Ambitioniert und experimentell soll es wohl sein, das zweite Soloalbum von Julian Casablancas. Irgendwo zwischen "Phrazes For The Young" (2009) und den letzten Alben von The Strokes ("Angles", 2011, "Comedown Machine", 2013) hat sich deren Sänger eine weitere Band angelacht: The Voidz nennen sich Jeramy Gritter (Gitarre), Amir Yaghmai (Gitarre), Jacob Bercovci (Bass, Synthesizer), Jeff Kite (Keyboards) und Alex Carapetis (Schlagzeug). Dass Carapetis vor Jahren einmal bei den Nine Inch Nails trommelte, kann man bei den Industrial-Ausflügen auf "Tyranny" erahnen.
Julian Casablancas und seine Jungs mixen im Verlauf einer vollen Stunde Grunge, Störgeräusche, Breakbeats, Falsettgesang, Garage Rock, Noise-Attacken, Metal, Punk-Rock, fiepsende Keyboards und vieles weitere wild durcheinander und halten das Ganze wohlmöglich für Avantgarde und ganz große Kunst. Schlimmste Phase des Albums ist das Aufeinanderfolgen des brachialen Terror-Songs "M.Utually A.Ssured D.Estruction" und das anschließende "Human Sadness", ein auf knapp 11 Minuten aufgeblasener, sich windende Moloch von einem Song.
"Tyranny" ist abgefuckt, absurd, enervierend, flatterhaft, hyperaktiv, schnoddrig, überladen, unvorhersehbar, verschroben, zerfahren und einigen tatsächlich eine tolle Review wert:
"Tyranny" ist abgefuckt, absurd, enervierend, flatterhaft, hyperaktiv, schnoddrig, überladen, unvorhersehbar, verschroben, zerfahren und einigen tatsächlich eine tolle Review wert:
Bei „Take Me In Your Army“ glaubt man, Prince und Sheila E. säßen an einer Lo-Fi-New-Wave-Bastelei. In „M.utually A.ssured D.estruction“ geht es drunter und drüber. Sänger und Band versinken in tyrannischem Trash-Terror. Ähnliches folgt später noch einmal in den Grunge-Adaptionen „Where No Eagles Fly“ und „Business Dog“. Es sind aber andere Stücke, über die man besonders oft reden wird.
In „Human Sadness“ versuchen Julian Casablancas und die Band über die unglaubliche Dauer von elf Minuten das Träumerische der späten Mercury Rev, Störgeräusche, eine Melodie und schräge Gitarrensoli zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen. Irgendwie gelingt das dann tatsächlich auch. „Father Electricity“ ist mit temperamentvollem Breakbeat ein absoluter Höhepunkt. In „Dare I Care“ hat man den Eindruck, Casablancas habe Gefallen an der Musik von Omar Souleyman gefunden. Experimente, Ausbrüche und Leidenschaftsmomente entdeckt man hier immer wieder.
(Musikexpress)
Schon das eröffnende ‘Take Me In Your Army‘ ist da ein Stück drückender Synthierock, das seine Melodien schief gegen den Strich bürstet und eine verstörende Freude an der Disharmonie hat: die verdammt catchy Uneingängigkeit der nächsten Songs wird also bereits hier etabliert. ‘Where No Eagles Fly‘ will sich nicht entscheiden, ob seine annähernd 4 Minuten Laufzeit lieber ein flapsig groovendes Handreichen, oder ein brettharter Electronicclash darstellen soll – irgendwann lehnt Casablancas den Songs geschickt an die Abfahrt von ‘Vision of Division‘.
Auch ‘Father Electricity‘ wirkt, als würden zwei verschiedene Kompositionen auf einmal gegeneinander Sturm laufen, Melodie und Rhythmus spielen gegeneinander an, Casablancas und seine Voidz malträtieren dazu einen verspult-tropical pumpenden Jungle-Beat, der nur zu absurd austickendem Moves auf der Tanzfläche rühren könnte. Direkter ist das schon das grandiose ‘Dare I Care‘, eine R&B-Dancehallvergiftung für die Zeit nach ‘Random Access Memories‘ (inklusive patentiertem ‘Room in Fire‘-Science Fiction-Kniddelmotiv) oder das Richtung Flying Lotus im muskulösen Badass-Outfit schielende ‘Xerox‘. (...)
Tyranny‘ ermöglicht Casablancas auf durchaus unerschrockene und mutige Art neue künstlerische Freiräume, die er dann auch absolut rücksichtslos ausfüllt. Man muss gespannt sein, was das für die nächste Strokes-Platte bedeuten wird.
(Heavypop)
Einiges wirkt überfrachtet, aber dann kommt plötzlich eine epische Großtat wie »Nintendo Blood«, schält sich diese einmalig lakonische Stimme durch den Ultrabrutal-Punkrock von »Business Dog«, gelingt Casablancas mit »Human Sadness« erlesener Pop. Den Mut, so etwas überhaupt zu machen, muss man ihm ohnehin zugute halten. Auf einem anderen Label als seiner eigenen Firma Cult Records hätte er diese Musik kaum unterbringen können.<
Tyranny mag in Teilen krawallig sein und die Hörer maximal fordern, am Ende wird die Geduld belohnt: Schicht um Schicht offenbart Casablancas einige seiner besten Songs seit längerer Zeit. Er ist nur einen Schritt vom Großwerk entfernt. Irgendwann wird es ihm noch gelingen.
(Spex)
Derart "gequält" gefällt mir Casablancas Stimme besser als bei den Strokes. 7 Punkte
AntwortenLöschenIst das ein nervendes Album!
AntwortenLöschen3,5 Punkte
Die fälschlicherweise bei EoC gelandeten
AntwortenLöschen6 Punkte
sollten eigentlich hierhin.