Es kommt nicht häufig vor, dass das Gerichtsregister um eine Kategorie ergänzt werden muss. Aber ohne die Zuordnung zu “Prog-Rock” kann ...

Motorpsycho - The death defying unicorn

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Es kommt nicht häufig vor, dass das Gerichtsregister um eine Kategorie ergänzt werden muss. Aber ohne die Zuordnung zu “Prog-Rock” kann ich dieses Album nicht einordnen.

Bereits 1989 wurde die Band Motorpsycho gegründet. Diesen Monat erschien mit “The death defying unicorn” das 15. Studioalbum der Band. Ich kann nicht über alle 14 Vorgänger urteilen aber besonders in Erinnerung blieben mir das harmonische “Let them eat cake” aus dem Jahr 2000 und das krachige “Heavy metal fruit” welches 2010 erschien. Hier auffällig wurde die Band bereits 2006 mit “Black hole/black canvas”,

Wer zu einem Motorpsycho-Album greift tut das vor allem, weil er die musikalische Unberechenbarkeit der Band schätzt. Wenn dann noch ein Jazz-Musiker namens Ståle Storløkken als Kollaborateur auf dem Cover genannt wird, sollte man sich auf einen wilden Trip gefasst machen. Motorpsycho hat mit Progrock und Jazz zwei Stile zu den Leitmotiven ihres Albums erkoren, welche dafür geschaffen sind, wohlwollende Anerkennung oder abgrundtiefe Verachtung bei Hörern hervorzurufen. Die Kombination dieser “Extreme” stellt dementsprechend eine Herausforderung für das potentielle Publikum dar. Es geschieht im Verlauf der knapp 1,5 Stunden häufig, dass Jazz-Verspieltheit und Prog-Wucht frontal aufeinandertreffen und ein ergreifendes Gewitter entfachen. Während harmloseren Passagen wird dem Hörer etwas Erholung gegönnt. Jazz ist auf “The death defying unicorn” kein Beiwerk sondern das Gerüst für ein mutiges und großartiges Album.

Doch wirklich besonders wird das Album nicht durch das “Crossover-Konzept” sondern durch eine weitere Tatsache: Während mich ansonsten lange Songs (ab ca. fünf Minuten Dauer) gerne mal langweilen, weil deren jeweilige Songidee einfach nicht so weit trägt, gewinnt jeder Song auf “The death defying unicorn” mit seiner Länge und gerade die Songmonster entpuppen sich nach einigen Durchläufen als das Rückgrat des Doppelalbums.

Besonders empfehle ich das “Through the veil”, welches über 16 Minuten zu fesseln weiß und die beiden Abschlusskracher “Mutiny!” und “Into the mystic”.

lomax-deckard.de meint:

Motorpsycho legen einen zyklischen Zusammenhang hin, der im Gegensatz zu vielen anderen Alben der Band, weniger durch thematische Weiterverarbeitung musikalischer Gedanken, sondern durch rhythmische, harmonische und instrumentierungsmäßige Gegensätze und Beziehungen hergestellt wird.

Was mich an der Geschichte hinter dieser musikalischen Odyssee beunruhigt ist die kontextuelle und inhaltliche Bedrohung die fast klaustrophobische Zustände auslöst.

Eine “rather special” Tour wurde angekündigt und diese umfasst auch Dates in Deutschland:

  • 17.4. Köln
  • 18.4. Bremen
  • 19.4. Leipzig
  • 20.4. Berlin

2 Kommentare:

  1. Neil Young habe ich komplett durchgestanden, aber hier habe ich beim 3. Titel (mehr als 15 Minuten Kopfschmerzen erzeugendes Durcheinander) das Handtuch geworfen.

    Höchstens 2 Punkte

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