Nach dem wenig überzeugenden " Heureka " versprach die vorab veröffentlichte Single "Zum...

Thees Uhlmann - Thees Uhlmann



















Nach dem wenig überzeugenden "Heureka" versprach die vorab veröffentlichte Single "Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf" eine Verbesserung für Thees Uhlmanns erstes Soloalbum. Zum mittlerweile hinlänglich bekannten Song gibt es auch einen eben so persönlichen wie originellen Videoclip:





Auf dem Album schließt sich an dieses Lied das ebenfalls flotte "Die Nacht war kurz" an, das eine dominante Mundharmonika und eine kurz an The Strokes gemahnende Gitarre zu bieten hat, dazu "mit richtiger Strophe zum falschen Refrain", da dieser außer der ständigen Wiederholung des nichtssagenden "Die Nacht war kurz, ich stehe früh auf" wenig zu bieten hat. Irgendwo las ich, dass Caspar auf einem der ersten Titel gefeatured würde. Da ich mich dessen Karriere bisher erfolgreich entziehen konnte, dachte ich ahnungslos, dass die zweite Stimme im Refrain zu "Die Nacht war kurz" von ihm stamme. Daher traf mich die Rap-Einlage im anschließenden "& Jay-Z singt uns ein Lied" vollkommen unerwartet. Ein guter Song, der, auch wenn sich der Text (neben Thees auch) um Jay-Z dreht, diesen Kniff nicht gebraucht hätte.
Wenn Uhlmann in seinen Texten verschiedene Sujets, wie "Fußball" oder "Platten" ("Die Toten auf dem Rücksitz"), erwähnt, hat er mich gleich auf seiner Seite, zum Beispiel in "17 Worte": "Meine Wahrheit in 17 Worten: Ich hab’ ein Kind zu erziehen, Dir einen Brief zu schreiben und ein Fußball-Team zu supporten". Der Unterschied zwischen mir und Thees, der zeitgleich mit mir 2 Jahre in Köln Lehramt studierte, ist nur, dass ich derzeit gleich 10 Kinder zu erziehen habe.
Nach einem gelungen Auftakt können die folgenden Titel das gebotene Niveau nicht halten und nicht nur die Pose auf dem Cover erinnert an Springsteen, dessen "Dancing In The Dark" sogar zitiert wird. Gegen Ende erholt sich die Platte aber wieder: vor dem abschließenden Rocker "Vom Delta bis zur Quelle" können sowohl Thees' Ode an die Heimat mit dem herrlichen Titel "Lat: 53.7 Lon: 9.11667" als auch "Paris im Herbst" überzeugen. Dieses beginnt, stilistisch passend, mit reiner Akkordeon-Begleitung zu der sich gegen Ende Streicher gesellen, ähnlich wie bei "Geigen bei Wonderful World", nur besser.

Thees Uhlmann zeigt sich auf seinem ersten Soloalbum, das erneut von Tobias Kuhn (Monta, Miles) produziert wurde, im Vergleich zum Tomte-Vorgänger deutlich formverbessert, ohne jedoch an die Leistungen von "Hinter all diesen Fenstern" oder "Buchstaben über der Stadt" anschließen zu können.


Die Zeit und Der Spiegel berichten über Thees und seine neue Platte, und so sieht der Musikexpress das Werk:
Er ist der König der langgezogenen Herzens-Lieder. Worte kommen nicht drum herum, einmal „durchgenörgelt“ zu werden und Thees kommt nicht drum herum, dass sein Album im Ranking zu seiner Band Tomte steht. Über Sinn und Unsinn eines Soloprojektes entscheidet nun mal das „anders“. Dabei verzichtet man im besten Fall auf solche Meinungs-Keulen wie „besser“ oder „schlechter“. Was das Soloprojekt vom Gruppenprojekt musikalisch unterscheidet ist sicherlich in erster Linie die tragendere Rolle des Klaviers, das den Songs als erstes Instrument sein Gerüst verliehen hat und sich dementsprechend oft in den Vordergrund spielt. Mehr Chello und Mundharonika wie beispielsweise bei „Paris im Herbst“ sind zu hören. Ein gewagtes Feature mit dem Rapper Casper bei „& Jay-Z singt uns ein Lied“ und damit auch ein Augenblick befremdlicher Indie-Verdrängung. Geschichten aus dem Leben kann man auch mit seiner alten Band machen. Die ja auch weiterhin existiert. Kein Bassist, kein Schlagzeuger und kein Gitarrist wird dem Songtext des Sängers seine Worte Stehlen. Dennoch bleibt das Gefühl, dass weniger Distanz als sonst da ist. Als hätte er die Kurzgeschichten gesammelt und schon längst für dieses Projekt zur Seite gelegt. Und es scheint, als würde Tomte diese Nähe nicht so gut stehen wie Thees Uhlmann selbst. Man darf sich dennoch auf eine Platte einstellen, die sich nicht weit vom Tomte-Sound entfernt und das hat ja auch niemand angemeldet. Also weg mit den Suchmaschienen die, die den Sinn für diese Platte suchen soll. Es reicht, wenn man sich als Tomte-Fan auf die Thees-Platte freut und damit sollte man auch nichts am Alleingang auszusetzen haben. Und wir sehen einafach dabei zu, wie die Lachse zum Laichen und Sterben den Fluss aufwärts schwimmen.


Thees Uhlmann - diesmal ohne Längen- und Breitengrade:

12.10.2011 Erlangen, E-Werk
14.10.2011 München, Muffathalle
16.10.2011 Stuttgart, LKA Longhorn
18.10.2011 Freiburg, Jazzhaus
20.10.2011 Frankfurt, Batschkapp
21.10.2011 Jena, Kassablanca
22.10.2011 Rostock, Mau Club
23.10.2011 Magdeburg, Moritzhof
25.10.2011 Köln, Bürgerhaus Stollwerck
26.10.2011 Bremen, Schlachthof
27.10.2011 Lingen, Alter Schlachthof
29.10.2011 Hamburg, Grünspan
30.10.2011 Berlin, Postbahnhof

9 Kommentare:

  1. Ich finde das wieder deutlich besser als das letzte Tomte Album, aber natürlich nicht so gut wie die zuvor.

    7,5

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  2. Besser als "Heureka". Daher 8 Punkte

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  3. 6 Punkte. Kann die furchtbaren Bonustracks einfach nicht vergessen.

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  4. Ich muss hier wohl Thees supporten...

    8 Punkte

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  5. Thees gewann übrigens die Kategorie "Die besten Alben 2011" bei Top of the Blogs, einer Abstimmung unter den deutschsprachigen Musik-Blogs.

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