Nun ist es also doch passiert! 28 Jahre nach der Trennung unserer Lieblingsband The Smiths veröffentlichen deren kreativen Köpfe Johnny Marr und Morrissey erstmals im gleichen Jahr ein Soloalbum und feiern somit ein Wiedersehen vor einer etwas anderen Art des Gerichts.
Nachdem "World Peace Is None Of Your Business" von Morrissey nicht gerade zu den Highlights unter seinen bisherigen 10 Soloalben zu zählen ist und sich mit Alben der Güteklasse von "Viva Hate" (1988), "Vauxhall And I" (1994) oder "You Are The Quarry" (2004) messen lassen muss, hat "Playland" den Vorteil, dass Marrs erstes Soloalbum "The Messenger" (2013) nicht gerade herausragend war.
Nachdem Johnny Marr jahrelang nur als Gastmusiker (The The, Pet Shop Boys) oder Bandmitglied in der zweiten Reihe (Electronic, Modest Mouse, The Cribs) in Erscheinung getreten war, scheint er sich nun auf seine Solokarriere zu konzentrieren. "Playland" bietet wenig überraschenden, temporeichen Alternative Rock britischer Prägung, der aber Modest Mouse und mit Abstrichen auch The Cribs und Electronic (oder besser: New Order) näher steht als The Smiths. Marrs herausstechendes Gitarrenspiel muss wohl ebenso wenig erwähnt werden wie seine begrenzten Fähigkeiten als Leadsänger. Statt dessen seien "Dynamo", "Candidate" und "The Trap" als Anspieltipps sowie "Playland", "Speak Out Reach Out" und "Boys Get Straight" als Skip-Kandidaten genannt.
Auch wenn "Playland" vermutlich bei Platten vor Gericht nicht vor "World Peace Is None Of Your Business" wird landen können, so dürfte der Abstand hinsichtlich der Durchschnittswertung enger ausfallen als vor Veröffentlichung beider Alben gedacht.
Dynamo, with its gentle Smiths influence poking its head above the waves, nose-dives into a typical Johnny wall of sound; its energy is the track’s appeal, backed up by a strong flowing melody. Back in the Box is a fast paced, adrenaline fuelled rollercoaster ride, whereas 25 Hours reminds us of Marrs’ variety and talent with a guitar. Johnny is such a decent ‘riff writer’ that bands would fight over the scraps he throws away. Although some may focus on the guitar parts, where this album really shines is the use of drums and bass. Album-titled track Playland uses these instruments to form a perfectly balanced performance that is set apart from the rest, with Johnny shouting his way throughout, wanting to ‘push the button to a higher plane’. This Tension’s gentle guitar sits happily under a leading riff with the drum and bass again taking centre stage to lift the song to new heights. The great thing about this album is there’s so much going on that you don’t notice until much later on; it really is a Playland. It’s one of those rare albums where you enjoy it the first time, but the more you here it, the more it satisfies you for different reasons; it’s a grower and a shower. Although the lyrics can seem somewhat tangled and distant at times, the overall technique and experience on offer here is a wonder to behold, and makes the album a mixed bag of loveliness.
(Renowened For Sound)
Playland offers no such intrigue; it just sounds a lot like The Messenger. Some tracks can be a tad (or should that be trad?) workmanlike and the snarling riffs of the title track would surely snarl some more if they were paired with a more feral frontman. Still, there’s plenty here in the gorgeous, windswept vein of Dynamo and The Trap, both of which especially suit Marr’s slender singing style.
(The Guardian)
Die tanzenden Akkorde zu Beginn der neuen Single sind zwar dreist geklaut bei "Dashboard", dem einstigen Übersong auf dem Modest-Mouse-Album "We were dead before the ship even sank", aber jetzt dreimal geraten wer für das Original verantwortlich ist, und bei sich selbst klauen ist nur halb geklaut, wenn überhaupt. Das eindeutigste Selbstzitat stellt wohl aber "The trap" dar. Das sich mit Hall, flächigen Synthies und der vertrauten Melancholie im Netz der Achtziger-Jahre verfängt und damit sehr "smithstastich" ist. Verzeihlich aber ist das auch angesichts des überragenden "Dynamo". Ein von vorne bis hinten perfekter Indiepoprocksong der alles vereint was Marr so einflussreich und verehrenswert macht. Der Refrain geht hoch und höher als jede dieser Tiefkühlpizzen und das Solo kriegt auch nur dieser eine verdammte Kerl so maximal unorthodox und minimal sperrig hin.
Eine Großtat, der keine wirklich schlechten Tracks mehr auf "Playland" folgen. Trotz allem wirken die martialischeren Momente, etwa die punkenden Strophen von "Boys get straight", wie übrigens auch schon auf "The messenger", etwas bemüht und spielen nicht ganz in der selben Liga wie das übrige Material. Aber die werte Kollegin Depner hat es ja letztes Jahr auch schon geschrieben: Es bleibt sicher nicht sein letzter Versuch.
(Plattentests)
Johnny Marr in Deutschland - im Gegensatz zu Morrissey vermutlich ohne The Smiths-Song:
02.11.14 Köln, Luxor
7,5 Punkte
AntwortenLöschenTrotz Morrisseys nicht berauschender Vorgabe konnte Johnny Marr ihn nicht übertrumpfen.
AntwortenLöschen6 Punkte