Was Sufjan Stevens sein Bundesstaaten-Projekt war, ist "The Famly Roots" für Ben Cooper, nämlich ein themenorientiertes Projekt, d...

Radical Face - The Family Tree: The Roots
























Was Sufjan Stevens sein Bundesstaaten-Projekt war, ist "The Famly Roots" für Ben Cooper, nämlich ein themenorientiertes Projekt, das sich gleich über mehrere Alben erstrecken soll. Ob Stevens nun an der Vielzahl der US-Staaten scheiterte oder das Ganze tatsächlich nur ein Scherz (oder gut gemachter Promo-Coup) war, sei einmal dahin gestellt. Cooper begrenzt "The Family Tree" auf drei Alben, nämlich "The Roots", "The Branches" und "The Leaves", an denen er bisher rund 5 Jahre arbeitete. Erzählt wird die Geschichte einer fiktiven Familie aus dem 19. Jahrhundert über mehrere Generationen hinweg. Und als wäre dies noch nicht genug, veröffentlicht Radical Face über seine Homepage zwischendurch noch einige Umsonst-EPs ("The Bastards").

"The Family Trees: The Roots" stammt eigentlich noch aus dem letzten Jahr, brauchte aber einige Monate, um über den Atlantik zu uns zu schippern. Da hat sich wohl jemand zu sehr am historischen Hintergrund des Konzeptalbums orientiert und die Platten per Segelschiff kommen lassen!

Wer keine schnelleren Versandwege kennt, bisher noch nichts vom Nachfolger von "Ghost" oder sogar generell von Radical Face gehört hat (was kaum zu glauben wäre, denn der Song "Welcome Home" war über einen Nikon-Werbespot über Monate hinweg omnipräsent), der lässt sich vielleicht von einigen wohlwollenden Worten oder stimmungsvollen Videos überzeugen:

Radical Face schaffen mit „The Family Tree: The Roots“ ein Album, das Atmosphäre schafft, einen weichen und Schutz gebenden Mantel, der vor der eisigen Kälte schützt - eine perfekte Platte für den Winter. Trotz der musikalischen Einfachheit vermitteln die Songs einen schwebenden, träumenden Zustand, den Beginn und die Wurzeln von etwas, das erst wachsen wird.


Auf dem Silberling entführt das Electric President-Mitglied den Zuhörer in einen von Melancholie geprägten intimen Klangraum, wobei eine stimmungsvolle Atmosphäre transportiert wird. Eingesetzt wurden nur Instrumente, zu denen man im 19. Jahrhundert Zugang hatte, darunter Akustikgitarre, Piano, Banjo, Akkordeon, Streicher und Floor Tom.
Als Glanzlichter funkeln dabei die treibende Indiefolk-Nummer "A Pound Of Flesh", der düster-mysteriöse Track "Black Keys", "Always Gold", ein von Leichtigkeit durchzogener Hybrid aus Folk und Pop sowie der Closer "Mountains", eine wunderschöne Grußadresse an Simon&Garfunkel.
Unterm Strich ist der Follow-Up zu "Ghost" ein zeitloses Folk-Album geworden, das von Melancholie durchweht wird und dabei Fragilität ausstrahlt. Wer diesen Silberling hört, zelebriert neblig-trübe Abende auf feinste Art.


Zugleich baut er das gesamte "The family tree: The roots" aus minimalen, doch ausschlaggebenden Konterspielern auf, die dennoch zu einem Gesamteindruck zusammenstimmen - und dabei an Harmonik und Eintracht kaum zu übertreffen sind. Die stampfenden Toms von "A pound of flesh" etwa werden von klickernden Rimshots und Händeklatschen begleitet, wodurch der Sound einmal gut durchgelüftet wird. Braucht es mehr Nachdruck, wie bei "Black eyes" und dem abschließenden "Mountains", so steht die Standtom halt einfach für sich. Und in der Tat werden die Songs durch diesen kleinen Trick des Weglassens zu den kleinen Kraftpaketen des Albums. Gitarren und Klaviere spielen ihre Melodien dazu in schwelgerischen Fünf- bis Sechstonfolgen, während Cooper seinen altbewährten Flüstergesang auf Milliarden ebenso altbewährter "Uhs", "Ohs" und "Hmms" bettet - und lyrisch schließlich so ziemlich alles "wrapped", was ihm noch zu lose erscheint.


10 Kommentare:

  1. Tolle Songs, aber manchmal ein wenig gleichförmig ausgefallen.

    7 Punkte

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  2. Ich warte noch auf die LP. Das wird wohl noch 1-2 Monate dauern. Auf meine Anfrage schrieb er, dass es wohl außerordentlich schwer war ein Presswerk zu finden, dass noch in der Lage war seinen Ansprüchen an das Vinyl gerecht zu werden und er nicht irgendeinen Müll veröffentlichen will.
    Vorbildlich
    Ich harre aus.

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  3. Always Gold ist wirklich unglaublich gut. Bin gespannt auf den Rest.

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  4. Wunderschöne Platte. Es passiert selten, dass ich direkt von der Arbeit aus noch ne Stunde spazieren gehe um ne Platte im mp3 Player zu hören. 9 Punkte.

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  5. Sehr schönes Album, das ich häufig höre.
    9 Punkte.

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  6. Man darf sich auf die nächsten Teile freuen...

    7,5 Punkte

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