwils wird es zum ersten Aushängeschild des Albums. Ein Song, der direkten Eindruck hinterlässt und der von Breezeblocks nicht minder fulminant abgelöst wird. Oder ist doch lieber die Romantik gewünscht? Bitte sehr. Die gibt es ebenso reichlich: Something Good, Ms und Taro halten ganz individuell die ruhigen Momente im Album für sich reserviert. Doch allen steht die Single Mathilda voran, die nicht umsonst von diversen Stationen zur Single der Woche gekürt wurde.
Das Debüt scheint voller Highlights zu sein. Und so fehlt nur noch der Song Dissolve in der langen Liste der aufgeführten Songs. Und auch hier gibt es nur ein Wort: Chapeau! Das letzte Highlight des Albums springt zwischen Leichtigkeit und nachdenklicher Ruhe und ist die Idealbesetzung für die Mitte des Albums, scheint es die Merkmale Alt-Js auf den Punkt zu bringen. Und die sind beachtlich. Denn wer mit einem solchen Debüt und einem so geschickten Songwriting aufwarten kann, der wird sich schnell in die erste Indie-Liga spielen können.
(Alternative Nation)
Indizien und Beweismittel:
20.06.12 Berlin, Festsaal Kreuzberg
23.06.12 Neuhausen, Southside Festival
24.06.12 Scheeßel, Hurricaen Festival
Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt...
alt-J ist die Band des Jahres, Breezeblocks der Song des Jahres und An Awesome Wave voraussichtlich das Album des Jahres: 9,5 Punkte
AntwortenLöschenJa, ein wirklich gutes Album, auf dem es viel zu entdecken gibt. Matilda hat, seitdem ich es im April zum ersten Mal gehört habe, nichts an seiner Anziehungskraft verloren.
AntwortenLöschenIch bin mit 8,5 Punkten dabei.
verstehe den hype um die band nicht.
AntwortenLöschen5,5 Punkte
Ich positioniere mich zwischen Julia und Olly. Wirklich sehr originelles Album.
AntwortenLöschen-9- Punkte
9 Punkte
AntwortenLöschenIch erhöhe auch auf 9 Punkte.
AntwortenLöschenMittlerweile gibt es auf dem Album keine Lieblingslieder mehr für mich, das ganze Album ist mein Lieblingslied.
Traditionell beende ich die Punktvergabe mit meinen 3 Lieblingsalben. Saint Etienne habe ich leider bereits bewertet, also rücken alt-j nach.
AntwortenLöschen8,5 Punkte