Ähnlich wie die gestern vorgestellten Loch Lomond erweitern auch die Local Natives ihren Sound um den Einsatz von Sy...

Local Natives - Sunlit Youth






















Ähnlich wie die gestern vorgestellten Loch Lomond erweitern auch die Local Natives ihren Sound um den Einsatz von Synthesizern. Doch wo die Band aus Oregon sich auf nur wenige Songs beschränkte, geht das kalifornische Quintett in die Vollen, vollzieht einen deutlichen stilistischen Bruch im Vergleich zu den hoch gelobten Vorgängern „Gorilla Manor“ (2009) und „Hummingbird“ (2013) und sucht klanglich die Nähe zu Yeasayer.

Klar, dass nun nicht alle „Yeah!“ schreien (ich zum Beispiel) und so fallen die Plattenkritiken weniger begeistert aus als bei den beiden vorherigen Platten. Dennoch wird „Sunlit Youth“ aktuell mit 75/100 Punkten bei Metacritic gelistet. 

Gerade im direkten Vergleich zum melancholischen „Hummingbird“ fallen für mich 80er-Sounds („Villainy“), R’n’B-Anleihen („Coins“) und Calypso-Klänge („Mother Emanuel“) eher negativ ins Gewicht. Auf der Habenseite lassen sich aber zum Beispiel „Fountain Of Youth“ oder das Nina Persson-Duett „Dark Days“ verbuchen.




Nachdem sich die Band aus L.A. mit einem exzellenten Debüt voller Überschwang und einem nicht minder gelungenen Zweitling in die Herzen einer beträchtlichen Indie-Pop-Fanbase gespielt hat, ändert sie nun ihre bewährte Rezeptur. Da, wo bisher fast ausschließlich analoges Pop-Instrumentarium zum Einsatz kam, dominiert nun oftmals eine deutlich vom Synthie-Pop geprägte Klangkulisse inklusive satt patschender Beats.
Das eröffnet neue Möglichkeiten und verleiht dem ohnedies warmen, detailverliebten Sound der Natives noch weichere und geschliffenere Texturen. Und doch kommt man nicht umhin, eine gewisse Überladenheit, einen Hang zur Überproduktion auszumachen, der sich als Symptom einer Coldplayisierung im Anfangsstadium deuten lässt.
(musikexpress)




Solange Stücke wie das vorab präsentierte "Past lives" dabei herauskommen, spielt das veränderte Selbstbewusstsein auch dem Hörer in die Karten. Da mischen sich spährische Keyboardflächen, punktuell jaulende Gitarren mit gewohnt gefühlvollem, mehrstimmigen Gesang, und Local Natives treiben diese bittersüße Atmosphäre gekonnt bis ins Finale. Auch der ausgekoppelte Opener "Villainy", der von notwendiger Essenz kleiner Veränderungen im tristen Alltag erzählt, ist toll: Mäandernd auf einem prägnanten 80s-Beat, entführt der Song samt gewohnt tollem Refrain mehr als einmal in songschreiberische Höhen. Dass der Schritt heraus aus dem weiteren Kreis in die Speerspitze der avantgardistischen Indie-Rocker schon bald gelingen kann, belegen Local Natives mit "Masters": Hier wagen sie was, lassen Dämmerung und Verschrobenheit erwachsen und hinterlegen diese Elemente mit einem wummerndem Beat.
"Dark days" verzaubert mit weiblicher Zweitstimme, punktet mit der Prägnanz von I Am Kloot und mit der Erhabenheit eines The-Antlers-Songs. Klar, Melodieseligkeit stand bei dieser Band schon immer hoch im Kurs, das belegt auch "Fountain of youth", ebenfalls situiert in dieser mehr als überzeugenden ersten Albumhälfte. Würde "Sunlit youth" trotz eines modernen R'n'B-Verschnitts wie "Coins" und dem hymnischen "Psycho lovers" in der Folge nicht merklich beliebiger, man müsste hier eine dicke 8/10 zücken. So aber bleibt Local Natives, Ihr wisst schon, hinten raus erneut ein bisschen Luft nach oben. Ein Fleißkärtchen aber haben sie sich redlich verdient.
(Plattentests)


Local Natives in Deutschland:

16.11.16 Hamburg, Übel & Gefährlich
17.11.16 Berlin, Bi Nuu
25.11.16 Erlangen, E-Werk
26.11.16 München, Studio 1


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