Geht eine Künstlerin nach Island, um ein Album aufzunehmen, dann sie sie sofort da, die Vergleiche mit Björk, das ...

Briana Marela - All Around Us
























Geht eine Künstlerin nach Island, um ein Album aufzunehmen, dann sie sie sofort da, die Vergleiche mit Björk, das Elfen- und Feenhafte, die sphärischen und entrückten Klanglandschaften usw.
So auch bei Briana Marela, einer 25-jährigen US-Amerikanerin, die über Kickstarter das Geld für die Reise über den großen Teich sammelte, um in Reykjavik gemeinsam mit dem Produzenten Alex Sommers (Jónsi & Alex, Sigur Rós) ihre Songideen zu verwirklichen. 

"All Around Us" flirtet mit den zerbrechlich wirkenden, Ambient-artigen Klängen, die wir von ruhigeren Sigur Rós Liedern kennen, umgarnt die poppige Seite von Jónsis Soloalbum, lädt die jungen Damen von Amiina ins Studio ein, um für gefühlvolle Streicher zu sorgen, wühlt im Baukasten der klickenden und knarzenden elektronischen Beats und versetzt Marelas sanfte Stimme mit reichlich Hall und vielen Loops, so dass einem neben der unvermeidlichen Björk auch Múm, Pascal Pinon und leider Enya in den Sinn kommen.

Man hätte der aus Seattle stammenden Künstlerin auf ihrem zweiten Album nach "Speak From Your Heart" (2012) noch etwas mehr Mut zum Risiko und Experimentierfreude gewünscht, wie etwa beim Opener "Follow It", in dem sich Briana Marelas Gesang Schicht um Schicht auftürmt, oder beim packenden "Surrender".
"All Around Us" erscheint über Jagjaguwar / Cargo und steht ab dem 21. August in den Plattenläden.




Am Ende bleibt ein bunter Blumenstrauß: "Take care of me" ist in seiner poppigen Frische der wohl ausgelassenste Song des Albums, der Titeltrack in seiner melancholischen Schwere kaum tragbar für den Einzelnen, sondern besser paarweise zu genießen. Das geisterhafte Echo von "Dani" hallt noch lange nach Abschluss des Albums nach. Marela verursacht nicht nur tiefe Wunden beim Hörer. Sie leckt auch ihre eigenen.
Es ist genau jene Gratwanderung auf "All around us", die das Album mitunter so spannend macht. Zwar wirkt Marela oft distanziert, gleichzeitig öffnet sie sich doch auf intimste Weise. Der Wunsch nach Neuem, ohne das Alte loslassen zu wollen, prägt ihre Songs. Die Hektik der Stadt beobachtet sie mit einer gewissen Einsamkeit im Inneren. So überrascht es auch nicht wirklich, dass der siebenminütige Abschluss "Further" kaum wie ein einzelner Song daherkommt. Auf und ab geht es hier, Marela zieht das Finale in die Länge, lässt es mal leiser werden und dann doch wieder aufleben. Als könnte sie sich nicht verabschieden, obwohl sie weiß, dass es vorbei ist. Natürlich nur das Album – das Ende ihrer musikalischen Laufbahn scheint in weiter Ferne. Zum Glück.
(Plattentests)




Viele Songs kommen sogar komplett ohne Rhythmen aus, ohne dass die Stimme dann, wie beispielsweise bei Björks »Medúlla«, zum Rhythmusinstrument avancieren würde. Apropos Björk: Marelas Stück »Dani« scheint deutlich von der Melodie von Björks »Unravel« inspiriert zu sein. Auf den dezent gehaltenen Ambient-Track folgt das vorab veröffentlichte »Surrender«, das mit seinen elektronischen Marching-Drums den packendsten Moment der Platte bildet. Leider erreicht das Album nicht die Tiefe, die es zu Beginn verspricht, auch weil der samtweichen Stimme von Briana Marela Brüche abgehen. Als Soundtrack für den nächsten Island-Besuch und für kalte Wintertage ist es jedoch zu empfehlen.
(intro)


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