Torsten Frings, bist du es? - Nein? Wie ein kurzer Blick auf das Cover einen doch täuschen kann. Eigentlich gut so...

The Late Call - Golden
























Torsten Frings, bist du es? - Nein? Wie ein kurzer Blick auf das Cover einen doch täuschen kann. Eigentlich gut so, denn singende Fußballer sind ja meistens auch gar nicht allzu gut...

Na gut, hören wir uns "Carry", die erste Single und den Opener des Albums an. Alles klar, der Piano-Pop stammt von Bruce Hornsby. - Ach, auch nicht? 

Dann "Ghost World", der zweite Song von "Golden": Fast wäre ich darauf reingefallen. Das ist nämlich doch Bruce Hornsby! - Wirklich nicht? Kein Scherz?

Setzen wir die Nadel ein wenig weiter und zwar mitten rein in "Pickpocket" und "White Moon". Nun klingt es, zur Ehrenrettung des Künstlers, wie ungenutzte Demoversion von Chris Martin aus der Frühphase von Coldplay. Nick Drake ("Change Of Scenery", "Opposite") könnte es auch sein... - Ist mir schon klar, dass Drake bereits tot und dass dies nicht das verschollene Soloalbum von Martin ist. 

Also, wer steckt denn nun hinter The Late Call? - Ach, hinter dem Bandnamen verbirgt sich der deutsche Singer/Songwriter Johannes Mayer, der auf englisch singt und in Stockholm lebt. Solo hat er bereits drei Alben veröffentlicht ("Leaving Notes", 2009, "You Already Have A Home", 2010, und "Pale Morning Light", 2012) und nun wurde im Oktober 2014 im Studio Nord in Bremen gemeinsam mit Patric Thorman (Bass, Hammond Organ), Henrik Roger (Piano, Mellotron) und Lars Plogschties (Drums, Percussion) das Album "Goldon" aufgenommen.  

Fragen wir doch einmal Francesco Wilking von Tele, was er zu diesem, auf Tapete Records veröffentlichten Album zu sagen hat:

Heraus kam Golden, ein Album wie aus den Frühsiebzigern, der Blütezeit des Folk-Rock, zu uns herabgepurzelt. Die Songs auf Golden schaffen die Schere zwischen warm und klar, zurückgelehnt und dynamisch, als wäre es das Leichteste der Welt. Man hört, dass hier nicht, wie heute normal, auf der Benutzeroberfläche des Musikprogramms gebogen und geschoben, sondern eingeschworen im Halbkreis zusammen gespielt wurde.
Wie zeitraubend und wie wunderschön! Die Platte fängt mit ihrem Klang den Glanz der goldenen Ära ein, der Zeit, als Hunter S. Thompson sich Fear and Loathing abrang und Bob Dylan neben Kris Kristofferson durch New Mexico ritt, der Zeit der ersten Indie-Songwriter links und rechts des großen Teichs, hier Townes van Zandt und Tim Hardin, da Nick Drake und John Martyn.
Die Musik atmet aber auch eine ganz andere Luft, die des Hier und Jetzt. Songs und ihre Stimmungen lassen zwar Saiten wie Folk und Americana anklingen, aber ebenso blitzt zwischen den Noten Frühneunziger-Independent-Pop englischer Prägung auf. Bei all dem Band- und Genredropping sei betont: Der Eklektizismus verkommt nie zum Selbstzweck.
The Late Call klingen vor Allem nach Johannes Mayer und seiner Band. Und das großartig. Sie geben ihrer Musik Raum, viel ist Klang und noch mehr Nachhall. Nicht umsonst findet das Tape-Delay, ein Effekt der diesen, wenn man es will ins Unendliche verlängert, auf dieser Platte so prominent Verwendung auf dem letzten Stück, „Telling Stories“. 




Auf dem neuesten The Late Call Werk “Golden” wird diese Entwicklung weiter geführt. So bietet Johannes mit seiner Band zwölf Songs in bester Tradition von Nick Drake und anderen Größen des klassischeren Folksounds. Stücke mit gekonnt ausgearbeiteten Texturen für alle Stimmungslagen. Da machen die schnelleren Nummern, wie der unterhaltsame Popsong “Carry”, genau so viel Spaß, wie das langsamere “The Pact” und die Ballade “Come Alive”. Im Mittelteil erinnern The Late Call bei etwas bombastischeren Songs, wie “Pickpocket” und “Change of Scenery” dann sogar ein wenig an die frühen Coldplay. All das macht “Golden” zu einem Album, das zeigt, wozu deutsche Musiker in der Lage sind, so dass man sich wünscht, dass bald auch eine breitere Öffentlichkeit den Namen The Late Call kennt, die hört aber wohl lieber Philipp Poisel, Johannes Oerding und Tim Bendzko.
(White Tapes)


The Late Call live:

06.05.15 Kiel - Schaubude
07.05.15 Hamburg - Nachtasyl
09.05.15 Mainz - Schon Schön
10.05.15 Bielefeld - Bunker Ulmenwall
12.05.15 Regensburg - Buchhandlung Dombrowski
13.05.15 Köln - Wohngemeinschaft
14.05.15 Aachen - Raststätte
16.05.15 Berlin - Grüner Salon


3 Kommentare:

  1. Für Bruce Hornsby, äh, Chris Martin, äh, ... Naja, auf jeden Fall gibt es hier: 5 Punkte

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  2. Ich würde mir wünschen, da wäre deutlich mehr Bruce Hornsby rauszuhören.

    6 Punkte

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