Die Erwartungen an ein neues Album von I'm From Barcelona sind meinerseits: einige fröhliche Indiepop-Songs, ...

I'm From Barcelona - Growing Up Is For Trees
























Die Erwartungen an ein neues Album von I'm From Barcelona sind meinerseits: einige fröhliche Indiepop-Songs, die man bereits beim zweiten Mal mitklatschen, -summen und -singen kann, weil schlichte Handclaps vorgegeben sind, der vielstimmige Chorgesang wieder eingängige La-la-las oder Na-na-na-nas vorträgt und die Texte so simpel gehalten sind, dass man sie beim zweiten oder dritten Hören schon abgespeichert hat. Natürlich wird es den ein oder anderen schwächeren Titel geben und mit ganz viel Glück einen Song, der mit "We're From Barcelona", "Treehouse", "Paper Planes" und "Mingus" mithalten kann. Das letzte Album von I'm From Barcelona, "Forever Today" (2011), krankte ein wenig daran, dass es aus der ersten Kategorie zu viele Songs und aus der zweiten Rubrik keinen einzigen gab.

Nun also "Growing Up Is For Trees", ein Album, für das sich Emanuel Lundgren und seine Mitstreiter vier Jahre Zeit ließen und das gemeinsam live im Sudio aufgenommen wurde, um alle (auf dem aktuellen Plattencover zählt man 19 Personen) in den Prozess zu integrieren.
Der tolle Opener "Violins" kann sicherlich mit den zuvor vier genannten älteren Singles mithalten, die nachfolgenden "Helium Heart" und das temporeiche"Lucy" sind ähnlich gut bzw. fast noch besser gelungen, "Growing Up Is For Trees" und "Gotta Came Down" schlagen einen ruhigeren und düstereren Wege ein, ähnlich wie einige Songs auf "Who KIlled Harry Houdini?". Damit wären 17 Minuten und die erste Seite von "Growing Up Is For Trees" beendet. 
Auch wenn die weiteren 5 Songs (bis auf "Sirens") diese Qualität nicht halten können, dürfte "Growing Up Is For Trees" das bisher zweitbeste Album von I'm From Barcelona sein.




Doch neben 'Violins' sind wir noch mit neun weiteren, neuen Stücken beglückt. Wir hören uns mal durch das Album: 'Helium Heart' ist durchaus cheesig, aber die leichte Rockreminiszenz à la 'Roadrunner' von den Modern Lovers reißt es wieder raus. Es folgt 'Lucy', ein selbst für ihre Bandverhältnisse äußerst zügiges, kraftvolles Stück. Das Lied macht Spaß, bleibt sofort im Ohr, und ist definitiv eines ihrer besten Werke im gesamten Schaffen. Erkennbar ist dies eindeutig daran, dass das Lied geradezu zwanghaft zur ständigen Schleife nötigt, aus der man sich erstmal mühsam wieder befreien muss.
'Growing Up Is For Trees', das Titelstück, bleibt recht ruhig, und begeistert mit einem gelungenen Text über die Schwierigkeiten ein Liebeslied zu verfassen. Am Ende ist ein wenig unbeholfenes Klaviergeklimper zu hören – wohl der kompositorische Beginn eines jeden guten Liebesschnulzenklassikers. 'Gotta Come Down' erinnert an das Vorgängeralbum. Sehr glatt, sehr schön vielstimmig. Die Menschenmasse der Band wird zu selten genutzt, aber immerhin an dieser Stelle. Dem schließt sich auch 'Not Just Anything' an, bleibt aber weniger hängen und hat etwas von einer B-Version von 'Violins'.
Beim flotten 'Sirens' wähnt man sich wieder etwas mehr in der Bandvergangenheit. Live wird das Stück mit Sicherheit sehr überzeugend, um nicht zu sagen gut tanzbar sein. Hier darf sich auch endlich der Bläsersatz mal so richtig in den Vordergrund schieben. 'Benjamin' ist ein mit kleinen Countryanleihen gespicktes, sehr sympathisches Lied über Fernweh. Wieder sorgen die Bläser für die Extraportion Eingängigkeit, welche das Lied eine Weile im Gehör verweilen lässt. Erstaunlich ähnlich ist 'Departure', sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Es ist eine winzige Prise unaufgeregter, aber unterm Strich das leicht bessere dieser beiden schönen Fernwehlieder.
Das gut fünf Minuten lange 'Summer Skies' beschließt das Album. Im Vergleich zum Restalbum erscheint es doch besonders unaufgeregt, und lebt vor allem von einem spärlichen, repetitiven Text. Gegen Ende wird ein wenig gejammt, aber zum Glück in Maßen und nicht eine halbe Stunde lang. Zum Ausklingen genau die richtige Wahl.
Wir halten fest, das neue Album von I'm From Barcelona geht als gut gelungen durch, auch wenn an der ein oder anderen Stelle das Potential der Band leider nicht ausgeschöpft wurde. Das Album möchte ein paar mal gehört werden, bevor es seine ganze Wirkung entfaltet, und besonders 'Departure', 'Growing Up Is For Trees', und 'Helium Heart' sind gelungene, zukünftige I'm From Barcelona-Klassiker. 'Lucy' ist nicht nur besonders gelungen, sondern ein Hit, und sollte als solcher bitte auch entsprechend gewürdigt werden.
(Tante Pop)

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